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Wer soll das Feuer löschen, wenn die Milizfeuerwehrleute bei ihrem Arbeitsplatz gebraucht werden?
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 09.04.2021. Bild: Keystone
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Druck aus der Arbeitswelt Wegen des Jobs: Keine Zeit für die Feuerwehr

Den Milizfeuerwehren fehlen tagsüber Leute. Es wird immer schwieriger, Job und Freiwilligenarbeit unter einen Hut zu bringen.

Die Milizfeuerwehr hat zwar grundsätzlich genügend Leute, aber zu wenige, die tagsüber verfügbar sind – wegen des Jobs. Der Druck, die Anforderungen, die Komplexität in der Arbeitswelt sind in den letzten Jahren gestiegen. «Bin kurz weg, Brand löschen!» ist in vielen Berufen schwierig.

Brand
Legende: Für die Feuerwehr zu arbeiten, wurde nicht einfacher. Mehrere Arbeitgeber wollen oder können ihre Leute nicht immer freigeben. Keystone

«Früher hatten wir in Thun viel mehr repetitive Arbeiten, etwa in der Waffenindustrie. Da konnte man Leute einfacher herausnehmen und andere übernahmen», erzählt Roland Gfeller, Kommandant von Schutz und Rettung Thun. Das sei heute nicht mehr so.

Aus geschäftlicher Sicht sind sie absolut nicht geeignet für die Feuerwehr.
Autor: Lukas Schönthal Chef einer Fensterbaufirma

Das bestätigt auch der Chef einer Fensterbaufirma in Thun. Lukas Schönthal ist selbst in der Milizfeuerwehr. Da er oft im Büro arbeitet, bringt er die rund hundert Einsätze pro Jahr an seinem Job vorbei. Das könnten aber nicht alle seine Mitarbeitenden: «Bei den externen Monteuren ist der Zeitplan so knapp, dass sie diese Arbeit nicht aufholen können.» Man könne sie auch nicht ersetzen: «Aus geschäftlicher Sicht sind sie absolut nicht geeignet für die Feuerwehr.»

Keine Beförderung für Feuerwehrleute

Schwieriger wird es für gewisse Feuerwehrleute zudem, wenn sie weitermachen wollen – Kommandant oder Einsatzleiterin werden. «Wir merken, dass sich viele Leute in der Kaderausbildung entscheiden müssen», sagt Peter Frick, Feuerwehrinspektor der Gebäudeversicherung Bern.

Es sei auch schon vorgekommen, dass Mitarbeitende auf der Arbeit nicht befördert wurden, weil sie wegen der Feuerwehreinsätze zu oft fehlen. Das seien Einzelfälle, entgegnet Adrian Haas, Präsident des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern. Es habe auch Vorteile, Mitarbeitende zu haben, die in der Feuerwehr ausgebildet wurden: «Sie sind krisenerprobt, können kurzfristig handeln und Führungsverantwortung übernehmen.»

Es hat auch Vorteile für Firmen, wenn man Kaderleute der Feuerwehr hat.
Autor: Adrian Haas Präsident Handels- und Industrieverein Kanton Bern

Die Mehrheit der Unternehmen habe grosses Verständnis für die Milizfeuerwehr. Aber der Druck steigt, sagt auch Adrian Haas. Hinzu kommt, dass man immer weniger in der Nähe des Wohnorts und damit des Feuerwehrstützpunktes arbeitet.

Feuerwehrmann mit Maske
Legende: Neue Standardausrüstung bei der Feuerwehr: Die Maske. Keystone

Ausgerechnet Corona hat das Problem zwischenzeitlich entschärft. Wegen der Homeoffice-Pflicht sind deutlich mehr Feuerwehrleute zu Hause und damit einsetzbar. «Es könnte so weit gehen, dass wir Arbeitsplätze im Feuerwehrmagazin zur Verfügung stellen und die Leute hier Homeoffice machen», sagt Kommandant Gfeller. Ganz lösen könne man das Problem damit aber nicht.

Video
Feuerwehr-Übung mit Corona-Schutzmassnahmen
Aus Schweiz aktuell vom 05.03.2021.
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Helfen könnte eine Teil-Professionalisierung. Die gesamte Feuerwehr zu professionalisieren sei zu teuer, so das Credo, aber die Administration oder Materialwartung könnten Festangestellte machen.

Die meisten Feuerwehrleute sind Milizfeuerwehrleute

Box aufklappen Box zuklappen

Die Feuerwehren in der Schweiz sind kantonal gesetzlich geregelt. Eine Feuerwehr zu organisieren, ist in erster Linie Aufgabe der Gemeinde. Wobei die Feuerwehren in den letzten Jahren vermehrt überregional fusionierten.

Grössere Städte haben eine Berufsfeuerwehr, die Mehrheit der Korps sind Milizfeuerwehren, die in den meisten Orten nicht freiwillig sind – es besteht eine Feuerwehrpflicht.

In den rund 1200 Feuerwehrkorps in der Schweiz leisten 85'000 Feuerwehrleute Dienst. Laut dem Schweizerischen Feuerwehrverband bilden rund 7.7 Prozent des Bestandes Frauen.

Zudem soll die Feuerwehr digitaler werden. «Wir arbeiten daran, eine Plattform aufzubauen», sagt der bernische Feuerwehrinspektor Peter Frick. Einzelne Gemeinden besitzen bereits eine App, in der man jeden Tag anklicken kann, ob man verfügbar ist. Das soll bei der Planung helfen.

Seit einiger Zeit hat es die Feuerwehr auch auf die Frauen abgesehen, die dazu beitragen könnten, dass auch tagsüber genügend Leute zur Verfügung stehen.

Die Zukunft der Feuerwehr sieht Frick aber in einem neuen System. Im Kanton Bern soll man künftig nicht mehr nur dort ausrücken, wo man wohnt, «sondern dort, wo man gerade ist.» Dafür bräuchte es aber eine einheitliche Linie. «Das ist zwar bei der Ausbildung so. Aber jedes Feuerwehrauto in jeder Gemeinde ist anders ausgestattet und anders verräumt», sagt Stephan Gerber vom bernischen Feuerwehrverband.

Regoinaljournal Bern Freiburg Wallis, 07.04.2021, 17:30 Uhr

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