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EM 2025 in der Schweiz Bund streicht Gelder – wird die Frauen-EM zum Grümpelturnier?

Der Bundesrat kürzt die Gelder für die Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz. Das sorgt vielerorts für heftige Kritik.

Die Euphorie war gross, als die Schweiz im April letzten Jahres den Zuschlag für die Austragung des grössten frauenspezifischen Sportanlasses von Europa bekam, der Frauenfussball-EM der UEFA 2025.

Doch die anfängliche Vorfreude erleidet einen herben Dämpfer: Der Bundesrat will nun doch nicht so viel Geld für die Frauen-EM ausgeben, wie ursprünglich geplant.

82 Millionen für die Männer – kein zusätzliches Geld für die Frauen

Ursprünglich war die Rede davon, dass der Bund 15 Millionen Franken für die Frauen-EM zahlt. Doch jetzt sollen es – aus Spargründen – nur vier Millionen Franken werden, wie der Bundesrat kürzlich verlauten liess.

Fussballspielerinnen der Nationalmannschaft auf dem Feld.
Legende: Dass der Bundesrat die Gelder streicht für die Frauen-EM sorgt für Kritik von mehreren Seiten. Keystone/Salvatore Di Nolfi

Schaut man genauer hin, stellt man fest: Diese vier Millionen müssen gleichzeitig anderswo im «Bundesamt für Sport» eingespart werden. Sprich: Der Bundesrat will für die Frauen-EM kein zusätzliches Geld ausgeben. Der Bund hat damit die gesamten Gelder für die Vergünstigung der geplanten Kombi-Tickets im ÖV sowie für die Landeskommunikation und das Standortmarketing gestrichen. 

Wer soll jetzt die Frauen-EM nun bezahlen?

In insgesamt acht Austragungs-Städten, den sogenannten Host Cities, sollen die EM-Spiele der Frauen stattfinden: in Zürich, Basel, Bern, Thun, St. Gallen, Luzern, Sitten und Genf.

Enttäuschung pur. Wir haben mit etwas ganz anderem gerechnet.
Autor: Katharina Ali-Oesch Gemeinderätin Thun

Man sei höchst irritiert über den Entscheid: «Enttäuschung pur. Wir haben mit etwas ganz anderem gerechnet, als jetzt vom Bund gekommen ist und das stellt alle vor grosse Herausforderungen», erklärt die Thuner Gemeinderätin Katharina Ali-Oesch.

Unverständnis auch in Tourismus-Branche

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Der Entscheid des Bundesrats sorgt in Tourismuskreisen für Stirnrunzeln. Das sei eine verpasste Chance, sagt der Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands, Nicolò Paganini. Die Idee wäre gewesen, dass man versucht, die Gäste, die wegen der EM in die Schweiz kommen, an die Schweiz zu binden und Werbung zu machen für das Tourismusland Schweiz. Doch: «mit null Franken macht man halt auch eine Null-Kampagne. Das ist eine verpasste Chance für die Schweiz», so Paganini.

Knausert der Bund bei den Geldern, stellt sich die Frage: Können und wollen die Austragungs-Städte (Gemeinden) und die Kantone das selbst stemmen? Die meisten der Host Cities haben deutlich mehr Geld für die EM gesprochen als der Bund.

Die Stadt Zürich zum Beispiel hat 18.5 Millionen budgetiert, Basel-Stadt will den Anlass mit 12.9 Millionen unterstützen, die Stadt Bern mit 6.1 Millionen und Thun mit 3.65 Millionen. Auch die jeweiligen Kantone werden die EM unterstützen. Allerdings ist noch nicht überall klar, mit wie viel Geld. Geplant gewesen wäre, dass sich Bund, Kantone und die Städte (Gemeinden) jeweils zu je einem Drittel an den Kosten beteiligen.

Ernüchterung beim Fussballverband

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Der Schweizerische Fussballverband (SFV) hat den Entscheid des Bundesrats etwas überrascht zur Kenntnis genommen. Man sei zwar dankbar, dass man überhaupt Unterstützung bekomme, aber: «Letztendlich ist der Betrag dann doch ein bisschen ernüchternd. Es ist nicht das, was wir uns gewünscht und erhofft haben und was eigentlich auch geplant gewesen war», erklärt SFV-Sprecher Adrian Arnold auf Anfrage.

Streicht der Bund jetzt seine Gelder, hat dies negative Auswirkungen auf die Gemeinden und Kantone. Thun droht als Austragungsort das Aus, sagt Gemeinderätin Katharine Ali Oesch: «Im allerschlimmsten Fall, sollten also gar keine Gelder nach Thun kommen, müssten wir sagen, dass es wohl nicht möglich wird, hier die EM durchzuführen». Ali-Oesch betont aber auch, dass man zuversichtlich sei und nun gemeinsam mit den anderen Austragungs-Städten nach Lösungen suche.

«Ohne zusätzliche Gelder wird die Frauen-EM zum Grümpelturnier»

Der Entscheid des Bundesrats sorgt auch im Schweizer Parlament für hitzige Diskussionen. Die Empörung ist etwa bei GLP-Nationalrätin Corina Gredig gross. Sie ist Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe «Euro 25». Mehrere hundert Millionen Leute aus der ganzen Welt würden die EM mitverfolgen. «Wenn man jetzt sagt, man hat da gar keine Gelder, dann wird es zu einem Grümpelturnier», sagt Gredig.

Was sagt der Bund zur Kritik?

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Vor der Kamera wollte gegenüber SRF von Seiten des Bundes niemand Stellung nehmen. Das Bundesamt für Sport und das VBS lassen schriftlich ausrichten:

«Aufgrund der angespannten Finanzlage hat der Bundesrat entschieden, seine Unterstützung auf Massnahmen für die Sportförderung im Rahmen der Europameisterschaft zu beschränken und diese im BASPO (Bundesamt für Sport) intern zu kompensieren. Die Budgethoheit liegt beim Parlament und es wird über Höhe und Zweck der Beiträge debattieren.
Der Bundesrat erachtet die Euro 2025 als grosse Chance, dem Mädchen- und Frauensport weitere Impulse zu verleihen.»


Auch für SP-Nationalrat Matthias Aebischer, Präsident der parlamentarischen Gruppe Sport, ist das ein falsches Zeichen, das der Bundesrat da setzt. Weltweit würden immer mehr Mädchen Fussball spielen. «Und jetzt kommt der Bundesrat und sagt: Wir geben kein Geld für die Frauen-EM 2025 in der Schweiz. Das ist einfach eine Katastrophe.»

«Parlament hat die Möglichkeit, diesen Entscheid zu korrigieren»

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Einschätzung von Bern-Korrespondentin Sandra Brand :

Insbesondere Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd hatte sich im Vorfeld immer wieder öffentlich stark gemacht für die Frauenförderung im Sport, namentlich im Fussball. Dass sie nun die geplanten 15 Millionen im Gesamtbundesrat nicht durchgebracht hat, dürfte für sie eine bittere Pille sein.

In der Sommersession hat das Parlament die Möglichkeit, diesen Entscheid noch zu korrigieren und die Gelder für die Frauen-EM zu erhöhen. Wäre dies der Fall, wäre das nicht nur für die Austragungs-Städte entscheidend, sondern es wäre auch ein wichtiges Zeichen für die Förderung und Gleichstellung des Frauenfussballs in der Schweiz.

Unterstützung dürfte es im Parlament aus verschiedenen Lagern geben. Zum einen von jenen, die die Gleichstellung im Sport vorantreiben wollen, zum anderen auch von jenen, die wirtschaftliche Interessen, wie beispielsweise aus der Tourismusbranche, vertreten.

Ob eine Erhöhung der Gelder bis zum ursprünglich geplanten Betrag von 15 Millionen Franken aber tatsächlich eine Mehrheit findet, ist angesichts der aktuellen Bundesfinanzen und des steigenden Spardrucks fraglich.

10 vor 10, 09.02.2024, 21:50 Uhr

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