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Erste Hotels krebsen zurück Vier Tage arbeiten bei vollem Lohn – funktioniert das doch nicht?

Nach der Corona-Pandemie sahen es viele als Lösung gegen den Fachkräftemangel. Doch in der Realität hapert es mit der 4-Tage-Woche.

Als «Gamechanger» im Kampf gegen den Fachkräftemangel wurde die 4-Tage-Woche verkauft. Auch die Hotelgruppe Krafft in Basel hatte grosse Hoffnungen: Die Angestellten hätten so mehr Freizeit. Das Personal habe sich dafür auch in einer Befragung ausgesprochen.

Doch genau dieses Personal wünschte sich die 5-Tage-Woche nun wieder zurück. «Die Tage waren sehr lang. Mit der Pause waren die Angestellten fast zwölf Stunden pro Tag im Betrieb», sagt die HR-Verantwortliche der Krafft-Gruppe, Melina Horni. Man habe teilweise wieder auf das alte System umgestellt.

Melanie Horni am Laptop
Legende: Melina Horni, HR-Verantwortliche bei der Krafft-Gruppe: «Die Tage waren sehr lang.» SRF/Nina Gygax

Das Problem: Unter einer 4-Tage-Woche verstehen die meisten eine Reduktion der Arbeitszeit. Das sei aber bei ihnen nicht möglich gewesen, so Horni. In einem Hotelbetrieb bedeute eine 4-Tage-Woche 42 Stunden in vier Tagen. Und schon das koste mehr: «Wir haben sieben Tage in der Woche offen – jemand muss diese Schichten abdecken.»

Küchenteam will dabei bleiben

Einzig das Küchenteam im Hotel Krafft möchte aus diesen Gründen bei der 4-Tage-Woche bleiben. Dort wurde im Sommer die Zimmerstunde abgeschafft. Das heisst, statt am Nachmittag drei Stunden Pause zu machen, blieb das Küchenteam bis spätabends vor Ort.

Diese Zimmerstunde werde oft gar nicht als Pause wahrgenommen, sagt Krafft-Küchenchef Lorenz Kaiser: «Auch wenn man am Nachmittag drei Stunden weg ist, fühlt es sich an, als sei man den ganzen Tag vor Ort gewesen.» Deshalb hätte das Küchenteam den längeren Tag nicht als solchen wahrgenommen.

Nicht mehr zurück zur 5-Tage-Woche

Ähnliche Erfahrungen gemacht hat das Park-Hotel in Winterthur. Auch dort ist nur das Küchenteam bei der 4-Tage-Woche geblieben. Dort helfe diese sogar, Überstunden zu vermeiden, sagt Direktor Philipp Albrecht: «Wenn wir nach dem Mittagsservice nicht fertig geworden sind, ist halt die Zimmerstunde draufgegangen. Jetzt bleibt das Küchenteam ohnehin den ganzen Nachmittag da.»

Die Umstellung habe gedauert – etwa nach einem Jahr seien die Abläufe eingespielt gewesen. Aber nun wolle niemand mehr zurück zur 5-Tage-Woche.

4-Tage-Woche: Das sagt die Wissenschaft

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Straub im Portrait
Legende: Caroline Straub untersucht an der FH Bern die Auswirkungen einer 4-Tage-Woche. FH Bern

Caroline Straub, Professorin an der Berner Fachhochschule, ist der wissenschaftliche Lead des Schweizer Piloten zu den Auswirkungen der 4-Tage-Woche. Dieser Pilot startet im vierten Quartal 2024 und soll Einblicke in die Machbarkeit von Arbeitszeitverkürzungen in Schweizer Unternehmen liefern.

Besserer Schlaf

Bereits abgeschlossene Studien hätten gezeigt, dass eine Arbeitswoche von vier Tagen positive Effekte haben kann, sagt Straub.

Mitarbeitende, die nur vier Tage arbeiten, zeigten eine bessere Zufriedenheit am Arbeitsplatz, eine verbesserte Gesundheit und eine höhere Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Auch die Schlafqualität wurde positiv beeinflusst.

Auswirkungen auf Betriebe unklar

Allerdings liefern diese Studien noch wenig Ergebnisse über die Auswirkungen einer 4-Tage-Woche auf der organisatorischen Ebene der Firmen. «Die Firmen fragen sich: Können wir uns das überhaupt leisten und wie sieht es mit der Produktivität der einzelnen Mitarbeitenden aus?», so Straub.

Dennoch seien die ersten Studien ein interessanter Ansatzpunkt für Unternehmen, welche die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden verbessern möchten. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen könnten noch genauere Erkenntnisse liefern.

Nur geprüft, aber nicht eingeführt, hat der Schweizerhof in der Lenzerheide die 4-Tage-Woche. Dort sei die Zimmerstunde aber auch sehr beliebt, sagt Geschäftsinhaberin Claudia Züllig. «Bei uns sind Sie in einer Viertelstunde auf der Skipiste. Da gehen die Angestellten lieber für drei, vier Stunden raus, statt Zehn-Stunden-Schichten zu leisten.»

Der Gast bestimmt die Arbeitszeiten

Die grösste Herausforderung bleibt aber in allen Betrieben dieselbe, ob in den Bergen oder in der Stadt: Die Angestellten müssen dann arbeiten, wenn die Gäste kommen. «Die Gäste können ja nicht schneller essen, nur weil wir gerne kürzere Tage hätten», sagt etwa Philipp Albrecht vom Park Hotel Winterthur.

Kaiser vor Küchenkombi
Legende: Hier gilt noch die Vier-Tage-Woche. Krafft-Küchenchef Lorenz Kaiser in der Küche. SRF/Nina Gygax

Jeder Betrieb müsse schlussendlich seine eigene Lösung finden. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel sei die 4-Tage-Woche ein mögliches Puzzleteil, aber kein Allheilmittel. «Es tönt gut, aber wir haben gemerkt, dass es viele versteckte Herausforderungen gibt», sagt Melina Horni von der Krafft-Gruppe.

Mehr «Work-Life-Balance»

Das 4-Tage-Modell bleibt eine Ausnahme, auch in der Gastroszene. Dies bestätigt Maurus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbands. Man stelle jedoch fest, dass viele Mitarbeitende wie in anderen Branchen nur noch Teilzeit arbeiten möchten. Auch in der Gastrobranche gebe es einen Wertewandel hinzu mehr «Work-Life-Balance», so Ebneter.

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Regionaljournal Basel, 03.04.2024, 06:31 Uhr ; 

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