Bund verkündet Prämienerhöhung: Im Jahr 2026 wird die mittlere Monatsprämie Fr. 393.30 betragen, was einem Anstieg von Fr. 16.60 oder 4.4 Prozent im Vergleich zu 2025 entspricht. Die Zunahme ist geringer als in den letzten zwei Jahren (6 bzw. 8.7 Prozent). Die mittlere Prämie wird berechnet, indem alle in der Schweiz bezahlten Prämien zusammengezählt und durch die Gesamtzahl der Versicherten in der Schweiz geteilt werden.
Prämien nach Altersklassen: Für Erwachsene steigt sie nächstes Jahr um Fr. 18.50 (4.1 Prozent) auf Fr. 465.30. Diejenige für junge Erwachsene erhöht sich um Fr. 13.30 (4.2 Prozent) auf Fr. 326.30. Für Kinder steigt sie gegenüber 2025 um Fr. 5.70 (4.9 Prozent) auf Fr. 122.50.
Prämien nach Kantonen: Den im Schnitt grössten Prämienanstieg muss die Bevölkerung im Kanton Tessin verdauen. Dort steigen die Prämien im Jahr 2026 um Fr. 20.8 (7.1 Prozent). Um 14.7 Prozent sinken sie dagegen im Kanton Zug (- Fr. 45.6 ). Nach wie vor am höchsten sind die Prämien in den Kantonen Tessin (neu Fr. 501.5), Genf (Fr. 489.8 ) und Basel-Stadt (Fr. 470.10). Am wenigsten bezahlen neu die Menschen im Kanton Zug (neu Fr. 264.50), der das letztjährige Schlusslicht Appenzell Innerrhoden (neu Fr. 270.70) ablösen wird.
Spezialfall Zug: Dass in Zug die Prämien deutlich sinken, hat einen einfachen Grund: Der Zuger Regierungsrat entlastet die Bevölkerung in den Jahren 2026 und 2027 nämlich mit rund 220 Millionen Franken bei den stationären Spitalbehandlungen. Das heisst: Den Zugerinnen und Zugern werden in diesen zwei Jahren die stationären Spitalkosten zu 99 Prozent vergütet. 1 Prozent verbleibt aus «verfahrenstechnischen Gründen» bei den Krankenversicherern. Für gewöhnlich trägt der Kanton 55 Prozent der Kosten.
Gründe für den Anstieg: Die steigenden Gesundheitskosten sind eine direkte Folge der weiterhin wachsenden Kosten im Gesundheitswesen. Per Ende Juni 2025 sind die Kosten im Jahresvergleich um 4.6 Prozent gestiegen.
Konkret benennt der Bund in seiner Mitteilung vier Ursachen für den erneuten Prämienanstieg: Alterung der Bevölkerung, neue Behandlungsmöglichkeiten, die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen sowie Tariferhöhungen im stationären und ambulanten Bereich.
Das ist bei einem Wechsel der Krankenkasse zu beachten
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Wer aufgrund der steigenden Prämien seine Krankenkasse wechseln will, muss die bisherige Krankenversicherung bis zum 30. November kündigen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt eine schriftliche Kündigung bis zum 15. November in eingeschriebener Form oder per A-Post Plus an die Krankenkasse.
Die Mitgliedschaft bei der bisherigen Krankenkasse endet erst, wenn die neue Krankenkasse der bisherigen mitgeteilt hat, dass die versicherte Person bei ihr ohne Unterbrechung des Versicherungsschutzes versichert ist. Dies muss sie auch der versicherten Person mitteilten.
Die Medienkonferenz der Bundesrätin: Für das Kostenwachstum im Gesundheitswesen und den Anstieg der Krankenkassenprämien ist laut Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider ein ganzes Bündel von Gründen verantwortlich. Einige davon seien erfreulich, andere problematisch. Als Gründe für das Kostenwachstum nannte Baume-Schneider unter anderem die steigende Lebenserwartung und neue Medikamente: «Diese Fortschritte begrüssen wir, aber sie kosten.»
Zugleich gingen die Menschen aber heute auch öfter zum Arzt oder zum Therapeuten als in der Vergangenheit, gab Baume-Schneider zu bedenken: «Das müssen wir im Auge behalten», sagte sie. Die Ausweitung der Leistungen betreffe dabei mehrere Bereiche. Als Beispiele nannte sie unter anderem die Spitalkosten, die Kosten für Laboranlaysen oder für Psychotherapie.
Die Gesundheitsministerin verwies auf die laufenden Arbeiten mit dem Ziel, das Kostenwachstum zu bremsen. Die entsprechenden Gespräche an einem Runden Tisch fänden in einer positiven Atmosphäre statt. Kosten senken wolle man aber nicht auf Kosten der Qualität und der Sicherheit der Patientinnen und Patienten.
Die Reaktionen auf den Prämienanstieg
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Laut dem höchsten kantonalen Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger stehen «alle Akteure im Gesundheitswesen in der Pflicht, geeignete Massnahmen zur Kostendämpfung zu treffen oder mitzutragen».
Der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte fordert die konsequente Umsetzung der laufenden Reformen im Gesundheitswesen. Mit der Einführung der einheitlichen Finanzierung der stationären und ambulanten Gesundheitsleistungen (EFAS) sowie der anstehenden Tarifrevision seien wichtige Weichen gestellt worden.
Die Mitte fordert «endlich wirksame Reformen». Die Partei setze sich deshalb «mit Nachdruck für ein bezahlbares und zugängliches Gesundheitssystem für alle» ein. Die Schweiz verfüge zwar über eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Doch es müsse auch für kommende Generationen zugänglich und bezahlbar bleiben.
Die FDP bezeichnet Umverteilungsmassnahmen, wie sie von der politischen Linken gefordert würden, als Verschleierungstaktik. Die steigenden Prämien seien eine logische Folge davon, dass der Leistungskatalog in der Grundversicherung stetig ausgebaut werde und deutlich mehr medizinische Leistungen konsumiert würden.
Die SP will mit einer Initiative für einkommensabhängige Prämienrabatte die Haushalte entlasten: Wie bei der AHV sollten die Reichsten mehr einzahlen, damit Menschen mit tiefem und mittlerem Einkommen weniger bezahlen müssten. Ausserdem stellt sich die Partei vehement gegen höhere Medikamentenpreise als Folge der Zolldrohungen aus den USA.
Die Grünen fordern einen «grundlegenden Systemwandel». Unter anderem wollen sie sich erneut für einkommensabhängige Prämien einsetzen. Die Prämien erdrückten viele Menschen, das sei inakzeptabel. Die Partei kündigte entsprechend an, noch in dieser Session eine Reihe von Vorstössen einzureichen, um die Prämienlast der Haushalte «endlich» zu senken.
Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert eine sofortige Entlastung für die Konsumentinnen und Konsumenten. Es brauche «wirksame Reformen, die das Problem an der Wurzel packen und die Kosten senken». Politische Blockaden und die Interessen von Pharmaindustrie, Leistungserbringenden und Versicherungen dürften nicht länger die Prämienzahlenden belasten.
Das Hilfswerk Caritas fordert von den Kantonen höhere Prämienverbilligungen, um den Kostensteigerungen im Gesundheitsbereich zu begegnen. Steigende Krankenkassenprämien seien ein wichtiger Grund, weshalb Menschen in Armut geraten würden.