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Dritter «Shot» in Israel Wie sinnvoll ist die dritte Corona-Impfung?

Über 60-Jährige in Israel werden nachgeimpft. Die Auffrischung bei Risikogruppen kommt für manche Experten zu früh.

Wie begründet Israel den Schritt zur Nachimpfung? Israel reagiert in der Corona-Pandemie wieder am schnellsten. Da die Zahl der Ansteckungen steigt, sollen Israeli, die sich vor mindestens fünf Monaten haben impfen lassen und die über 60 sind, die dritte Impfung bekommen. Zu diesem Schritt entschied sich die Regierung, weil die Pfizer/Biontech-Impfung seit Anfang Juni viel schwächer schütze. So verhindere die Impfung eine Corona-Infektion noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler erklärt den aktuellen Stand.

Wie sinnvoll ist denn eine dritte Impfung? Ob es jetzt schon nötig ist, ist umstritten. In Israel werden ältere geimpfte Menschen leicht gehäuft infiziert, manche müssen ins Spital. Eine Studie zeigt auch, dass bei geimpften und trotzdem angesteckten Menschen, die Antikörper-Mengen im Blut niedriger sind als bei anderen. Und eine andere Studie zeigt: Bei älteren Menschen sinken die Antikörper-Mengen rascher. Das sind Hinweise, dass eine Auffrischungsimpfung für Ältere angezeigt sein könnte – aber manche Experten sagen: Die Daten sind uns zu vorläufig, wir brauchen bessere. Antikörper sind auch nicht das einzige Mittel des Immunsystems, es hat noch andere.

Das sind Hinweise, dass eine Auffrischungsimpfung für Ältere angezeigt sein könnte.
Autor: Thomas Häusler SRF-Wissenschaftsredaktor

Ist die «Booster-Impfung» bereits auf Varianten angepasst? Das geht bisher noch nicht. Angepasste Impfstoffe sind noch in Arbeit. Aber Studien zeigen, dass die bisherigen Impfstoffe auch bei Delta zumindest gegen einen schweren Verlauf und Tod gut schützen – solange die Antikörper-Menge hoch genug ist und die anderen Abwehrsysteme funktionieren. Lässt dies nach, kann man die Schlagkraft mit einer dritten Dosis der jetzigen Impfstoffe aller Wahrscheinlichkeit nach wieder erhöhen.

Besteht das Risiko einer «Überimpfung»? Man kann schon zu viel Impfstoff bekommen – darum schaut man bei der allerersten Phase in den klinischen Tests, welche Dosis wirksam ist und ab wann es zu viel wird. Im Verlauf weiterer Tests beobachtet man, wie sich mit der Zeit die Antikörper-Menge im Blut und andere Immunparameter entwickeln. Und nur wenn diese tief genug gefallen sind, frischt man auf.

Ist die «Booster-Impfung» für Risikogruppen auch in der Schweiz zu erwarten? Vor zehn Tagen hat das BAG für Menschen mit schwer beeinträchtigtem Immunsystem die Empfehlungen bereits angepasst: Wenn bei ihnen nach der zweiten Dosis zu wenig Antikörper gebildet werden, wird eine dritte Impfung empfohlen. Für alle anderen seien vorderhand zwei Dosen genug, sagt das BAG. Aber die Fachleute beobachten die Lage weltweit und wenn sich bei den Risikogruppen zeigt, dass die Schutzwirkung tatsächlich abnimmt, kann es auch bei uns zur Empfehlung für eine dritte Dosis kommen.

Rendez-vous, 30.07.2021, 12:30 Uhr ; 

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