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Elektromobilität Mehr Ladestationen für E-Autos? Darüber berät der Ständerat

Neuzulassungen bei reinen E-Autos in der Schweiz stagnieren, nur eines von 20 Autos hat einen Elektroantrieb. Ein Problem bei der Elektromobilität sind die Ladestationen. Das will der Ständerat ändern.

Der Autoimporteur Emil Frey AG hat nach eigenen Angaben das umfassendste Angebot an Elektroautos der ganzen Schweiz.

Doch bei ihren Beratungsgesprächen stellen die Autohändler immer wieder dasselbe fest: «Die Kunden sind verunsichert, sie wissen nicht genau, was sie im Moment kaufen sollen», sagt Marcel Guerry, Geschäftsführer der Emil Frey AG. Für Menschen mit einer Mietwohnung stelle das Laden des Elektroautos das grösste Problem dar.

Dies bestätigte kürzlich auch eine repräsentative Umfrage des Vergleichsdienstes Comparis: Der Mangel an Ladestationen bei Mietwohnungen sei die wesentliche Hürde beim Umstieg auf die Elektromobilität. Daneben falle auch ins Gewicht, dass E-Autos in der Anschaffung teurer seien, so die Comparis-Umfrage. Und dass es je nach Wohnort keine oder aber ganz unterschiedliche Fördermassnahmen gebe – Kaufprämien hier, Steuernachlässe dort, mal befristet, mal unbefristet – verunsichere die Kundschaft.

Person lädt Elektroauto in Garage auf.
Legende: Ein Problem bei der Elektromobilität sind die Ladestationen: In vielen Tiefgaragen und Einstellhallen von Mehrfamilienhäusern und Wohnsiedlungen fehlt heute noch die Ladeinfrastruktur für E-Autos. KEYSTONE/Christian Beutler

Dabei habe das Volk doch vor zwei Jahren dem Klimaziel Netto-Null 2050 zugestimmt, betont Autoimporteur Marcel Guerry: «Wir haben alle gesagt, wir wollen 2050 auf dem Matterhorn sein. Jetzt sitzen wir in der Hörnlihütte, ein Drittel des Weges ist schon gemacht. Aber wir haben keine Steigeisen, keine Lampen und kein Seil zur Verfügung – da kommen wir nie hoch.»

Vorstoss will Elektromobilität fördern

Zur Debatte steht nun im Ständerat ein Vorstoss des grünliberalen Nationalrats Jürg Grossen: Dieser fordert, dass der Zugang zu Ladestationen für E-Autos auch für Mieterinnen und Stockwerkeigentümer sichergestellt werden muss.

Mann spricht vor Publikum im Anzug.
Legende: In der von GLP-Nationalrat Jürg Grossen eingereichten Motion heisst es, dass die Schweiz auf die rasch voranschreitende Elektrifizierung der Mobilität nicht ausreichend vorbereitet sei. KEYSTONE/Alessandro della Valle

Zwar gebe es ein rasch wachsendes Angebot an Schnellladestationen im öffentlichen Raum, bei Tankstellen oder Einkaufszentren. Doch das allein genüge nicht: «Wenn alle an Schnellladestationen tanken würden, könnte das Stromnetz diese Belastungen gar nicht aushalten. Das würde unser Netz stark überlasten.»

Deshalb brauche es auch in den Tiefgaragen und Einstellhallen Ladestationen, wo die Fahrzeuge die Nacht über langsam aufgeladen werden könnten: «Über 70 Prozent der Menschen in der Schweiz wohnen in Mietliegenschaften oder Stockwerkeigentum.» Elektroautos würden zu 80 Prozent dort geladen, wo die Menschen wohnen oder arbeiten. «Wenn sie diesen Zugang nicht haben, dann kaufen sie wieder ein Verbrennungsmotorfahrzeug, was schade ist», so Grossen.

Bundesrat stellt sich gegen Forderung

Der Bundesrat schlägt in seiner Antwort auf diesen Vorstoss vor, in den kommenden sechs Jahren die Investitionen in Ladeinfrastrukturen in Mehrfamilienhäusern, in grösseren Betrieben und auf öffentlichen Parkplätzen teilweise mitzufinanzieren.

In einer Mitteilung schreibt der Bundesrat weiter: «Die Kernforderung der Motion, das Sicherstellen eines Zugangs zu Ladeinfrastruktur im Mietverhältnis und im Stockwerkeigentum, kommt einem Rechtsanspruch auf eine Ladestation gleich. Das lehnt der Bundesrat nach wie vor ab.»

Der Nationalrat seinerseits hat vor einem Jahr dem Vorstoss von Jürg Grossen ohne lange Diskussion zugestimmt.

Ob dies auch der Ständerat so sieht, wird sich zeigen. Möglich auch, dass er föderalistische Argumente höher gewichtet und diese Frage weiterhin den Kantonen überlassen will.

Rendez-vous, 10.6.2025, 12:30 Uhr ; herb

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