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Drogen neben Spielplatz Offene Drogenszene in Basel: Jetzt geht die Angst um

Im Kleinbasel breitet sich eine offene Drogenszene aus. Gewalt und Angst nehmen in der Bevölkerung zu. Die Massnahmen der Behörden scheinen bisher nicht zu greifen.

Wegen der Drogenszene trauen sich Anwohnerinnen und Anwohner des Matthäusplatzes im Kleinbasel nachts kaum mehr auf die Strasse: «Die Drogensüchtigen kommen, sobald es eindunkelt», sagt Anwohner Mark. Die Stimmung sei dann sehr aggressiv, man gehe kaum noch raus.

Unscharfes Bild. Eine Person spritzt sich draussen auf der dunklen Strasse etwas in den Arm.
Legende: Heroin ist in Basel zwar keine verbreitete Droge mehr, sie taucht aber trotzdem wieder auf. (Symbolbild: Zürich, April 2002) Keystone/Gaetano Bally

Kürzlich sei eine drogenabhängige Frau gar in den Keller eingedrungen. «Jemand von uns wollte in die Waschküche und traf dort auf einen Junkie», erzählt er. Die Frau habe sich in der Waschküche Heroin gespritzt.

Angst haben nicht nur Kinder, von denen viele nicht mehr alleine auf den Spielplatz dürfen, klagt eine Hundebesitzerin. «Normalerweise gehe ich nach Mitternacht mit dem Hund raus. Das traue ich mich nicht mehr.»

«Ich machte eine Anzeige und ging zur Opferhilfe»

Anwohnerin Däni ist von zwei Frauen im Hausgang geschlagen worden. «Ich machte eine Anzeige und ging zur Opferhilfe, weil das so einfach nicht mehr geht.»

Die Probleme hätten sich in den vergangenen Wochen verschärft, sagen viele, die im Kleinbasel wohnen. Sie haben deshalb eine Petition gestartet. «Streit und Aggressionen – auch zwischen einzelnen Dealerbanden – mitten in unserem Wohnumfeld sind alltäglich geworden», klagen sie darin.

Wohnungen für Süchtige fehlen

Obwohl sich die Probleme akzentuiert haben, gebe es nicht plötzlich mehr Drogenabhängige, sagt Regine Steinauer. Sie leitet die Abteilung Sucht beim Kanton Basel-Stadt. «Problematisch ist vor allem die Anzahl der Abhängigen, die Drogen offen auf dem Platz konsumieren.» Früher hätten viele Abhängige in ihren Wohnungen Drogen konsumiert, jetzt geschehe dies vermehrt öffentlich.

Wieso das so ist, könne sie nicht abschliessend beantworten, sagt Steinauer. Es habe wohl mit dem warmen Sommer zu tun. «Ausserdem haben viele dieser Leute eine unbefriedigende Wohnsituation und konsumieren auch deshalb draussen.»

Zürich: Drogenkonsum in Containern

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Zwei Männer stehen um einen improvisierten Tisch, einer setzt sich grade eine Spritze in den Arm.
Legende: Ein sogenannter «Filterli-Tisch» in der offenen Drogenszene am Zürcher Platzspitz, aufgenommen im April 1991. KEYSTONE/Karl-Heinz Hug

In Zürich kritisieren Anwohnende rund um die Bäckeranlage, dass sich eine neue offene Drogenszene bilde: Bis zu 40 Drogensüchtige würden im Park die Droge Crack kaufen, verkaufen und konsumieren. Bei der Bäckeranlage gibt es auch Schulhäuser und Wohnungen.

Eine offene Drogenszene will der Zürcher Stadtrat nicht tolerieren: Er hat deshalb kürzlich beschlossen, Container auf die nahe gelegene Kasernenwiese zu stellen. In den Containern sollen Süchtige Drogen konsumieren können.

Bis im Oktober gab es dort bereits eine sogenannte «Kontakt- und Anlaufstelle», die im Volksmund oft «Fixerstübli» genannt werden. Diese war in einem Gebäude untergebracht, welches umgenutzt wurde.

In Zürich kommt zwischenzeitlich die Angst auf, auf der Bäckeranlage könnte eine offene Drogenszene wie in den 80er- und 90er-Jahren beim Platzspitz entstehen. Damals konsumierten dort Tausende Drogenabhängige Tag und Nacht primär Heroin.

Bereits seit Monaten Thema sind ähnliche Probleme auf der Dreirosenanlage. Der Park im benachbarten Quartier befindet sich in unmittelbarer Nähe zu zwei Schulhäusern. Auf der Anlage gibt es einen Kinderspielplatz.

Nach mehreren Gewaltdelikten – unter anderem wurde ein zehnjähriges Mädchen mit einem Messer bedroht – wurden 16 Videokameras installiert. Ob diese etwas nützen, ist allerdings fraglich.

Es wird weiter offensiv gedealt.
Autor: Stephanie Eymann Sicherheitsdirektorin Basel-Stadt

Gewaltdelikte habe es in den ersten überwachten Wochen zwar weniger gegeben, sagt die Basler Polizeidirektorin Stephanie Eymann. Ein Drogenumschlagplatz sei die Anlage aber geblieben: «Es wird weiter offensiv gedealt.»

Dreirosenanlange als «Hotspot» bekannt

Dass die Dreirosenanlage ein Unort ist, ist den Behörden schon länger bekannt. In der letzten Jugendbefragung gaben 2021 viele an, dass die Dreirosenanlage einer der Orte sei, den sie bewusst meiden würden. «Die Jugendlichen verbinden diese Orte mit Drogen- und Alkoholkonsum, unangenehm auftretenden Menschen, Unsicherheit und Gewalt», heisst es im Analysebericht zur Jugendbefragung.

Auf dem Matthäusplatz soll sich die Lage bald beruhigen. Verschiedene Departemente würden sich zusammensetzen und Massnahmen erarbeiten, sagt Steinauer. Das Problem der offenen Drogenszene wollen sie so binnen «einiger Wochen» in den Griff bekommen und «Entlastung schaffen». Was genau geplant ist, bleibt unklar.

Regionaljournal Basel, 21. 9. 2023, 17:30 Uhr ; 

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