Das Box-Center Glattbrugg: Der Boden ist bedeckt mit blauen Matten, an der Decke hängen Boxsäcke. Hier trainiert die Zürcher Boxerin Ana Marija Milisic für ihren grossen Traum.
Die 28-Jährige will als erste Schweizer Boxerin an die Olympischen Spiele. Und dies bereits im kommenden Jahr: Die nächste Ausgabe findet nämlich 2024 in Paris statt. Bis heute konnte sich noch nie eine hiesige Boxerin dafür qualifizieren. Und bei den Männern gelang eine Qualifikation 1972 das letzte Mal. Für Milisic wäre es ein grosser Erfolg.
Für diesen Traum trainiert die Sportlerin unablässig. Unterstützt dabei wird sie von ihrem Trainer Timur Topcu. Auch sonst trainiert sie im Box-Center meistens mit Männern.
Das funktioniere sehr gut. «Der Zusammenhalt ist extrem – das muss ich betonen. Die Jungs sind voll auf meiner Seite», sagt Milisic. Eine solche Achtung zu erhalten, wenn man als Frau einem männerdominierten Sport nachgehe, sei sehr schön.
Der Zusammenhalt ist extrem. Die Jungs sind voll auf meiner Seite.
Ana Marija Milisic gilt als eine der besten Schweizer Boxerinnen. Sie gewann etwa schon gegen die Vize-Weltmeisterin oder die WM-Dritte. Sie hat das Boxen praktisch in die Wiege gelegt bekommen: Bereits ihr Vater war Boxtrainer. Als Kind und Jugendliche aber reizte sie dieser Sport noch nicht.
Erst mit 21 Jahren ging sie zum ersten Mal in ein Boxtraining. Dann habe es klick gemacht – sie sei «stecken geblieben», wie sie sagt. Denn das Spektrum im Boxsport sei riesig. «Man hat nie ausgelernt», sagt die 28-Jährige. Mit Biss macht sie sich stets ans Training, an ihre Leidenschaft.
Man hat nie ausgelernt.
Für eine Qualifikation für Paris 2024 bleiben ihr jetzt noch zwei Turniere. Chancen, die Milisic unbedingt packen möchte. Aus diesem Grund trainiert die Sportlerin in der intensiven Vorbereitungsphase bis zu 20 Stunden pro Woche.
Nebenbei arbeitet sie in einem Pensum von 60 Prozent als Sozialpädagogin in einem Heim im zürcherischen Herrliberg. Ihr Arbeitgeber sei zum Glück flexibel, ist die Boxerin froh.
Von 60 runter auf 57 Kilo Körpergewicht
Für ihr Ziel braucht es aber nicht nur intensive Trainings. Die Boxerin hat für den Olympia-Traum eigens die Gewichtsklasse gewechselt – und zwar zu den Federgewichten.
Dies war der Plan des Schweizer Boxverbands. Das Gewicht sollte runter von 60 auf unter 57 Kilogramm, dies bei einer Grösse von 1.75 Metern. Das entspricht zwar noch knapp Normalgewicht.
Nach eingehender Überlegung und professioneller Beratung habe sie sich für diesen Weg entschieden. Und der Intensität des Trainings tue das keinen Abbruch, sagt ihr Trainer Timur Topcu. Die Kraft, das Explosive im Training bleibe weiterhin bestehen, die Qualität stimme.
Topcu trainiert die junge Boxerin bereits seit drei Jahren, kennt deshalb ihre Stärken und Schwächen. Auf die Schwächen angesprochen, winkt er ab. Die will er nicht verraten. Nur so viel: Nach jedem Kampf werde analysiert, was man verbessern kann. Zu ihren Stärken jedenfalls gehörten die grosse Disziplin und der enorme Wille, so der Trainer.
Das Training wird noch intensiver
Aktuell ist Ana Marija Milisic noch in einer Erholungsphase. Demnächst aber sieht alles wieder anders aus: Für die besagten zwei Qualifikations-Turniere zu Beginn des nächsten Jahres zieht das Training wieder an.
Es werde sogar noch intensiver als bisher. Und das alles mit einem Ziel, für den einen grossen Traum: Um sich für die nächsten Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren.