Darum geht es: Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung sorgen sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das geht aus dem diesjährigen «Mobiliar Digitalbarometer» hervor. Demnach werden insbesondere Manipulation und Desinformation als Risiko wahrgenommen. Acht von zehn befragten Personen gaben an, darin eine Gefahr zu sehen. Ausserdem sorgt sich rund die Hälfte der Befragten um fehlenden sozialen Austausch und zunehmende Polarisierung.
Die sozialen Medien haben viel weitreichendere gesellschaftliche Wirkungen als die Games.
Der Zwiespalt: Kritisch sehen die Befragten des «Mobiliar Digitalbarometers» die sozialen Medien wie Instagram, X oder Tiktok. 39 Prozent nehmen sie als belastend wahr, nur 31 Prozent als förderlich. Entsprechend gross ist der Wunsch nach digitaler Balance: Jeweils acht von zehn Personen befürworten deshalb entsprechende Massnahmen an Schulen – also beispielsweise ein Handyverbot – und gezielte Offlineräume.
Die Chancen: In der Digitalisierung werden auch Chancen gesehen. Dazu gehören etwa eine modernere, transparentere Verwaltung (76 Prozent der Befragten sehen dies positiv) und neue Bildungszugänge (65 Prozent). Die Hälfte der Befragten sieht in der Digitalisierung zudem Potenzial für lokales Engagement. Auch im Zusammenhang mit der mentalen Gesundheit bewertet die Schweizer Bevölkerung digitale Anwendungen mehrheitlich als förderlich. Jeweils rund zwei Drittel erachten Organisations- und Lern-Apps, Gesundheits-Apps sowie Messenger-Apps als positiv für ihr Wohlbefinden.
Die Überraschung: Knapp die Hälfte der Befragten nimmt überraschend positiv auch Computerspiele, also Games, wahr. Die Games verlieren offenbar zunehmend ihren früher schlechten Ruf. Und so gibt ein Drittel der Befragten an, mindestens einmal pro Tag ein Game zu spielen. Die Hälfte der Spielenden sagen ausserdem, dies habe einen positiven Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Damit hat sich das Image der Games stark ins Positive gekehrt, nachdem sie in den letzten zwei Jahrzehnten oftmals für Gewalt bis hin zu Amokläufen mitverantwortlich gemacht wurden.
Es scheint, dass jedes Jahrzehnt einen Sündenbock im Technologiebereich braucht.
Das sagt SRF-Digitalredaktor Reto Widmer: «Es scheint, dass jede Generation oder jedes Jahrzehnt einen eigenen Sündenbock im Technologiebereich braucht für all die diffusen und bedrohlichen Dinge, die in der Welt passieren. Derzeit sind es die sozialen Medien – und ich denke, das ist gerechtfertigter als früher die Games. Denn die sozialen Medien haben viel weitreichendere gesellschaftliche Wirkungen als die Games».