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Eidgenössisches im Glarnerland Was die Molliser Bevölkerung fürs ESAF auf sich nimmt

Was bedeutet ein Volksfest mit 350'000 Besucherinnen und Besuchern für ein kleines Dorf wie Mollis?

Mollis GL ist mit seinen rund 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern der kleinste Ort, der je ein Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest (ESAF) ausgerichtet hat. Deshalb bedeutet ein Fest mit 350'000 Besucherinnen und Besuchern für das Dorf momentan vor allem eines: Ausnahmezustand.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Region werden im alltäglichen Leben kurzfristig eingeschränkt. Die Hauptherausforderungen im engen Glarnerland: die vielen Besuchenden am 29. bis 31. August und die damit verbundenen Verkehrsprobleme.

Hochsicherheitszone

Der grosse Besucherstrom soll vom Bahnhof Näfels-Mollis direkt der Linth entlang zum Festgelände fliessen. Ob sich das Publikum auch ins Dorf verirrt, wird sich zeigen. Wer während der Schwingfesttage mit dem Auto in den Dorfkern will, braucht eine Ausnahmebewilligung. Das Dorf ist nur noch über den Kerenzerberg erreichbar.

Was, wenn Wehen kommen?

Eine Ausnahmebewilligung beantragte (und erhielt) auch Hebamme Rebecca Chachkis, die Hausgeburten begleitet. Das Spital Glarus bietet Schwangeren, die kurz vor einer Entbindung stehen, an, die Tage während des grossen Schwingfests im Spital zu verbringen. Sie sollen fernab vom Trubel Ruhe haben. Hebamme Rebecca Chachkis sagt: «Ich finde es super, dass das Spital das macht. Wenn eine Frau Wehen hat, ist das nicht der beste Moment, im Stau stecken zu bleiben.»

Beerdigungen müssen warten

Auch im Alters- und Pflegeheim in Mollis schwirren die Gedanken, wie während des Eidgenössischen alles zu organisieren ist. Geschäftsführer Harald Klein sagt: «Stellen Sie sich vor, Ihr Vater oder Ihre Mutter liegt im Sterben. Sie kommen gar nicht hierher. Ich müsste Sie mit der Ausnahmebewilligung in Näfels abholen.»

Sollte jemand sterben, gibt es laut Gemeinde Glarus Nord während dieser Tage keine Beerdigungen. Gemeindepräsident Fridolin Staub begründet dies damit, dass eine Mehrheit der Bestattungen Urnenbestattungen sind. Und diese könnten warten. Bei Erdbestattungen werde es mit der Kühlung der leblosen Körper unter Umständen eng, sagt Pfarrer Johannes Geitz. Und fügt mit einem Schmunzeln an: «Bleiben Sie gesund!»

Abfall entsorgen nicht möglich

Am ESAF-Freitag sind die kantonalen Schalter ausnahmsweise geschlossen, aber zur Not telefonisch erreichbar. Wer zur Entsorgungsstelle will, muss dies verschieben: Die Abfallsammelstellen in Netstal, Riedern, Glarus und Ennenda sind geschlossen. So soll die Verkehrssituation nicht zusätzlich belastet werden. Wegen des ESAF beginnt auch die Hochwildjagd im Kanton Glarus eine Woche später, am 8. September.

Gewerbe muss an die (Mehl-)Säcke

Zum ersten Mal überhaupt dürfen regionale Metzger das ESAF mit Fleisch beliefern, sagt Metzgermeister Hans Hager aus Mollis. Bislang war dies einem Grossverteiler vorbehalten. Im Glarnerzelt auf dem Festgelände gibt es lokale Spezialitäten wie Netzbraten, Kalberwürste oder Trockenfleisch.

Auch in den Backstuben geht es heiss zu und her. Bäcker und Caterer Mike Wick ist fast rund um die Uhr unterwegs. Die 4500 Nussgipfel für die Umzugsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind bereits vorgebacken und im Tiefkühler gelagert. Die Mehllager sind voll, so Wick: «Es ist eine Herausforderung, aber es ist alles planbar.»

Alle wollen Holzmuni Max sehen

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Holzkunstwerk vor Bergkulisse bei Sonnenuntergang.
Legende: Der 20 Meter hohe Holzmuni Max überragt das ganze ESAF-Gelände auf dem Flugplatz Mollis. SRF / Fabienne Frei

Ein besonderes Highlight auf dem ESAF-Gelände ist Max, eine 20 Meter hohe, 30 Meter lange und 182 Tonnen schwere Holzskulptur eines Munis. Schon jetzt lockt er mit seiner Grösse Tausende von Schaulustigen aufs Gelände.

Auch bei den Kindern ist Max eine Attraktion. Eine Spielgruppe darf unter dem Holzmuni Znüni essen. Oder Schulen veranstalten Schnitzeljagden zu Max.

Regionaljournal Ostschweiz, 20.8.2025, 17:30 Uhr ; 

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