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Edelfisch aus Schweizer Zucht Fischzucht in der Schweiz: Hartes und wenig lukratives Business

Viele Bauern sind mit einer Fischmast auf ihrem Hof gescheitert. Nur wenige bringen das Geschäft zum Florieren.

Kühe, Hühner oder Schafe – diese Nutztiere sind wir uns auf Bauernhöfen gewöhnt. Fische werden hier hingegen eher nicht erwartet. Trotzdem setzen Landwirte auf Fischmast auf dem Hof, als zweites Standbein. Viele scheitern allerdings daran. Andere haben ihre Nische gefunden und können Zuchtfische gut verkaufen. Zwei Beispiele im Aargau zeigen, was es zum Erfolg braucht.

Nach acht Jahren gescheitert

Mitten im Dorf im aargauischen Gipf-Oberfrick hat die Bauernfamilie Häseli einen Lagerraum in eine Fischmast-anlage umgebaut. 16 grosse blaue Becken stehen im Raum. Sie sind alle leer. Judith Häseli will alles verkaufen.

Blaue, leere Becken stehen in einer Lagerhallte.
Legende: Die Zander-Mastanlage der Familie Häseli ist seit Ende März 2025 ausser Betrieb. SRF/Stefan Ulrich

Mit Fischen wollte sich die Familie vor acht Jahren einen Nebenerwerb aufbauen – neben den Mutterkühen und dem Ackerbau – und investierte mehrere hunderttausend Franken. Das Unterfangen mit der Mast von Zander gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet.

Es kam noch schlimmer als die pessimistischsten Berechnungen.
Autor: Judith Häseli Bäuerin

Sie hätten natürlich ein Budget gemacht, betont Häseli. «Aber es kam noch schlimmer als die pessimistischsten Berechnungen.» Schuld seien unter anderem die steigenden Stromkosten. Strom braucht es für den Betrieb der Becken, der Pumpen und der Computer, die das System steuern. Dazu kommen die Futter- und Lohnkosten sowie der Wasserverbrauch.

Kosten liefen aus dem Ruder

Die steigenden Kosten auf den Kunden überwälzen, sei nicht möglich gewesen. 100 Gramm Zanderfilet aus der lokalen Zucht kostete sowieso schon fast sieben Franken – dreimal so viel wie ein importierter Fisch.

Trotz des hohen Preises war es ein Verlustgeschäft. Im März dieses Jahres gab Häseli auf. Ein Schritt, den sie bedauert: «Eigentlich ist die Schweizer Fischproduktion etwas Gutes, weil man so etwas gegen die Überfischung der Meere tut.»

Konkurs der Firma Swiss Shrimp aus Rheinfelden AG

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Wie schwierig das Geschäft mit Zucht von Fischen und Ähnlichem ist, zeigt das Beispiel von Swiss Shrimp aus Rheinfelden. Die Firma hatte länger Geldsorgen und ist nun konkurs. Das Bezirksgericht Rheinfelden hat am 13. Mai 2025 den Konkurs eröffnet. Der Firma ist das Geld ausgegangen. Nun will eine Winterthurer Firma die Tiere übernehmen, wie SRF berichtete.

Viele andere Bäuerinnen und Bauern hätten aufgehört, sagt Ralf Bucher, Präsident des Aargauer Bauernverbands. «Es ist ein hartes Business, mit grosser Konkurrenz aus dem Ausland. Die Euphorie ist vorbei.» Sein Fazit: «Es wird ein Nischenprodukt bleiben.»

Erfolgreich als Nischenprodukt

Dass das Geschäft mit den Fischen erfolgreich sein kann, zeigt die Firma Edelkrebs AG in Sins im Aargau. Anders, als der Name es vermuten lässt, züchtet die Firma keine Edelkrebse, sondern einheimische Äschen und japanischen Masu-Lachs.

Die Zucht von Edelkrebsen kam nicht richtig zum Laufen, so schwenkte Geschäftsführer Florian Gemperle um. Gemperle ist eigentlich Informatiker. Zur Fischzucht kam er durch seinen Vater. Dieser führt ein Bauunternehmen und wollte der Kundschaft bei Firmenanlässen etwas ganz Besonderes anbieten.

Selber Strom produzieren

«Es ist ein faszinierendes, aber anspruchsvolles Business», betont Gemperle. Die Edelkrebs AG hat die Kosten im Griff. Zwar braucht die Anlage so viel Strom wie 150 Haushalte, 60 Prozent davon produziert die Firma aber selber mit Photovoltaik.

Auch beim Wasser kann die Firma sparen dank eigenem Grundwasser. Ausserdem gehört die Halle der Baufirma des Vaters. Sonst wäre ein rentables Geschäft nicht möglich.

Die Edelkrebs AG

«Wir gehen beim Verkauf direkt auf Köchinnen und Köche zu, vor allem im Gourmet-Bereich», erklärt Gemperle. Bei dieser Nischenstrategie ist klar: die Preise sind hoch. «Es gibt Leute, die für 100 Gramm Äsche-Filet fast jeden Preis zahlen.» Als Nischenprodukt scheinen Fische aus dem Aargau begehrt zu sein.

Als Nebenerwerb in der Landwirtschaft, als Massenprodukt wie Zander, ist das Geschäft aber mehr als herausfordernd.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 5.6.2025, 17:30 Uhr ; 

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