Zum Inhalt springen

Coronakrise und die Wirtschaft Ein Schweizer Alu-Unternehmen trotzt den Widrigkeiten

Der Schweizer MEM-Industrie geht es wieder etwas besser. Das zeigt auch die Reportage aus der Aluminium Laufen in Baselland.

Vor rund zwei Jahren wusste Patrick Villiger, Geschäftsführer und Mitinhaber der Aluminium Laufen AG in Liesberg, nicht mehr, wohin mit all den Aluminiumwaren. «Wir waren ein Opfer der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China geworden.»

Damals verhängte US-Präsident Donald Trump hohe Strafzölle gegen chinesische Aluprodukte. So wollte er die eigene Alu-Industrie schützen. Europa schottete sich wiederum gegen Waren aus China ab, indem es ein kompliziertes Bewilligungsverfahren für alle Aluprodukte aus Drittländern verlangte.

Vor zwei Jahren wusste Patrick Villiger von der Alu Laufen nicht mehr, wohin mit den fertig produzierten Teilen.
Legende: Vor zwei Jahren wusste Patrick Villiger von der Alu Laufen nicht mehr, wohin mit den fertig produzierten Teilen. Massimo Agostinis/SRF

Als Schweizer Unternehmen war auch die Aluminium Laufen betroffen. «Wegen des Bewilligungsverfahrens konnten wir nicht mehr schnell in die EU exportieren. Wir verloren etliche Kunden in der Automobilbranche in Frankreich und Deutschland», erinnert sich Villiger.

Der Umsatzrückgang bei der Aluminium Laufen betrug rund 5 Prozent. Vor einem Jahr hob die EU das Bewilligungsverfahren auf, die Alu Laufen konnte einen Teil der Kundschaft wieder zurückgewinnen.

Corona schlägt zu

Doch dann kam Corona. «Wir standen plötzlich von einem Tag auf den andern ohne Aufträge da», sagt Villiger. Das war im März vor einem Jahr. Die europäische Autoindustrie hatte alle Bestellungen gestoppt – mit Auswirkungen bis ins Laufental im Kanton Baselland. «Wir mussten einen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Das war absolut notwendig.»

High-Tech-Unternehmen für Corona-Diagnosegeräte und Beatmungsgeräte stützten uns.
Autor: Patrick Villiger Geschäftsführer und Mitinhaber Aluminium Laufen

Aber: Wegen Corona stiegen die Bestellungen aus der Diagnostikbranche. «Für ihre Hightech-Maschinen für die Auswertung von Corona-Tests brauchen sie Alu-Teile von uns», sagt Villiger. Zudem liefert sein Unternehmen auch Teile für Beatmungsgeräte. «Das hat uns sehr geholfen.» Die Erleichterung ist Villiger anzusehen. Schliesslich bietet sein Unternehmen 250 Angestellten einen Arbeitsplatz.

Silberstreifen am Horizont

Gegen Ende letzten Jahres trafen bei der Alu Laufen immer mehr Bestellungen ein. «Es ist die Autoindustrie, die zurückkommt – und der Bausektor,» freut sich Villiger. Ganz erklärbar sei das aber nicht. Im letzten Jahr verkaufte die europäische Autoindustrie 20 Prozent weniger Fahrzeuge – und auch in den ersten Monaten dieses Jahres haben die Verkäufe nicht zugelegt. «Die Autoindustrie hofft auf den Aufschwung – und sie will nie mehr erleben, wie während des ersten Shutdowns, dass sie nicht produzieren kann, weil ihr wegen Lieferunterbrüchen Bauteile fehlen. Deshalb stockt sie ihre Lager wieder etwas auf», ist Villiger überzeugt.

Alu-Giesserei
Legende: Weil die Autoindustrie wieder bestellt, konnte die Aluminium Laufen den Vierschicht-Betrieb einführen. zvg

Der Alu Laufen kommt das gelegen. Seit November ist niemand mehr in Kurzarbeit. Im Gegenteil: Ein Teil der Produktionslinien laufen im Vierschichtbetrieb. Das heisst, man produziert 24 Stunden am Tag, auch am Wochenende.

Alu Laufen ist kein Einzelfall

Dass es der gesamten Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) wieder besser geht, bestätigt auch Andi Meier von der Handelskammer beider Basel. «Laut unserer neusten Umfrage rechnen 80 Prozent unserer Mitglieder mit einem gleich guten oder bessere Halbjahr – das ist bedeutend besser als bei der letzten Umfrage vor sechs Monaten.»

Gestützt wird die Basler Umfrage auch von Swissmechanic, dem Verband der kleinen und mittleren Unternehmen der MEM-Industrie. Verbands-Vize Daniel Arn sagt: «Wir stellen fest, dass die Unternehmer wieder vermehrt über Fachkräftemangel klagen. Das ist immer dann der Fall, wenn sie wieder mehr an Personalausbau statt -abbau denken.»

Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie in Zahlen

Box aufklappen Box zuklappen

Die MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) erwirtschaftet rund 7,1 Prozent des Bruttoinlandproduktes und nimmt damit in der schweizerischen Volkswirtschaft eine Schlüsselstellung ein. Sie ist mit rund 320‘000 Beschäftigten, darunter 18‘000 Lernende, die grösste industrielle Arbeitgeberin der Schweiz.

Die Branche leistet mit Ausfuhren im Wert von 69,7 Milliarden Franken (2018) fast einen Drittel der gesamten Güterexporte der Schweiz. Mit einer Ausfuhrquote von 79 Prozent ist die MEM-Industrie sehr exportorientiert. Im Ausland beschäftigt die Schweizer MEM-Industrie mehr als 500'000 Mitarbeitende. Das zeigt die grosse Verflechtung mit dem Ausland.

Der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt ist die EU mit einem Exportanteil von 60 Prozent, gefolgt von den USA (14 Prozent) und China (6 Prozent).

Regionaljournal Basel, 23.03.2021, 17:30 Uhr

Meistgelesene Artikel