Die Wolken hängen tief und die Berghänge sind bis weit hinab verschneit, als Adrian Thoma und Marco Schlönvoigt den Motor ihres Bootes starten und hinausfahren auf den Zugersee.
Mit dabei auf dem Boot der beiden Sportfischer: Ein Live-Sonargerät der neusten Generation, erst Anfang Jahr angeschafft für gut 16'000 Franken. Es liefert Echtzeitbilder aus den Tiefen des Sees – auf einem Monitor sind kleine Punkte in verschiedenen Farben zu sehen.
«Man kann so sehen, wie gross die Fische sind», sagt Adrian Thoma und zeigt auf den Monitor. «Das Rote ist die Luft in der Lunge der Fische. Je röter, desto grösser ist der Fisch.»
Glück brauchts noch immer – aber etwas weniger
Für Laien sind die Punkte schwierig zu interpretieren, doch Thoma und Schlönvoigt können dank ihrer Erfahrung erkennen, in welcher Tiefe sich Fische aufhalten. Sie fischen also nicht im Trüben, sondern direkt bei den grossen Brocken, den Hechten zum Beispiel.
Es gibt keine Garantie, dass der Fisch dann auch wirklich anbeisst.
Dennoch, sagt Schlönvoigt: «Das ist nicht vergleichbar mit Jägern, die mit Nachtsichtgeräten unterwegs sind. Bei denen hat ein Reh keine Chance. Bei uns dagegen gibt es keine Garantie, dass ein Fisch dann auch wirklich zubeisst.»
Sonargeräte werden ein Fall fürs Bundesgericht
Was die beiden Sportfischer auf dem Zugersee tun, ist wenige Kilometer entfernt nicht möglich: Auf dem Vierwaldstättersee und auf dem Sarnersee ist die Fischerei mit Live-Sonar seit September verboten. Der Einsatz solcher Geräte stelle einen zu grossen Eingriff in die Natur dar, so die Begründung.
Dagegen hat eine Gruppe von rund 40 Fischerinnen und Fischern nun Klage vor Bundesgericht eingereicht, Thoma und Schlönvoigt gehören dazu. Das Verbot sei unverhältnismässig, sind sie überzeugt.
Das sieht Sara Muff anders. Sie ist im Vorstand des Luzerner Fischereiverbands und politisiert für die SP im Kantonsrat. Ihre Befürchtung: Mit Live-Sonar geraten die grossen Raubfische, die fürs Ökosystem in den Seen wichtig sind, besonders unter Druck.
Verbieten, bevor alle ein Sonargerät haben
«Fische können mit Sonar schnell aufgespürt werden», sagt sie. «Und wer mit dem Gerät umgehen kann, erkennt rasch, um was für Fische es sich handelt. Es wird Leute geben, die dann explizit auf die grossen, wichtigen Fische gehen.»
In fünf Jahren wird ein Verbot solcher Geräte nicht mehr möglich sein.
Darum sei es wichtig, dass das Verbot von Sonargeräten jetzt schon gelte: «In fünf Jahren werden sie so verbreitet sein, dass ein Verbot kaum mehr durchsetzbar ist», sagt Sara Muff.
Allerdings sind auch traditionelle Fischerinnen und Fischer heute nicht ohne moderne Technologie unterwegs: Viele haben ein 2-D-Gerät an Bord, das Hindernisse und Bewegungen im See anzeigt.
Doch die Live-Sonargeräte gingen da einen deutlichen Schritt weiter, sagt Hobbyfischer Peter Schürmann, ebenfalls im Vorstand des Luzerner Fischereiverbands. «Diese Geräte ermöglichen einen Blick in die Wohnstube der Fische, um sie gezielt herausholen zu können. Das widerspricht dem Tierwohl.»
Auch Sonar-Fischer für strenge Regeln
Adrian Thoma und Marco Schlönvoigt, die beiden Sonar-Fischer auf dem Zugersee, halten die Befürchtungen rund um die neue Technologie für übertrieben. Wegen der Bildschirme alleine würden nicht mehr Fische aus den Seen geholt, sagen sie.
Und: Das Tierwohl sei auch ihnen wichtig. «Wenn die Fische unter Druck geraten, dann braucht es strengere Regeln, um den Fischfang einzuschränken», sagt Thoma. «Da bin auch ich dafür – doch mit den Sonargeräten hat das nichts zu tun.»