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Coronavirus: Zusammenfassung
Aus Rendez-vous vom 25.03.2020. Bild: Keystone
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Covid-19-Risikopatienten Impfstoff gegen Lungenentzündung nicht mehr verfügbar

Wichtige Medikamente werden knapp oder sind nicht mehr erhältlich. Die Leidtragenden könnten Säuglinge sein.

Ärzte schlagen Alarm: Der Impfstoff zur Vorbeugung von Lungenentzündung ist in der Schweiz ab heute bis zum 31. August 2020 nicht mehr verfügbar. Es handelt sich um das Produkt Pneumovax-23 Injektionslösung der Firma Merck Sharp & Drohme. Dies hat das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) bekannt gegeben. Grund dafür sei eine gefährliche Falschannahme, sagen Ärzte.

«Viele Leute haben das Wort Lungenentzündung im Zusammenhang mit Covid-19 gehört und liessen sich dagegen impfen. Das ist aber absolut nutzlos», sagt Carlos Quintos, Mediziner und Mitglied des Zentralrats der Schweizer Ärztegesellschaft, FMH. «Covid-19 ist eine virale Lungenentzündung. PeumoVax als Impfstoff gegen bakterielle Lungenentzündung ist dagegen wirkungslos. Diese Falschannahme hat zu einer enormen Nachfrage geführt.»

«Die Pneumovax-23 Impfung wird in der Schweiz seit 2014 generell nicht mehr empfohlen», erläutert Christoph Berger, Leiter der Abteilung für Infektiologie und Spitalhygiene des Kinderspitals Zürich. Berger, zugleich Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), stellt klar: «Es gibt keinerlei Evidenz, dass eine Pneumokokken-Impfung eine durch das Coronavirus verursachte Entzündung verhindern könnte.» Dasselbe gelte für den komplizierten oder schweren Verlauf von Covid-19.

BWL warnt vor Hamsterkäufen

Genau diese Falschannahme habe auch zu einer erhöhten Nachfrage beim Antibiotikum Metronizadol geführt, welches gegen bakterielle Lungenentzündungen eingesetzt werde, schreibt das BWL. Das Bundesamt warnt in einer Mitteilung vor Hamsterkäufen.

Betroffen ist ebenso der Pfizer-Impfstoff Prevenar13 - dem in der Schweiz einzig empfohlenen Pneumokokken-Impfstoff. Mittlerweile wird auch dieser knapp. Experten wie Berger warnen deshalb eindringlich davor, nach Impfungen oder Behandlungen zu fragen, die nichts nützen. Offenbar seien vielen Menschen die Zusammenhänge nicht klar, stellt Berger fest, «das ist nicht nur gefährlich, sondern bietet auch eine falsche Sicherheit».

Bei Prevenar13 seien die Folgen besonders bei Säuglingen und Kleinkindern problematisch, da es oft keine Alternativen gebe, um Säuglinge und Kleinkinder gegen eine teils lebensbedrohende Lungenentzündung zu schützen.

Hersteller von Nachfrage überrascht

Profitiert von dieser Situation hat neben anderen Pharmaunternehmen auch der Pneumovax-Hersteller Merck Sharp & Drohme (MSD). Innerhalb weniger Wochen waren sämtliche Bestände in der Schweiz verkauft: «Als Folge der sich rasch entwickelnden Covid-19-Situation haben wir einen unerwarteten Anstieg der Nachfrage nach Pneumovax erlebt», schreibt MSD auf Anfrage von SRF News. Es schreibt: «Wir arbeiten daran, die Lieferungen wo immer möglich zu beschleunigen und evaluieren das Potenzial, dieses Jahr zusätzliche Dosen zur Verfügung zu stellen. Unsere Fähigkeit, in kurzer Zeit zu reagieren, ist begrenzt.»

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