Zum Inhalt springen

Erfahrungen mit Corona Werden im Abwasser bald andere Krankheiten gemessen?

  • Die Gesundheitskommission des Nationalrats möchte das Abwasser künftig auch auf andere Krankheitserreger als nur auf das Coronavirus untersuchen.
  • Der Bundesrat will die positiven Erfahrungen aus der Pandemie ins Epidemiengesetz einfliessen lassen, das derzeit überarbeitet wird.

Im Verlauf der Covid-Pandemie sind Abwasserproben zu einem wichtigen Mittel geworden, um die Verbreitung des Virus einzuschätzen. Nach wie vor wird das Abwasser in 40 Kläranlagen untersucht. Die aktuellen Messungen zeigen, dass die Covid-Verbreitung deutlich abgenommen hat.

SRF-Wissenschaftsredaktorin: Ausweitung der Tests leuchtet ein

Box aufklappen Box zuklappen

Von der Grippe über Norovirus oder Polio bis hin zu Bakterien: Für die Abwasseranalyse kommen im Prinzip viele Krankheitserreger infrage, sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel. Sinn könne vieles machen, das gesundheitlich relevant ist und in Wellen auftritt oder eine starke räumliche Dynamik hat.

«In einem Pilotprojekt vonseiten der Forschung werden aktuell Sars-CoV-2, Influenza A und B und RSV erfasst. Dies geschieht an insgesamt sechs Kläranlagen aus den jeweils gleichen Proben.» Interessant sei auch eine Überwachung antibiotikaresistenter Bakterien, so Zöfel.

Das bestehende Abwassermonitoring auf neue Erreger umzustellen ist laut Zöfel gar nicht so kompliziert: «Sobald man das Erbgut des Erregers kennt, kann man auch darauf testen.» Bis die Methoden dann Routine sind und es kommerzielle Tests-Kits gibt, könne es aber etwas dauern.

Die SRF-Wissenschaftsredaktorin sieht in einer Ausweitung des Abwassermonitorings jedoch einen langfristigen Nutzen: «Es ist einleuchtend, dass es sich lohnt zu wissen, wenn zum Beispiel antibiotikaresistente Bakterien oder ein neues Grippevirus auftauchen.»

Wegen der guten Erfahrungen möchte die Gesundheitskommission des Nationalrats das Abwasser auch auf andere Krankheiten untersuchen. «Das Abwassermonitoring ist ein gutes Frühwarnsystem», sagt Barbara Gysi, Vizepräsidentin der Gesundheitskommission und SP-Nationalrätin.

Kritik an Kosten-Nutzen-Verhältnis aus der SVP

Ein solches Frühwarnsystem ermögliche es, in einer Krise rechtzeitig zu reagieren. Aber auch in normalen Zeiten könnte das Abwassermonitoring Informationen zu anderen Krankheiten, zu Verunreinigungen oder zu antibiotikaresistenten Bakterien liefern.

Gegen dieses Vorgehen sind vor allem Kommissionsmitglieder der SVP. Zu ungenau sei das Monitoring, kritisiert Gesundheitspolitikerin Therese Schläpfer. «Man weiss nicht genau, wonach in welchen Kläranlagen etwas gesucht werden soll. Und das kann ins Unermessliche gehen.» Für die SVP-Nationalrätin stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei einer ständigen Überwachung des Abwassers nicht. Bei spezifischen Analysen würde sich die SVP aber nicht querstellen, fügt Schläpfer an.

Bundesrat soll abklären

Auch Kommissionsvizepräsidentin Gysi erwartet noch genauere Vorgaben und spielt den Ball weiter an den Bundesrat. Dieser soll nun einen Bericht erstellen und das weitere Vorgehen evaluieren, so Gysi. «Wir haben nicht eine abschliessende Liste formuliert, sondern eben vom Bundesrat gewünscht, dass er überprüft und berichtet, für welche Krankheitserreger es sinnvoll ist.»

Das will der Bundesrat nun offenbar tun, wie er in seiner Antwort schreibt. Die Erfahrungen mit dem Abwassermonitoring während der Corona-Pandemie sollen ins Epidemiengesetz einfliessen, das derzeit überarbeitet wird und im Sommer in die Vernehmlassung gehen soll.

HeuteMorgen, 02.02.2023, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel