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Eigener Herdenschutz So will das Wallis die Schafe vor dem Wolf schützen

Der Kanton Wallis investiert weiter in den Herdenschutz und lanciert ein eigenes Programm für Schutzhunde.

Im vergangenen Jahr wurden im Wallis rund 400 Schafe und Ziegen durch den Wolf gerissen. Der Druck auf die Herden nimmt mit der zunehmenden Wolfspopulation weiter zu. Viele Landwirte und Landwirtinnen sind deswegen besorgt. «Der Wolf kann sich ungehindert vermehren. Das lässt sich nicht mehr kontrollieren, das macht mir Angst», sagt der Landwirt Yves Bruchez.

Der Wolf kann sich ungehindert vermehren. Das macht mir Angst.
Autor: Yves Bruchez Landwirt

Gerade deshalb spielen Herdenschutzmassnahmen eine wichtige Rolle. Aus gut bewachten Herden kann der Wolf weniger Tiere reissen. Rund die Hälfte der im Wallis gerissenen Tiere waren nicht geschützt, hiess es am Donnerstag an einer Medienkonferenz im Wallis.

Insgesamt sollen fast drei Millionen Franken für Herdenschutzmassnahmen im Wallis investiert werden, der Kanton selbst übernimmt über eine Million Franken davon – deutlich mehr als im Vorjahr.

Eine der effektivsten Herdenschutzmassnahmen sind laut Kanton Hunde. Diese sind gefragt wie selten zuvor – und das ist ein Problem.

Eigene Walliser Zertifizierung

Denn die Nachfrage nach Herdenschutzhunden ist so gross, dass nicht genügend Herdenschutzhunde ausgebildet werden können.

Grosser weisser Hund überwacht eine kleine Gruppe von Schafen.
Legende: Mithilfe von Herdenschutzhunden können Risse durch den Wolf massiv reduziert werden. Keystone/Jean-Christoph Bott

Aus diesem Grund hat die Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung der Weidewirtschaft Arcadia im Auftrag des Kantons Wallis eine zusätzliche Ausbildung für Herdenschutzhunde sowie für Züchterinnen und Züchter ausgearbeitet. Es sollen auch Hunderassen ausgebildet werden, die der Bund bis anhin nicht zertifiziert.

«Der Hund muss den Wolf als Feind und den Menschen als Freund erkennen. Das ist die grösste Herausforderung», sagt Moritz Schwery, Herdenschutzverantwortlicher des Kantons Wallis. Hier eine eigene Zertifizierung zu erhalten, sei nötig gewesen, um die grosse Nachfrage zu decken, so Schwery. Die Frage ist, ob das Bundesamt für Umwelt die Tests dieser Hunde akzeptiert und sie nach der Ausbildung als Herdenschutzhunde anerkannt sind.

Denn: Wenn Tiere gerissen werden, die nicht von zertifizierten Hunden geschützt wurden, löst dies Diskussionen aus, wenn es um den Abschuss eines Wolfes geht. Ein Wolf darf erst geschossen werden, wenn er eine bestimme Anzahl Tiere gerissen hat – obwohl diese durch zertifizierte Hunde geschützt wurden. Der Kanton Wallis könne sich vorstellen, dass der Bund die Kompetenz für die Zertifizierung den Kantonen übergebe, heisst es beim Walliser Amt für Viehwirtschaft.

Der Hund muss den Wolf als Feind und den Menschen als Freund erkennen.
Autor: Moritz Schwery Verantwortlicher Herdenschutz Kanton Wallis

Diesen Sommer können nun 43 neu ausgebildete Hunde im Wallis mit den Schafen in die Berge ziehen. Und sie vor Angriffen durch Wölfe schützen.

Die neue Ausbildung sei nicht als Konkurrenz zur bestehenden Ausbildung durch die Agridea gedacht. Viel mehr wolle man eine Unterstützung für das vorhandene Angebot sein, so Schwery.

Ob sich die neue Ausbildung bewährt, werden nicht zuletzt die Hunde während ihres Einsatzes in den Walliser Alpen zeigen.

Auch Graubünden wollte auf andere Hunderassen setzen

Box aufklappen Box zuklappen

Neben dem Kanton Wallis wollte auch der Kanton Graubünden neue Wege bei den Herdenschutzhunden gehen. Auch dort sollten nicht nur die beiden offiziellen Rassen der Agridea eingesetzt werden. Der Kanton Graubünden kam dann aber doch wieder auf die beiden zugelassenen Hunderassen Maremmano und Pyrenäen-Hunde zurück. Getestet werden diese Hunde mit dem System, welches die Agridea nutzt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 15.06.2023, 17.30 Uhr ; 

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