Die Walliser Gemeinde Blatten im Lötschental fürchtet derzeit um einen Bergsturz. Ungefähr ein Drittel des sich bewegenden Gesteins am Nesthorn oberhalb des Dorfes ist bereits heruntergedonnert. Weitere Millionen Kubikmeter könnten folgen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Blatten konnten glücklicherweise frühzeitig gewarnt und evakuiert werden. Das hat unter anderem damit zu tun, dass in der ganzen Schweiz die Berge überwacht werden.
In der Schweiz haben wir eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Behörden, den privaten Firmen und der Forschung.
Einer, der zu den neusten Überwachungsgeräten forscht, die Bergstürze frühzeitig erkennen sollen, ist Yves Bühler. Die Schweiz sei eine Vorreiterin in der alpinen Überwachung, sagt er.
«In der Schweiz haben wir eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Behörden, die die Entscheidungen fällen müssen, den privaten Firmen, die High-Tech-Überwachungssysteme entwickelt haben und anbieten und der Forschung, die neue Geräte testen und validieren», sagt der Gruppenleiter Alpine Fernerkundung am Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. Sein Wissen darüber gibt er an Fachpersonen von Bund, Kantonen und aus der Privatwirtschaft weiter.
Drei Stufen: Satelliten, Drohnen, Radare
Diese Zusammenarbeit bei der Überwachung der Berge erfolgt auf drei Stufen: Auf der höchsten Ebene beobachten Satelliten, wie jene der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, die Berghänge und registrieren allfällige Bewegungen.
Wenn grosse Bewegungen entdeckt werden, kommen Drohnen oder Helikopter zum Einsatz. «Wir können mit Drohnen, Flugzeugen und Satelliten sehr genaue Daten aufnehmen – genau dort, wo wir wollen», sagt Yves Bühler. Diese Methoden haben aber einen entscheidenden Haken: Bei viel Wind oder schlechtem Wetter können keine Daten erhoben werden.
Dies zeigte sich auch in Blatten: Die Behörden wollten mit dem Helikopter ähnlich wie die letzten Tage einen Rekognoszierungsflug unternehmen, wie der Ingenieur für Naturgefahren im Oberwallis, Alban Brigger, an der Medienkonferenz vom Mittwoch berichtete. Sie taten dies aber nicht, weil der Nebel an den entscheidenden Stellen des Nesthorns den ganzen Tag über die Sicht verdeckte.
Auch deshalb werden zusätzlich bei akut bedrohten Bergen fest installierte Systeme wie Radargeräte verwendet. Diese seien zwar aufwendig und sehr teuer, «aber sie können vor Ort sehr genau messen, was passiert – und das sehr häufig», so Bühler. Wenn Beschleunigungen stattfänden, welche für die Prognose wichtig seien, könnten sie diese damit erfassen.
Im Falle von Blatten haben diese drei Ebenen der Überwachung funktioniert. So konnte die Bevölkerung gerade noch rechtzeitig vor der akuten Naturgefahr gewarnt werden.