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Ist die Schweiz in der Energiewende auf Kurs?
Aus Echo der Zeit vom 26.11.2019. Bild: Keystone
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Energiestrategie 2050 Es tut sich was, aber zu wenig

Die Schweiz hinkt bei der Energiewende hinterher. Das Nationale Forschungsprogramm «Energie» empfiehlt neue Massnahmen.

Energiestrategie 2050: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 haben Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg der Schweiz aus der Kernenergie beschlossen. Hierfür hat der Bundesrat die Energiestrategie 2050 erarbeitet. Die Schweiz will die Energie effizienter nutzen und das Energiesystem umbauen. Weg von der Atomkraft, hin zu klimaneutralen erneuerbaren Energieträgern wie Sonne, Wind oder Wasser.

Gemischte Zwischenbilanz: Ist die Schweiz bei der Energiewende auf Kurs? Kurzfristig ja, meint SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. «Ein Hauptziel der Energiewende ist es, dass wir weniger Strom verbrauchen. Der Stromverbrauch pro Kopf sinkt seit gut zehn Jahren in der Tat». Gleichzeitig soll mit der Energiewende innerhalb der Schweiz auch mehr Strom aus Wind und Sonne produziert werden. Auch hier gehe es aufwärts, meint Heim. Aber bei den Zielvorgaben für 2035 hinke man hinterher, so die aktuelle Zwischenbilanz des Bundesamtes für Energie.

Hürden bei der Umsetzung: «Wind Projekte lassen sich in der Schweiz momentan kaum realisieren, da gibt es zu viel Widerstand, etwa weil das Landschaftsbild beeinträchtigt würde», so Heim. Solaranlagen auf Einfamilienhäusern würden zwar boomen, allerdings fehle die Umsetzung von Grossprojekten. «Bei der Wasserkraft wiederum ist es so, dass neue Stauseen derzeit nicht gebaut werden, beispielsweise das Projekt «Trift» zwischen Susten- und Grimselpass.»

Matthias Heim

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Folgen bei Nichterreichung der Ziele: «Dann wird die Schweiz mehr Strom als heute aus dem Ausland importieren müssen.» Zurzeit geschehe das vor allem während der Wintermonate – mit Strom aus Deutschland und Frankreich. Dass die Abhängigkeit vom Ausland tendenziell zunehmen wird, bestätigt auch das Nationale Forschungsprogramm «Energie».

Liberalisierung Strommarkt: Das Forschungsprogramm kommt zum Schluss, dass der Strommarkt in der Schweiz komplett liberalisiert werden müsste. «Heute ist es so, dass nur die Grossverbraucher ihren Stromproduzenten auswählen können, nicht aber wir als normale Stromverbraucher», sagt Heim. Der Vorteil eines liberalisierten Marktes wäre, so die Forscher, dass die Stromproduktion und die Nachfrage nach Strom besser aufeinander abgestimmt werden könnten. Gesteuert würde dieser Mechanismus über flexible Preise.

Flexible Preise: Am Mittag, wenn die Sonne am stärksten scheint, produzieren Solaranlagen beispielsweise auch viel Strom. Wenn es viel Strom auf dem Markt gibt, dann sinkt der Preis. «Deshalb würde es künftig Sinn ergeben, zu diesem Zeitpunkt das Elektroauto aufzuladen oder die Waschmaschine laufen zu lassen», so Heim.

Lenkungsmassnahmen: Eine Besteuerung des CO2-Ausstosses würde dazu führen, dass nach neuen technologischen Lösungen gesucht werde. «Die Innovation würde gefördert werden». Die Forscher unterstreichen, dass die Einnahmen einer solchen CO2-Steuer ausschliesslich dazu dienen sollen, das Energiesystem nachhaltiger zu machen und dass die Einnahmen dann wieder an die Bevölkerung und an die Wirtschaft zurückfliessen sollten.

Umsetzung in der Politik: «Viele Resultate werden bereits auf politischer Ebene diskutiert oder sind in der politischen Beratung, ganz aktuell eine CO2-Steuer auf Flugtickets», so Heim. Auch die Frage, wie künftig mehr Strom aus Wind oder Sonne gefördert werden soll, stehe ganz zuoberst auf der politischen Agenda.

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44 Kommentare

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  • Kommentar von Noah Schmid  (Schmid)
    Vor allem dass viele öffentliche Gebäude noch keine PV-Anlagen installiert haben, ist für ein hoch entwickeltes Land wie die Schweiz schlicht peinlich und beschämend.
    Dass beispielsweise ein Unispital bei über 35 Grad seine Räume nicht kühlt, weil es Strom sparen muss, ist absurd und traurig. Zumal es mit seiner Dachfläche einen wesentlichen Teil seines Strombedarfes problemlos decken könnte und dieser Dachstrom sogar noch günstiger wäre als der Strom vom Netz.
    1. Antwort von Noah Schmid  (Schmid)
      Gleichzeitig investiert die Schweizerische Nationalbank leider in ausländische Ölkonzerne, anstatt in Schweizer Stromdächer auf Schweizer Dächer die der Öffentlichkeit gehören.
      Mit nachhaltigen Investitionen in der Schweiz würde ebenfalls Geld in den Umlauf gebracht (genauso wie mit dem Kauf von ausländischen Ölaktien).
  • Kommentar von Beat Reuteler  (br)
    Statt krampfhaft zu versuchen Grossprojekte loszueisen, die stecken geblieben sind, sollten die Behörden besser die Rechtssicherheit für Prosumer festlegen. Damit hätte die Schweiz den viel grösseren Hebel. Das geht dann so weit, dass Ortsnetze geregelt werden müssen, damit all der PV-Strom ins Mittelspannungsnetz gelangen kann, wo er die verbliebene Industrie und die KMU antreibt, wo die (noch) nicht selbst Prosumer sind. Da hätten die EW's viel zu tun: Regeln und verteilen der Energie.
    1. Antwort von Noah Schmid  (Schmid)
      Für die Transformatoren spielt es keine Rolle in welche Richtung der Strom fliesst und die Wechselrichter von grossen PV-Anlagen können zwar auch ferngesteuert werden, aber sie reduzieren ab einer gewissen Spannung und/oder Frequenz so oder so ihre Einspeiseleistung.
      Das Problem ist, dass die EWs für Überschussstrom von Gewerbedächern häufig wesentlich weniger bezahlen, als sie selbst für den von ihnen verkauften Strom verlangen (auch ohne Netzkosten).
  • Kommentar von Beat Reuteler  (br)
    Die vollständige Liberalisierung wäre vollkommen im Gegenteil der totale Killer für die meisten Bemühungen heute. Da die Investoren die aktuell am meisten für die ES2050 tun (das sind die Eigenheimbesitzer) überhaupt nicht mehr wüssten, was sie für den Strom den sie produzieren erhalten werden, rechnen sich die Projekte nicht mehr. Die Grossprojekte, die man so vielleicht eher fördern könnte, haben jedoch das Problem, dass sie einhergehen müssten mit Netzausbau. Das verlangsamt die Sache auch.