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Der Waldbrand und das Klima Waldbrände in der Schweiz werden seltener, aber grösser

Wie haben sich die Waldbrände verändert? Nicht die Waldbrände haben sich verändert, sondern wie der Mensch damit umgeht, sagt Forscher und Waldbrandexperte Marco Conedera gegenüber Radio SRF. Viel Prävention sei geleistet worden, um die Waldbrände sicher und rechtzeitig zu bekämpfen. Darum würden aktuell weniger Wälder brennen als in der Vergangenheit.

In Cadenazzo werden Waldbrände erforscht

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Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL forscht zu Wald, Landschaft, Biodiversität, Naturgefahren sowie Schnee und Eis. Sie befasst sich mit der Nutzung, Gestaltung und dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen.

Zum Thema Waldbrände in der Schweiz hat die WSL ins Bündner Naturmuseum eingeladen. Mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen? Auch auf diese Frage gab Forstingenieur und Waldbrandexperte Marco Conedera Antworten. Er leitet im WSL die Forschungsgruppe Insubrische Ökosysteme in Cadenazzo im Kanton Tessin.

Dieses Forschungsteam untersucht die Landnutzung im Zusammenhang mit globalen Ökosystemveränderungen am Beispiel vom Gebiet Insubrien, das zwischen den Flüssen Po und Ticino liegt. Die Forschungsthemen von Marco Conedera sind insbesondere die Geschichte und Ökologie von Waldbränden und Kastanienwäldern.

Im Moment könne die gute Löschorganisation sogar das höhere Risiko der Waldbrandgefahr durch den Klimawandel noch kompensieren.

Gibt es in Zukunft mehr Waldbrände? Nicht unbedingt mehr Waldbrände, aber mehr gefährliche Waldbrandsituationen, so Marco Conedera und weiter: «Die Gefahrensituation für Grossbrände wird durch den Klimawandel sicher grösser.»

Die Trockenheitsperioden werden immer extremer und länger.
Autor: Marco Conedera Leiter der WSL Forschungsgruppe in Cadenazzo TI

Höchst gefährlich seien die Trockenheitsperioden, gefolgt von windigen Tagen, die immer extremer und länger würden. Zudem sei zu beobachten, dass es immer häufiger Blitze ohne Regen und Gewitter gebe. Blitze seien die einzige Naturursache für Waldbrände in der Schweiz.

Welche Gefahr droht den Menschen? Vor allem bei Grosswaldbränden gehe vorübergehend die Schutzfunktion des Waldes verloren. Daraus können Steinschlag, Murgänge und Rutschungen entstehen, die das Wohngebiet oder die Infrastruktur gefährden.

Welche Trends sind erkennbar? Es gibt weniger Waldbrände als früher – aber sie sind grösser und gefährlicher. Dies auch wegen des Klimawandels. Es gebe immer wieder besondere meteorologische Lagen, die Brände auslösten, welche nicht mehr kontrollierbar seien, sagt Marco Conedera dazu.

Die Gefahr für Grossbrände wird durch den Klimawandel sicher grösser.
Autor: Marco Conedera Forstingenieur , Waldbrandexperte und Forscher

Insbesondere von solchen betroffen seien in der Schweiz die Alpensüdseite und die Alpen. Dort könnten Brände gross werden wegen der Steilhänge, an denen das Feuer hochklettere.

Ist die Schweiz vorbereitet? Die Schweiz sei daran, sich gut vorzubereiten. Der Bund koordiniere die Alarmierung und die Information der Bevölkerung – und die Kantone entwickelten Strategien für die Prävention und die Bekämpfung der Waldbrände.

Waldbrandgefahr in den Voralpen wird steigen

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Die Waldbrandgefahr in den Voralpen wird neuen Prognosen zufolge wegen des Klimawandels ab 2040 schnell steigen. Der Trend sei deutlich, hiess es vorletzte Woche in einer Mitteilung des Eidgenössischen Schnee- und Lawinenforschungsinstituts SLF.

Wetterbedingungen, die Waldbrände auslösen können, die heute alle 100 Jahre vorkommen, werden bis 2050 alle 30 Jahre und bis zum Ende des Jahrhunderts alle zehn Jahre auftreten, wie SLF-Forschende in einer Studie im Fachblatt «Natural Hazards and Earth System Sciences» schrieben.

Die Anzahl Tage, an denen die Waldbrandgefahr mindestens hoch sei, werde sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mehr als verdoppeln. «Selbst in Regionen mit gemässigtem Klima ist es daher künftig erforderlich, sich auf Waldbrände vorzubereiten», sagte Erstautorin Julia Miller laut der Mitteilung des SLF. Sie schlägt Massnahmen vor wie Wasserreservoirs für Löschhelikopter und Warntafeln, um die Menschen vor Ort für die Gefahr zu sensibilisieren.

Was sind Strategien zur Risiko-Verminderung? Eine Strategie, die man oft vergesse und die nicht direkt mit Waldbränden zu tun habe, sei die Landschaftspflege. Um das Waldbrandrisiko zu vermindern, brauche es offene Flächen und offene Weiden. Dafür verantwortlich seien die Bäuerinnen und Landwirte, die darum in ihrer Arbeit «unbedingt» unterstützt werden sollten.

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Regionaljournal Graubünden, 15.05.024, 17:30 Uhr ; 

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