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Drohende Knappheit Engpass behoben: Lösung beim Methadonmangel

Aufatmen bei Methadon-Patienten: Eine Schweizer Pharmafirma kann Methadon-Kapseln im grossen Stil herstellen.

Für all jene, die auf Methadon-Tabletten angewiesen sind, war es ein Schock Anfang Januar: Die Betriebsbewilligung der einzigen Herstellerfirma in der Schweiz wurde ausgesetzt. Seither droht ein Methadontablettenmangel.

Der Suchtmediziner Thilo Beck kann nun aber Entwarnung geben: Die Firma Streuli kann über eine sogenannte Magistralrezeptur einer Apotheke Methadon-Kapseln im grossen Stil herstellen. Das heisst, eine Apotheke gibt den Auftrag an Streuli weiter.

Das Pharmaunternehmen schreibt auf Anfrage von Radio SRF: « Die Vorbereitungen für die notfallmässige Produktion von hochdosiertem Methadon laufen auf Hochtouren. Sobald das im Verlauf der nächsten Woche erwartete Material bei uns eingetroffen ist, starten wir die Herstellung.» Danach müssten erst verschiedene qualitätssichernde Analysen durchgeführt werden, bevor dann die Marktfreigabe und die Auslieferung erfolgen kann. «Unser Ziel ist unverändert, ab Ende Februar die empfindliche Lücke in der Versorgung schliessen zu können.»

«Alles andere wäre eine Katastrophe gewesen»

Thilo Beck ist erleichtert. In der Schweiz sind ca. 9000 Personen in einem Methadon-Ersatzprogramm. Die meisten davon nehmen das Präparat in Tablettenform ein. Flüssigmethadon wäre für sie keine Lösung gewesen, so Beck. Flüssigmethadon vertragen diese Menschen nicht so gut. «Wenn es diese Lösung mit Streuli nicht gegeben hätte, wäre das eine Erschütterung im Leben dieser Patienten gewesen. Sie hätten den Stoff wohl wieder auf der Strasse geholt, wären wieder in die Illegalität abgedriftet.»

Auch das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic bestätigt die Lösung mit Streuli.

Kostenübernahme noch unklar

Die Kapselproduktion ist aufwendig. Und daher auch teuer. Bei der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin hofft man auf Kulanz bei den Kassen, wie Beck sagt: «Wir hoffen sehr, dass die Krankenkassen diese Tarife problemlos übernehmen.»

Vergabe von Drogensubstitutions-Praeparaten in einer Berliner Arztpraxis
Legende: IMAGO / epd

Längerfristig suche man dann wieder einen Hersteller, der Tabletten, und nicht Kapseln herstellen kann, so Beck. Da sei man mit verschiedenen Firmen im In- und Ausland im Gespräch.

Betriebsbewilligung entzogen

Bisher war es die Firma Amino im Kanton Aargau, welche die Tabletten hergestellt hatte. Diese hat seit Anfang Dezember keine Betriebsbewilligung mehr. Das Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic hat sie dem Unternehmen entzogen, das Bundesgericht hat diesen Entscheid bestätigt. Den Entscheid stützt Swissmedic auf eine Inspektion und eine Hausdurchsuchung. Dabei kamen Ungereimtheiten zum Vorschein. «Es sind keine Bagatellfälle, es sind Nachlässigkeiten, die nicht mehr tolerierbar sind», sagt Lukas Jaggi, Sprecher von Swissmedic Anfang Januar gegenüber SRF.

Info3, 04.02.23, 17 Uhr

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