Der Freiburger Fabrice Carrel hat beide Elternteile verloren. Die Bestattung der Mutter hat er jedoch nicht gleich erlebt wie jene des Vaters. «Bei einem Unternehmen war ich sehr unzufrieden, beim anderen sehr zufrieden.» Da habe er realisiert, dass es ein Interesse gebe, zu vergleichen. Mit einem Geschäftspartner hat er im Frühling 2020 die Plattform Everlife lanciert.
Es ist ein Online-Vergleichsdienst für Hinterbliebene, die die Bestattung von verstorbenen Angehörigen planen. Aber auch für Personen, die ihre eigene Bestattung planen.
Wie booking.com
Will man verschiedene Bestattungs-Angebote vergleichen, kann man Online ein Formular ausfüllen: Welche Bestattungsart, mit oder ohne Aufbahrung, Trauerfeier, Todesanzeige.
Sobald die Nutzerinnen und Nutzer das Formular abgeschickt haben, geht es direkt an die Bestattungsfirmen in den jeweiligen Regionen, die mit Everlife zusammenarbeiten. Aus dem Oberwallis, Graubünden und Zürich gibt es keine Angebote, dort arbeiten zu wenige mit der Plattform zusammen. Insgesamt 40 Unternehmen sind derzeit bei Everlife dabei.
Seit der Gründung vor eineinhalb Jahren hat die Vergleichsplattform 9000 Kostenvoranschläge erhalten und dabei einen Preisunterschied von durchschnittlich 30 Prozent ausgemacht. Ob die Plattform helfe, die Preise zu senken, könne er nicht sagen, sagt Fabrice Carrel. Aber: «Es bringt alle Bestattungsunternehmen dazu, ihre Preise zu überdenken.»
Kritik aus der Branche
Nicht alle in der Branche begrüssen den Vergleichsdienst. Dass nur 40 Unternehmen mitmachen, zeige, dass die Relevanz des Dienstes nicht gegeben sei, sagt Philipp Messer von Storz Bestattungen in Biel und Präsident des schweizerischen Verbandes für Bestattungswesen. «Kleine, nicht ganz seriöse Bestattungsunternehmen kommen ohne Everlife zu gar keinen Aufträgen.»
Seriöse, verankerte, traditionelle Firmen haben das nicht nötig.
«Das ist eine reine Schutzbehauptung», kontert der Bestatter Thomas Mischler, der mit Everlife zusammenarbeitet. Er müsse immer gute Arbeit leisten: «Wenn ich nicht gut arbeite, werde ich künftig keinen Auftrag mehr erhalten.»
Sowieso würden alle Unternehmen geprüft, sagt Everlife und dreht den Spiess um: «Was hindert die restlichen Unternehmen daran, bei der Plattform mitzumachen und den Kunden Vergleiche zu ermöglichen?» Wollen sie also gar keinen Vergleich, um ihre Preise nicht offenlegen zu müssen?
Durch die Hintertüre werden oft weitere Gebühren verrechnet.
«Nein», sagt Philipp Messer vom Verband. Wenn man bei ihm nachfrage, gebe er seine Preise bekannt. Das Problem sei: «Es gibt keine standardisierten Produkte, die man vergleichen kann.» Den Überblick hätten nur die Bestattungsfirmen vor Ort, man solle sich direkt an sie wenden.
Vergleich wäre wichtig
Eine Vergleichsplattform für die Bestattungsbranche wäre durchaus wichtig, sagt Sara Stalder vom Konsumentenschutz, denn die Branche glänze nicht mit Kostentransparenz: «Durch die Hintertüre werden oft weitere Gebühren oder Dienstleistungen verrechnet.»
Nicht einmal der Preisüberwacher hat einen Überblick über die Kosten in der Bestattungsbranche. Ein Vergleichsdienst könne zu einer Kostentransparenz verhelfen, heisst es auf Anfrage.
Nur: Der Vergleichsdienst Everlife scheint für Konsumentenschützerin Stalder selbst nicht ganz transparent zu sein: «Es ist ein Tappen im Dunkeln.» Man sehe auf der Internetseite nicht, welche und wie viele Bestattungsunternehmen dabei sind. Bei Everlife heisst es dazu: Man arbeite daran, weiterzuwachsen und damit mehr Vergleiche zu ermöglichen.