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Musste im Fall Kneubühl 2010 den Kopf hin halten: Ein Gespräch mit Stefan Blättler
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 30.12.2021. Bild: Keystone
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Ehemaliger Polizeikommandant Stefan Blättler: «Ja, wir haben Fehler gemacht»

Im neuen Jahr hat Stefan Blättler seine neue Funktion als Bundesanwalt angetreten. Zuvor war der gebürtige Nidwaldner über 30 Jahre lang bei der Kantonspolizei Bern, die Hälfte davon als Kommandant. Ein Gespräch über Feuer, Fehler und grosse Fische.

Stefan Blättler

Stefan Blättler

Bundesanwalt

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Die Vereinigte Bundesversammlung wählte Stefan Blättler im Herbst 2021 zum Bundesanwalt für den Rest der Amtsperiode 2020 bis 2023. Der promovierte Jurist war davor seit 2006 Kommandant der Berner Polizei. Zwischen 2014 und 2020 war er Präsident der kantonalen Konferenz der Polizeikommandanten. Daneben lehrte er am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern.

SRF News: Bereits Ihr Vater war Polizeikommandant. War das schlimm als Kind?

Stefan Blättler: Ich habe nie darunter gelitten. Das Umfeld wusste aber: Macht man zu viel Blödsinn, erfährt er es dann schon. Es war aber auch durchaus praktisch, zwischendurch mit dem Polizeiauto nach Hause fahren zu können.

Wieso haben Sie den Beruf Ihres Vaters übernommen?

Das war nie geplant und schon gar nicht von meinem Vater angesteuert. Ich kann mich aber noch erinnern, dass ich ihm in der Matura-Zeit gesagt habe: Was du da machst, könnte mich auch interessieren. Er war ziemlich überrascht.

Haben Sie ihm gesagt: Was du machst, kann ich auch?

Das war natürlich klar (lacht). Nein, ich habe viel miterlebt. Früher hat man das Amtsgeheimnis noch anders gesehen und er hat viel von seinem Alltag erzählt. Ich merkte, wie interessant es ist, einen Job zu machen, bei dem man für die Bevölkerung da ist.

Sie studierten Jura und kamen so zur Kantonspolizei Bern, begannen als Beamter der Kriminalpolizei, als Fahnder. Was war Ihr erster Fall?

Wir hatten im Jahr 1989 eine grosse Brandstiftungsserie und rückten monatelang aus, beobachteten und bewachten potenziell gefährdete Bauernhöfe. Wie es die Vorurteile sagen, war der Täter am Schluss ein Feuerwehrmann.

Später als Kommandant mussten Sie 2010 hinstehen. Der Fall des Bieler Rentners Kneubühl brachte Ihnen viel Schelte ein. Der Blick titelte: «Die Polizei, dein Freund und Versager».

Ich habe den Titel noch gut in Erinnerung. Da gab es eine Phase, in der ich keine Zeitungen mehr las und muss Ihnen sagen, ich schlief wunderbar. Weil ich von Anfang an wusste, wo die Probleme lagen.

Ja, es sind Fehler passiert.

Es war klüger, hinzustehen vor die Mitarbeitenden – und der Sturm zog vorbei. Wir liessen dies extern untersuchen und konnten Lehren daraus ziehen. Das Bedrohungsmanagement des Kantons basiert auf diesen Erkenntnissen. Das muss man als Chance sehen, auch wenn dies damals in diesem Schlamassel niemand so sah.

Als zum Beispiel falsche Fahndungsfotos publiziert wurden.

Ja, es sind Fehler passiert. Wenn es einmal schiefgeht, dann richtig. Es gab Verkettungen. Das ist gar nicht mehr denkbar.

Sie wurden dabei auch angefeindet, Sie hätten den Laden nicht im Griff. Hatten Sie genug?

Schauen Sie mal, wie lange solche Aussagen Bestand haben. So etwas darf man nicht persönlich nehmen. Hier geht es um die Institution, die in Grundsätzen überhaupt nicht infrage gestellt ist. Am Schluss war es für mich eher das Gefühl: Jetzt ist genug.

Man liest viele Attribute über Sie: sachlich, korrekt, besonnen, spröde. Sie lachen. Wenn man mit Ihnen aber einen Jass klopfen würde, wäre es anders?

Selbstverständlich. Ich bin nicht der Oberunterhalter und es ist auch klar, dass der Polizeikommandant in der Öffentlichkeit keine Sprüche klopft. Aber wer mich kennt, weiss, dass ich gerne lache und sehr viel Sinn für Humor habe.

Ich hoffe, ich werde immer noch dieselbe Person sein.

Das Kapitel Polizei ist abgeschlossen. Als Bundesanwalt werden Sie es nun mit den grossen Fischen zu tun haben.

Der Bundesanwalt arbeitet nicht alleine, sondern in einem Team. Vielleicht habe ich selbst auch noch nicht realisiert, was alles auf mich zukommt. Ich möchte erst ankommen, die Mitarbeitenden kennenlernen. Ich glaube aber nicht, dass ich mich deswegen verändern werde und hoffe, ich werde immer noch dieselbe Person sein.

Das Gespräch führte Matthias Baumer.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 30.12.2021, 17:30 Uhr;

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