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Engpass im Stromnetz Schweizer Kraftwerke werden ausgebremst

Die Stromproduktion wird immer häufiger gedrosselt, damit es nicht zu Überlastungen im Hochspannungsnetz kommt. Der Ausbau des Stromnetzes soll Abhilfe schaffen, doch dieser kommt nur schleppend voran.

Das Kraftwerk Bieudron unterhalb der Staumauer Grande Dixence im Kanton Wallis ist das leistungsfähigste Wasserkraftwerk der Schweiz. Es kann gleich viel Strom produzieren wie das Atomkraftwerk Leibstadt. Doch immer wieder muss die Stromproduktion gedrosselt werden.

Das Kraftwerk darf dann nicht so viel Strom produzieren, wie es eigentlich könnte. «Es ist schon frustrierend, dass nicht immer die ganze Kapazität zur Verfügung steht oder abtransportiert werden kann», sagt Amédée Murisier, der beim Stromkonzern Alpiq für die Wasserkraftwerke zuständig ist. 

Engpässe im Schweizer Stromnetz

Dass Schweizer Kraftwerke ihre Produktion herunterfahren müssen, komme immer häufiger vor, sagt Jan Schenk, Mediensprecher von Swissgrid, der Betreiberin des hiesigen Hochspannungsnetzes. «Swissgrid muss heute schon die Kraftwerke regelmässig dazu anweisen, die Leistung zu reduzieren, weil die nötigen Kapazitäten im Übertragungsnetz nicht vorhanden sind. Es geht darum, das Netz stabil zu halten, damit Leitungen nicht überlastet werden. Diese Eingriffe ins Netz nehmen in der Tendenz zu.»

Das Schweizer Stromnetz kommt an seine Grenzen. Engpässe gibt es vor allem im Wallis. Swissgrid ist deshalb daran, das Hochspannungsnetz auszubauen. Doch das geschieht nur schleppend: «Der Ausbau des Übertragungsnetzes hält heute nicht mit dem Ausbau von Kraftwerken, zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen mit. Grund dafür sind Verzögerungen bei den Bewilligungsverfahren. Es ist unbedingt wichtig, dass das Tempo bei den Bewilligungsverfahren erhöht wird. Nur so gelingt es, dass wir die Energiewende in der Schweiz umsetzen können», so Schenk.

Abbau von Einsprache-Möglichkeiten

Doch wie könnten Stromleitungen schneller ausgebaut werden? Eine mögliche Lösung: Die Einsprache-Möglichkeiten beim Ausbau des Stromnetzes einschränken. Dafür spricht sich unter anderem der Vizepräsident der zuständigen Kommission des Nationalrats, Christian Imark von der SVP, aus: «Wenn man die Netze mehr ausbauen muss und will, dann führt kein Weg daran vorbei. Das ist nicht populär. Das ist klar. Solche Eingriffe in die Natur führen zu Widerstand. Es geht nur so. Die Beschleunigung kann nur verbunden sein mit dem Abbau von Rechten oder man muss die Strategie ändern.»

Auch andere Politiker sprechen davon, die Einsprache-Möglichkeiten beim Bau von Hochspannungsleitungen zu beschränken. Konkrete Pläne sind noch nicht bekannt.

Keine guten Aussichten für die Energiebranche. Gerne würde sie mehr Strom vom Wallis ins Mittelland liefern, dorthin, wo besonders viel Strom verbraucht wird. Doch das ist wegen der Engpässe im Schweizer Hochspannungsnetz nicht möglich. «Wenn man bedenkt, dass auch im Wallis ein grosser Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgen muss und wir gerade im Winter mehr Wasser speichern und so mehr Strom produzieren wollen, kommt das Hochspannungsnetz irgendwann an seine Kapazitätsgrenze. Der Ausbau ist deshalb erforderlich», sagt Amédée Murisier vom Stromkonzern Alpiq.

Mit dem Bau von alpinen Solaranlagen verschärft sich also das Problem. Sie und die grossen Wasserkraftwerke in den Walliser Alpen können ihr Potenzial nur vollständig ausschöpfen, wenn die Hochspannungsleitungen, die ins Mittelland führen, ausgebaut sind und das dauert noch mehrere Jahre.

Tagesschau, 11.02.2023, 19:30 Uhr

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