Der Krieg in Nahost, der mit dem Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 seinen Anfang nahm, beschäftigt die Schweizer Politik regelmässig. Vom Verbot der Hamas als terroristische Vereinigung über die Gelder für das Palästinenserhilfswerk UNRWA bis zur Schweizer Haltung zur israelischen Kriegführung: Unter der Bundeshauskuppel wird die Nahost-Debatte ebenso hart wie emotional geführt.
Aufgrund der prekären humanitären Situation im Gazastreifen beriefen SP und Grüne nun eine «ausserordentliche Session» ein. Mit Vorstössen forderten sie vom Bundesrat unter anderem Sanktionen gegen gewalttätige israelische Siedler und ein Ende jeglicher militärischer Zusammenarbeit mit Israel.
Jedes Leben, unabhängig von Herkunft und Zugehörigkeit, ist von unschätzbarem Wert.
Mit bewegenden Worten leitete Nationalratspräsidentin Maja Riniker die gesonderte Debatte ein: «Das Leid der Bevölkerung auf beiden Seiten des Konflikts ist unermesslich. Es führt uns vor Augen, wie verletzlich das Leben ist, und wie dringlich es ist, Menschlichkeit und Mitgefühl zu wahren.»
Riniker rief die Räte auf, die Debatte mit Respekt und Anstand zu führen. «Jedes Leben, unabhängig von Herkunft und Zugehörigkeit, ist von unschätzbarem Wert», beschloss sie ihr Votum.
Anschliessend trat SP-Nationalrat Fabian Molina ans Rednerpult, der das militärische Vorgehen Israels in Gaza scharf kritisierte. Schliesslich forderte er den Nationalrat eigenmächtig zu einer «Pause des stillen Gedenkens für die Verstorbenen» auf. Dies, nachdem das Büro des Nationalrats eine Schweigeminute abgelehnt hatte.
Nationalratspräsidentin Riniker intervenierte prompt: «Ich habe Ihnen nicht das Recht eingeräumt, die Leitung dieser Debatte an sich zu ziehen oder das Verhalten von Ratsmitgliedern oder des Bundesrats zu bestimmen.» Gleichzeitig unterband die FDP-Politikerin den aufbrandenden Applaus aus der rechten Ratsecke.
In der Debatte folgten viele kritische Fragen von Links-Grün an den Bundesrat und dessen Position zum Krieg in Nahost.
Keine substanziellen Entscheide
Neben Wirtschaftsminister Guy Parmelin äusserte sich auch Verteidigungsminister Martin Pfister. Dieser lehnte die Forderung der Grünen ab, die militärische Zusammenarbeit mit Israel zu suspendieren. Die Schweiz betreibe gar keine solche Zusammenarbeit, sagte Pfister.
«Die militärischen Kontakte sind aufgrund der sicherheitspolitischen Lage auf reinen Informationsaustausch beschränkt, insbesondere im Kontext laufender Beschaffungsprojekte.» Einen Technologietransfer mit Israel gebe es dabei nicht. Eine Suspendierung der Projekte wäre einzig zum Schaden der Schweizer Armee, so Pfister.
Wie bereits am Montag im Ständerat wurde von den Forderungen von Links-Grün nur ein einziger Punkt angenommen. Dieser verlangt vom Bundesrat, seinen Einfluss zu nutzen, um «schwerste Verbrechen» im Gazakrieg zu verhindern – und sich für den ungehinderten Zugang humanitärer Hilfe zum Gazastreifen sowie für die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und politischer Gefangener einzusetzen.