Bei der Abstimmung über die Einheitskasse glaubte offenbar nur eine Minderheit an eine Reduktion der Kosten, sollte eine Einheitskasse Realität werden. Das war laut den meisten Kommentatoren der Grund, warum die Schweizer die Einheitskasse mit einem Anteil von 61,8 Prozent verworfen haben.
Ja gesagt haben vor allem linke und Hochprämienkantone. Politologen Lukas Golder dazu: «Wir gehen davon aus, dass die Linken sehr stark Ja gesagt haben. Darüber hinaus gab es aber auch eine Abstimmung aus Betroffenheit. Auch Regionen mit hohen Prämien haben hier ein Ja eingelegt.»
Die Unterschiede in den Kantonen
In Nidwalden und Appenzell Innerrhoden haben besonders wenig Stimmbürger der Vorlage zugestimmt. In diesen Kantonen sind die Krankenkassen-Prämien vergleichsweise tief.
In Bern, Basel-Land und Basel-Stadt mit den höchsten Prämien der deutschsprachigen Schweiz sind auch die Ja-Anteile zur Initiative deutlich höher ausgefallen. Das Gleiche gilt auch für die Kantone der französischsprachigen Schweiz. Der Unterschied zur Deutschschweiz: In der Romandie haben die Kantone mit hohem Kostendruck deutlicher für die öffentliche Krankenkasse gestimmt.
Doch nicht nur der Prämiendruck hat im Abstimmungsverhalten eine Rolle gespielt, sondern auch die Einkommen. Laut dem gfs.bern ist der Ja-Stimmenanteil in jenen Regionen grösser, wo mehr Personen mit Einkommen unter dem Mittel leben.
Deshalb ist gerade in der welschen Schweiz der Ruf nach einer kantonalen öffentlichen Krankenkasse gross. «Da wäre tatsächlich der Wille grösser für einen systematischen, fundamentalen Wandel», sagt Politologe Golder. Die einzelnen Kantone hätten eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung. «Hier gibt es unterschiedliche Ansichten. Hier muss die einende Rolle des Bundesstaates wieder stärker spürbar werden», so Lukas Golder.
Da ist der Bundesrat gefordert. Ob das Parlament in Bern einer Gesetzesänderung für die Krankenkasse zustimmen würde, ist mehr als fraglich.