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Coronavirus Davoser Tourismusdirektor: «Wichtig, dass Bergbahnen offen sind»

Glarus, Schwyz, St. Gallen oder Luzern – sie alle schliessen ihre Skigebiete über die Festtage. Nicht so der Kanton Graubünden. Dort fahren Bergbahnen und Lifte auch über die Weihnachtstage. Reto Branschi, Tourismusdirektor von Davos Klosters, befürchtet keinen Ansturm auf die Pisten in seiner Region.

Reto Branschi

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Reto Branschi ist Tourismusdirektor der Region Davos Klosters.

SRF News: In Ihrer Region bleiben die Skipisten offen. Welche Gefühle herrschen bei Ihnen vor?

Reto Branschi: Wir sind sehr erleichtert über den Entscheid des Kantons Graubünden. Aber wir wissen auch, dass dies eine grosse Verantwortung für die Wintersportorte bedeutet. Dementsprechend haben wir ein strenges Schutzkonzept für die Destination, welches heute in Kraft tritt. So gilt zum Beispiel innerorts eine Maskenpflicht, auch um den Davoser See, wo es immer wieder zu Menschenansammlungen kommen kann.

Sie haben auch auf den Pisten ein strenges Schutzkonzept. Wie sieht das aus?

Das Anstehen ist geordnet über neue Bahnen. Man steht einzeln an. In den Bahnen ist die Kapazität begrenzt, man darf nur noch zwei Drittel der Gondeln füllen. Und auf den Skiliften gilt Maskenpflicht, während dem Fahren aber nicht.

Der Ansturm dürfte gross sein – viele andere Kantone haben ihre Gebiete zugemacht. Haben Sie nicht Angst, dass jetzt alle nach Davos kommen?

Nein, das glaube ich nicht. Unsere Destination hat zum Beispiel 35 Prozent Ausländer im Winter, da reisen aufgrund der Bestimmungen die wenigsten an. Zusätzlich hatte SRF eine Umfrage gemacht, die ergeben hat, dass 46 Prozent dieses Jahr auf Skiferien verzichten sollen . Da glaube ich nicht, dass es zu einem sehr grossen Ansturm kommen kann.

Durch die offenen Berggebiete haben wir zusätzliche Fläche, sonst würde sich das nur auf den Ort beschränken.

Aber umso wichtiger ist es, dass die Bergbahnen offen sind. Durch die offenen Berggebiete haben wir zusätzliche Fläche, sonst würde sich das nur auf den Ort beschränken. Denn die Gäste, zum Beispiel die Zweitwohnungsbesitzer, werden ohnehin anreisen. Und dann gäbe es die Massierung in den Orten.

Die Bündner Regierung sieht es etwas anders. Sie rechnet mit doppelt so vielen Leuten, wie die «Tamedia»-Zeitungen berichteten. Warum sieht das die Regierung anders als Sie?

Sie schaut das natürlich über den ganzen Kanton an. Bei uns ist es tatsächlich so, dass wir einen sehr grossen Ausländeranteil haben. Und da die wenigsten von ihnen anreisen, sind es schon einmal 35 Prozent weniger Touristen.

Andermatt-Sedrun: Urner Regierung ruft zu Skitouren-Verzicht auf

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Auch im Kanton Uri gilt ab heute für eine Woche: Pisten und Bergbahnen sind geschlossen. Das hat die Kantonsregierung am Wochenende entschieden. Trotzdem machen sich die Urnerinnen und Urner grosse Sorgen. Denn das Skigebiet Andermatt-Sedrun liegt auf zwei Kantonsgebieten – und im benachbarten Kanton Graubünden ist das Skifahren weiterhin erlaubt.

Christian Arnold ist Urner SVP-Regierungsrat. Er sagt, die Entscheidung der Bündner Regierung sei nicht unerwartet gekommen. Aber: «Wir haben aber eine klare Botschaft gegen aussen: Wir sind froh, wenn der Tagestourismus zu Hause bleibt.» In Andermatt würden sich jetzt schon viele Menschen bewegen. «Der zweite Punkt, der uns grosse Sorgen bereitet, ist, dass das Gleiche passiert wie im Frühling. Im Lockdown haben sich viele Leute ein Velo gekauft. Wir hoffen sehr, dass das jetzt nicht auch mit den Tourenski passiert. Man soll jetzt die Solidarität leben und zu Hause bleiben.»

Und bei den Skitouren gehe es nicht in erster Linie darum, dass die Abstände nicht eingehalten werden könnten, sondern um die Unfallgefahr und die Spitalkapazitäten, ergänzt der Urner Regierungsrat. «Wir haben ein kleines Kantonsspital mit drei Intensivplätzen. Wir müssen die Gesundheitsversorgung für die gesamte Bevölkerung sicherstellen und nicht nur für die Skigebiete.»

In Grossbritannien wurde eine neue Mutation des Coronavirus gefunden, die ansteckender zu sein scheint. Das zeigt ja eigentlich: Das Risiko ist da. Rechnen Sie auch mit solchen Dingen, wenn die Leute vermehrt nach Davos kommen?

Die Gäste aus Grossbritannien können ja leider nicht mehr anreisen. Wie gesagt, wir haben ein extrem strenges Schutzkonzept sowohl auf den Bahnen als auch im Ort. Dafür haben wir sehr viel gemacht. Und die Ansteckungsgefahr draussen, das weiss man in der Zwischenzeit, ist deutlich geringer als drinnen.

Sie befürchten also nicht, dass Davos zu einem zweiten Ischgl werden könnte?

Nein, auf gar keinen Fall. Ischgl ist ein typisches Beispiel: Es passierte beim Après-Ski. Hier ist man draussen, geniesst die frische Luft. Und man hat das Schutzkonzept massiv angepasst. Das war in Ischgl noch gar nicht der Fall.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 22.12.2020, 7.15 Uhr ; 

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