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Coronavirus in der Schweiz «Eine Reproduktionszahl über 1 ist ein Alarmzeichen»

  • In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 69 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden.
  • 18, 44, 52, 58, 69: Der Anstieg der letzten Tage macht den Schweizern Sorge. Der Leiter der Corona Taskforce zeigt sich beunruhigt.
  • Zuvor hatte auch BAG-Direktor Pascal Strupler via Tweet an die Bevölkerung appelliert, die Hygiene-Massnahmen strikt einzuhalten.

Matthias Egger, der Leiter der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, zeigt sich aufgrund der steigenden Corona-Infektionen in der Schweiz besorgt. Grund zur Sorge gäben nicht nur die steigenden Fallzahlen, sondern auch die Reproduktionszahl, ein wichtiger Faktor des aktuellen Stands der Corona-Pandemie.

Die Reproduktionszahl liegt nun mit 1.28 deutlich über 1.
Autor: Matthias Egger Leiter Corona-Taskforce des Bundes

Egger: «Die Reproduktionszahl, die Zahl also, welche angibt, wie viele Menschen von einem Neuinfizierten angesteckt werden, liegt nun mit 1.28 deutlich über 1.»

Eine Reproduktionszahl über 1 sei ein Alarmzeichen, sagt Egger: «Die Epidemie breitet sich weiter aus und bleibt nicht stabil.» Das sei erst recht beunruhigend, weil die Zahl der Neuinfizierten nicht von heute stamme. Der aktuelle Anstieg der Ansteckungen ist laut Egger auf frühere Öffnungsschritte zurückzuführen – auf die Öffnung der Grenzen am 15. Juni beispielsweise.

Wird es also nur noch schlimmer? Egger: «Das ist zurzeit noch nicht klar.» Wie Bundesrat Berset appelliert auch der Chef der Corona-Taskforce an die Bevölkerung, unbedingt die geltenden Hygieneregeln einzuhalten. Händewaschen, und Masken tragen, wenn der Abstand von 1.5 Metern nicht eingehalten werden könne.

Aus wissenschaftlicher Sicht gäbe es aber auch eine beruhigende Nachricht, sagt Egger. Obwohl man vielmehr teste, seien die positiven Tests proportional gesehen nicht gestiegen: «Die Testaktivität hat deutlich zugenommen, der Prozentsatz positiver Tests hingegen hat nicht zugenommen.»

«Alles andere ist ein Freipass für das Virus»

In einem Tweet hatte auch BAG-Direktor Pascal Strupler festgehalten, dass die Anzahl Neuinfizierter in den letzten Tagen wieder angestiegen sei. Das sei beunruhigend. Hygiene und Distanz trotz Lockerung der Massnahmen seien dringend. Alles andere sei ein Freipass für das Virus.

Zuvor hatte bereits das BAG gewarnt, dass man insbesondere bei Picknicks und Grilladen vorsichtig sein müsse: «Vergessen Sie nicht, Distanz zu halten, und befolgen Sie die Hygiene- und Verhaltensregeln. Teilen Sie weder Getränke noch Essen mit anderen.»

Seit mehreren Tagen Anstieg der Fälle

Auf die Kritik an den Lockerungen hat heute auch Bundesrat Alain Berset in der Samstagsrundschau von Radio SRF reagiert. Mehrfach verteidigte er die Politik des Bundes, es gebe viele Meinungen zu diesem Thema, als Bundesrat stehe er in der Verantwortung, er höre allen zu, versuche, die Meinungen zu integrieren, aber dann müsse der Bundesrat entscheiden: «Diese Kritiken sind nicht neu.»

Knapp 750'000 App-Nutzer

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Nach wie vor gross ist das Interesse an der Swiss-Covid-App, welche die Rückverfolgung von Neuinfizierten ermöglichen soll. Am ersten Tag hatte das Bundesamt für Statistik (BFS) über eine halbe Million Nutzerinnen und Nutzer gemessen. Bis am Samstag stieg deren Zahl auf knapp 750'000 an.

Bisher starben in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gemäss BAG 1682 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren. Das Bundesamt bezieht sich auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis Samstagmorgen übermittelt hatten.

Die Zahl der durchgeführten Tests auf Sars-CoV-2, den Erreger von Covid-19, beläuft sich bisher insgesamt auf 555'315. Bei 6.8 Prozent dieser Tests fiel das Resultat positiv aus.

Echo der Zeit, 27.06.2020, 18:00 Uhr ; 

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