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Staatsanwalt: «Wir hoffen, dass das Gericht in unserem Sinne entscheiden wird»
Aus News-Clip vom 27.01.2022.
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Dritter Tag im Vincenz-Prozess Vincenz: «Keinen Seich, dann können sie uns nicht knacken»

  • Am dritten Prozesstag rund um Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz haben die Staatsanwälte am Donnerstag ihr mehrstündiges Plädoyer fortgesetzt.
  • Aduno-Anwalt warf Beat Stocker am Donnerstagnachmittag in seinem Plädoyer vor, dass es ihm egal gewesen sei, dass er mit der Übernahme die Aduno massiv schädigen würde.
  • Am Freitag dürfte der Verteidiger von Pierin Vincenz seine Verteidigungsrede halten.
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Archiv: So lief der zweite Tag im Raiffeisen-Prozess
Aus Tagesschau vom 26.01.2022.
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Am Donnerstag sagte der plädierende Staatsanwalt im Zürcher Volkshaus, dass sich Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und dessen Geschäftskollege Beat Stocker enorm bereichert und einen beträchtlichen Schaden angerichtet hätten. Freiheitsstrafen von je sechs Jahren wären deshalb angemessen.

Vincenz habe als Raiffeisen-Chef über die stärkere Stellung als Stocker verfügt, hielt der Staatsanwalt fest. Er habe andere Personen, die ihm vertrauten, überzeugen und so zu Transaktionen bewegen können. «Vincenz nutzte sein Vertrauen und seine Macht aus – dieser Missbrauch wiegt schwer.»

Pierin Vincenz verlässt mit seinem Anwalt Lorenz Erni das Volkshaus
Legende: Der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz verlässt mit seinem Anwalt Lorenz Erni das Volkshaus bei einer Unterbrechung während des Prozesses am Donnerstag. Keystone

Zwar habe Stocker nicht über Vincenz' Macht verfügt, sei jedoch das Hirn gewesen. «Er hat das Doppelspiel zulasten der Privatkläger perfektioniert.» Deshalb sprach der Staatsanwalt von einer «erheblichen kriminellen Energie».

Weiter zitierte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer auch aus Mails und Telefongesprächen. So soll etwa Vincenz im Februar 2018 zu Stocker gesagt haben, dass sie sich auf ein gemeinsames Wording einigen müssten. Wenn niemand einen «Seich» erzähle und sie sauber blieben, dann «können sie uns nicht knacken».

Aduno erlitt Totalschaden durch Übernahme

Am Mittwoch- und Donnerstagvormittag hatte die Staatsanwaltschaft in einem rund siebenstündigen Plädoyer ihre Anklage begründet. Sie wirft Stocker und Vincenz unter anderem Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung vor.

So sollen sie gezielt darauf hingewirkt haben, dass die von ihnen gelenkte Kreditkartenfirma Aduno unter anderem die Eurokaution übernahm. An letzterer sollen sich Vincenz und Stocker zuvor verdeckt beteiligt haben, um bei der Übernahme einen unrechtmässigen Gewinn einzustreichen.

 Marc Jean-Richard-dit-Bressel (links) verlässt das Volkshaus
Legende: Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel (links) warf Vincenz am Mittwoch vor, angesichts seiner «Tour de Suisse durchs Rotlichtmilieu» aus einer persönlichen Neigung heraus Etablissements aufgesucht zu haben. Keystone

Diesbezüglich sprach am Donnerstagnachmittag der Anwalt der Viseca AG, der früheren Aduno, von einem heimlichen Vorgehen. Vincenz und Stocker seien bei den Übernahmegesprächen jeweils auf beiden Seiten des Verhandlungstisches gesessen. «Sie haben im Verwaltungsrat der Aduno immer im Sinne ihrer eigenen finanziellen Interessen gestimmt.»

Der Staatsanwalt hielt fest, Aduno habe durch die Übernahme einen Totalschaden erlitten. Den Beschuldigten sei dabei klar gewesen, dass die Eurokaution «kein Potenzial für eine positive Entwicklung» habe. Es sei ein wertloses Produkt gewesen.

Darauf verwies auch der Aduno-Anwalt: Stocker habe mit dem Eurokaution-Deal einfach «für sich und seine Komplizen noch einen erheblichen Gewinn herausholen» wollen. Dass er mit der Übernahme gleichzeitig die Aduno massiv geschädigt habe, sei ihm völlig egal gewesen.

So verteidigten sich Stocker und Vincenz am Mittwoch

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Er habe seine Commtrain-Beteiligung im Aduno-Verwaltungsrat nicht offengelegt, weil er das Thema der Eigeninteressen damals einfach nicht auf dem Schirm gehabt habe, hatte Beat Stocker am Mittwoch erklärt. Heute sei er, nachdem dies in der langen Untersuchung thematisiert worden sei, gewissermassen geläutert: «Ich hätte weniger Ärger, hätte ich darüber informiert.»

Aber auch wenn er damals seine Beteiligung offengelegt hätte, wäre es zur Übernahme gekommen, zeigte sich Stocker überzeugt. An der geschäftlichen Strategie oder den Preisparametern hätte sich dadurch nichts geändert. Stocker erklärte, dass ihm beim Lesen der Anklage, die ihn empöre, schlecht werde. «Ein gewerbsmässiger Betrüger? Das bin ich nicht.»

Pierin Vincenz, der bereits am Dienstagabend befragt worden war, hatte diesbezüglich erklärt, dass es sich um eine private Investition gehandelt habe, deren Bekanntwerden er nicht gewollt habe. Das sei vor 15 Jahren gewesen, er sei unerfahren gewesen, begründete der 65-Jährige.

Dieses «Doppelspiel» sollen Vincenz und Stocker mit einer sorgfältig aufgebauten Verheimlichungsstrategie in verschiedenen weiteren Fällen gespielt haben.

Fünf weitere Mitbeschuldigte sollen zu verschiedenen Zeitpunkten den beiden Hauptbeschuldigten Beihilfe geleistet haben. Für diese beantragte die Staatsanwaltschaft unterschiedliche Strafen von einer bedingten Geldstrafe bis zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren.

Tagesschau, 26.01.2022, 19:30 Uhr;

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