Man muss von einer gescheiterten Beschaffungsgeschichte sprechen, die seit dem ursprünglichen Start nun schon 16 Jahre andauert. Und um zu verstehen, wieso die Schweizer Armee heute über Drohnen verfügt, bei denen alle Schweizer Zusatzwünsche nicht funktionieren, muss man bis ins Jahr 2014 zurückblättern: Damals lehnte die Stimmbevölkerung die Beschaffung des schwedischen Gripen-Kampfjets ab.
Der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer verfügte über Mittel, die eigentlich schon für den Gripen eingeplant waren. Es musste schnell eine Ersatzlösung her, weil das Geld sonst vom Verteidigungsdepartement wieder an die Bundeskasse zurückgefallen wäre.
Beschaffung erfolgte überhastet
Die israelische Überwachungsdrohne Hermes 900 war schnell verfügbar. Der Entscheid, sechs Stück dieser Drohnen für rund 300 Millionen Franken zu kaufen, erfolgte möglicherweise überhastet. Die Armee und die Schweizer Beschaffungsbehörde Armasuisse stuften das israelische Original als ungenügend für die helvetischen Ansprüche ein.
Schweizer Zusatzwünsche
Man wollte einen Diesel- statt eines Flugbenzinmotors. Eine Enteisungsanlage, um über den Gotthard fliegen zu können. Und eine Funktion, die es so weltweit bei Militärdrohnen noch nicht gab: ein System zum automatischen Ausweichen vor anderen Fluggeräten. Rückblickend sprechen die heute Verantwortlichen beim Bund von einer übertriebenen «Helvetisierung», von einem überbordenden «Swiss Finish».
Der viel schwerere Dieselmotor machte eine völlige Neukonstruktion der Drohne nötig. Die restlichen Probleme erstreckten sich dann über Jahre, sind aber schnell erzählt: Der israelische Hersteller Elbit schaffte es nicht, das automatische Ausweichsystem zu entwickeln und zu zertifizieren. Schliesslich gab man den Auftrag der bundeseigenen Ruag ab, die das System bis heute ebenfalls nicht zum Fliegen brachte.
Nun hat Verteidigungsminister Martin Pfister entschieden, die missratene Beschaffung nicht ganz abzubrechen, aber auf die Schweizer Zusatzwünsche zu verzichten. Die Drohne wird also im Winter bei Eisgefahr teilweise nicht fliegen können, und in gewissen Situationen wird sie von einem Helikopter oder Flugzeug begleitet werden müssen.
Ironie der leidvollen Beschaffungsgeschichte
Diese Einschränkungen hätte auch das ursprüngliche israelische Modell gehabt, das aber seit 2012 in der israelischen Armee fliegt und im Krieg gegen den Iran viele Missionen flog. Die Ironie dieser leidvollen langen Beschaffungsgeschichte: Die Schweizer Armee hat eine «Swiss-Finish»-Drohne ohne funktionierendes Schweizer Finish.
Verteidigungsminister Martin Pfister und Rüstungschef Urs Loher haben schon mehrfach angekündigt, in Zukunft nur noch Rüstungsgüter «ab der Stange» kaufen zu wollen. Die Drohne dürfte für sie eine Art Mahnmal bleiben, wieso man auf Schweizer Sonderwünsche verzichten sollte.