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Energiestrategie 2050 Es tut sich was, aber zu wenig

Die Schweiz hinkt bei der Energiewende hinterher. Das Nationale Forschungsprogramm «Energie» empfiehlt neue Massnahmen.

Energiestrategie 2050: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 haben Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg der Schweiz aus der Kernenergie beschlossen. Hierfür hat der Bundesrat die Energiestrategie 2050 erarbeitet. Die Schweiz will die Energie effizienter nutzen und das Energiesystem umbauen. Weg von der Atomkraft, hin zu klimaneutralen erneuerbaren Energieträgern wie Sonne, Wind oder Wasser.

Gemischte Zwischenbilanz: Ist die Schweiz bei der Energiewende auf Kurs? Kurzfristig ja, meint SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. «Ein Hauptziel der Energiewende ist es, dass wir weniger Strom verbrauchen. Der Stromverbrauch pro Kopf sinkt seit gut zehn Jahren in der Tat». Gleichzeitig soll mit der Energiewende innerhalb der Schweiz auch mehr Strom aus Wind und Sonne produziert werden. Auch hier gehe es aufwärts, meint Heim. Aber bei den Zielvorgaben für 2035 hinke man hinterher, so die aktuelle Zwischenbilanz des Bundesamtes für Energie.

Hürden bei der Umsetzung: «Wind Projekte lassen sich in der Schweiz momentan kaum realisieren, da gibt es zu viel Widerstand, etwa weil das Landschaftsbild beeinträchtigt würde», so Heim. Solaranlagen auf Einfamilienhäusern würden zwar boomen, allerdings fehle die Umsetzung von Grossprojekten. «Bei der Wasserkraft wiederum ist es so, dass neue Stauseen derzeit nicht gebaut werden, beispielsweise das Projekt «Trift» zwischen Susten- und Grimselpass.»

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Folgen bei Nichterreichung der Ziele: «Dann wird die Schweiz mehr Strom als heute aus dem Ausland importieren müssen.» Zurzeit geschehe das vor allem während der Wintermonate – mit Strom aus Deutschland und Frankreich. Dass die Abhängigkeit vom Ausland tendenziell zunehmen wird, bestätigt auch das Nationale Forschungsprogramm «Energie».

Liberalisierung Strommarkt: Das Forschungsprogramm kommt zum Schluss, dass der Strommarkt in der Schweiz komplett liberalisiert werden müsste. «Heute ist es so, dass nur die Grossverbraucher ihren Stromproduzenten auswählen können, nicht aber wir als normale Stromverbraucher», sagt Heim. Der Vorteil eines liberalisierten Marktes wäre, so die Forscher, dass die Stromproduktion und die Nachfrage nach Strom besser aufeinander abgestimmt werden könnten. Gesteuert würde dieser Mechanismus über flexible Preise.

Flexible Preise: Am Mittag, wenn die Sonne am stärksten scheint, produzieren Solaranlagen beispielsweise auch viel Strom. Wenn es viel Strom auf dem Markt gibt, dann sinkt der Preis. «Deshalb würde es künftig Sinn ergeben, zu diesem Zeitpunkt das Elektroauto aufzuladen oder die Waschmaschine laufen zu lassen», so Heim.

Lenkungsmassnahmen: Eine Besteuerung des CO2-Ausstosses würde dazu führen, dass nach neuen technologischen Lösungen gesucht werde. «Die Innovation würde gefördert werden». Die Forscher unterstreichen, dass die Einnahmen einer solchen CO2-Steuer ausschliesslich dazu dienen sollen, das Energiesystem nachhaltiger zu machen und dass die Einnahmen dann wieder an die Bevölkerung und an die Wirtschaft zurückfliessen sollten.

Umsetzung in der Politik: «Viele Resultate werden bereits auf politischer Ebene diskutiert oder sind in der politischen Beratung, ganz aktuell eine CO2-Steuer auf Flugtickets», so Heim. Auch die Frage, wie künftig mehr Strom aus Wind oder Sonne gefördert werden soll, stehe ganz zuoberst auf der politischen Agenda.

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