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Deutsch lernen für Dreijährige Solothurner Gemeinden müssen frühe Sprachförderung anbieten

Solothurner Gemeinden können Kinder zum Deutschlernen zwingen. Andernorts gibt es dieses Obligatorium bereits.

Es herrscht konzentrierte Stimmung im Kreis um Spielgruppenleiterin Barbara Banga. Sie zeigt sieben Kindern verschiedene Farben. Die Mädchen und Buben sind zwischen zwei und fünf Jahre alt. Und sie sprechen kaum oder gar kein Deutsch.

«Die Kinder muss man gluschtig machen auf die Sprache. Dann lernen sie es», sagt Barbara Banga. Sie leitet die Spielgruppe Abraxas in Grenchen im Kanton Solothurn. Seit einem Jahr bietet die Spielgruppe frühe Sprachförderung an. Das bedeutet, dass Kinder dort Deutsch lernen, bevor sie in den Kindergarten gehen.

Wandbemalung
Legende: Von aktuell zwölf eingeschriebenen Kindern in der frühen Sprachförderung der Spielgruppe Abraxas können zehn kein Deutsch. SRF / Olivia Folly

Was in Grenchen in der Spielgruppe Abraxas bereits Realität ist, muss künftig jede Gemeinde im Kanton Solothurn anbieten: frühe Sprachförderung. Dies hat der Solothurner Kantonsrat entschieden. Wie das die Gemeinden tun, bleibt ihnen überlassen. «Die frühe Sprachförderung ist ein sehr gutes Instrument, den Kindern mit sprachlichen Defiziten den Schulstart und damit die ganze Schulzeit zu erleichtern», sagte Barbara Leibundgut (FDP) im Parlament.

Gegen die frühe Sprachförderung sprach sich nur die SVP aus. Integration sei eine «Holschuld», meinte ihr Sprecher Beat Künzli und warnte vor «ausufernden Kosten» und einem unnötigen «Ausbau der Sozialindustrie».

Obligatorium möglich

Die Mehrheit des Parlaments beschloss ausserdem, dass die Gemeinden, wenn sie das möchten, Kinder zum Besuch von Sprachförderung zwingen können. «Diese Gruppe Leute braucht Druck», betonte Susan von Sury (Mitte) an die Adresse der Eltern von fremdsprachigen Kindern.

Noch einige Unklarheiten

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Weil das Solothurner Parlament die Möglichkeit des Obligatoriums gegen den Willen der Regierung ins Sozialgesetz aufnahm, ist nun noch vieles unklar bei der frühen Sprachförderung im Kanton Solothurn.

So ist noch nicht definiert, wie schlecht ein dreijähriges Kind Deutsch sprechen muss, damit eine Gemeinde es zum Deutschlernen verpflichten kann. Weiter ist etwa nicht klar, was geschieht, wenn sich Eltern weigern.

Damit kennt der Kanton Solothurn künftig das gleiche System wie etwa die Kantone Luzern oder Thurgau. Auch dort müssen die Gemeinden ein Angebot bereitstellen und können, wenn sie das möchten, den Besuch obligatorisch machen. Im Kanton Baselland hat das Kantonsparlament kürzlich den Gemeinden ein solches Obligatorium ebenfalls erlaubt.

Vorbild Basel-Stadt

Als Vorreiter in der frühen Sprachförderung gilt der Kanton Basel-Stadt. Seit 2013 müssen dort Kinder, die nicht genügend gut Deutsch sprechen, an zwei Halbtagen pro Woche eine Spielgruppe besuchen.

Verschiedene Gemeinden und Kantone lehnen ihre Konzepte an dasjenige von Basel-Stadt an. So benutzt z.B. die Stadt Bern die gleichen Fragebögen zur Erhebung der Deutschkenntnisse der Dreijährigen wie Basel-Stadt. Allerdings ist der Besuch der frühen Sprachförderung in Bern nicht obligatorisch.

Kinder unterem farbigem Tuch
Legende: Spricht ein Mädchen oder ein Knabe zum Start des Kindergartens kaum Deutsch, hat es von Beginn weg einen Rückstand auf andere Kinder. Keystone / Gaetan Bally / Symbolbild

Zurück in die Spielgruppe Abraxas nach Grenchen im Kanton Solothurn. Leiterin Barbara Banga begrüsst, dass es im Kanton flächendeckend Angebote für die frühe Sprachförderung geben muss. Ein Problem, das aus ihrer Sicht bleibt, sind die Kosten. Denn freiwillige Spielgruppenbesuche zur Sprachförderung müssen die Eltern bezahlen.

Kostenfrage offen

«Diejenigen Eltern, die das gerne möchten für ihre Kinder, haben oft kein grosses Einkommen», sagt Barbara Banga. Wer sein Kind z.B. vier Halbtage die Woche in die Spielgruppe schickt, muss dafür rund 500 Franken im Monat berappen. Die Gemeinden können sich allerdings an den Kosten beteiligen.

Wie dies im Kanton Solothurn geregelt wird, ist noch nicht entschieden. Auch im schweizweiten Vergleich gibt es Unterschiede in der Finanzierung, da frühe Sprachförderung teils von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich organisiert ist. Was überall gleich ist: in den Gemeinden, in denen viele Kinder Sprachförderung benötigen, sind die Finanzen eher knapp.

Obligatorisches Angebot darf nicht kosten

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Wenn der Besuch von Spielgruppen zum Deutschlernen obligatorisch ist, dürfen die Eltern dafür nicht zur Kasse gebeten werden. Dies hat das Bundesgericht im August entschieden.

Konkret ging es um das System im Kanton Thurgau. Dort ist der Besuch teilweise obligatorisch. Trotzdem hätten die Gemeinden von den Eltern bis zu 800 Franken pro Jahr einfordern können.

Das Bundesgericht entschied, dass die Frühförderung, sofern sie obligatorisch ist, zur obligatorischen Grundschule zählt und dafür dürfe der Staat kein Geld verlangen.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 8.11.23, 12:03 Uhr ; 

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