Worum es geht: Eine Altersbeschränkung für Stimmberechtigte zu fordern, ist provokativ. Die Debatte dahinter beschäftigt Pro Senectute, die Organisation für das Alter, jedoch seit Längerem. Zwar war es in Demokratien schon immer so, dass die ältere Bevölkerung stärker an demokratischen Prozessen partizipiert als die jüngere. Doch die aktuelle demografische Entwicklung verschärft die Situation: Die Älteren sind nicht nur interessierter, sie sind auch in der Überzahl und können so die Politik massgeblich bestimmen.
«Keine Einbahnstrasse»: Pro Senectute plädiert dafür, dass die ältere Generation sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Entscheidungen, deren Konsequenzen man nicht mehr vollumfänglich tragen muss, seien immer problematisch. «Alterspolitik kann keine Einbahnstrasse sein», sagt Peter Burri Follath, Leiter Marketing und Kommunikation sowie Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei Pro Senectute Schweiz. Das gelte für die Altersvorsorge genauso wie für den sozialen Frieden. Es dürfe nicht sein, dass eine Gruppe über eine andere bestimmt, ohne deren Konsequenzen tragen zu müssen. Es gelte, dieses Bewusstsein wieder zu schärfen.
Engagement als Lösung: Die beste Lösung gegen das Ungleichgewicht ist laut Burri Follath ein stärkeres politisches Engagement der Jungen. Sie müssten an der Urne Gegensteuer geben. Gleichzeitig könne man die ältere Generation nicht aus der Verantwortung entlassen. Hier sei der Dialog entscheidend. Der Austausch zwischen den Generationen, etwa zwischen Grosseltern und Enkeln, sei heute so gut wie noch nie. Diese tragfähige Beziehung sei wichtig, um politische Themen innerhalb der Familie zu besprechen und für die jeweiligen Anliegen zu sensibilisieren.
Sorge vor Polarisierung: Pro Senectute beobachtet die zunehmende Polarisierung zwischen den Generationen mit Sorge. Wenn nachhaltige Lösungen für die Altersvorsorge oder den sozialen Zusammenhalt nur noch von polarisierten Standpunkten aus diskutiert würden, fänden sich keine tragfähigen Kompromisse mehr, ist Burri Follath überzeugt. Es brauche den Dialog und das gegenseitige Entgegenkommen. Letztlich gehe es um Fairness und Nachhaltigkeit. Denn: «Es sind die eigenen Kinder, die dann die Suppe auslöffeln müssen», gibt Burri Follath zu bedenken.