Die 30-jährige Frau lächelt. Man kann sich vorstellen, wie es für sie war, als sie vor eineinhalb Jahren aus Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet ist – eine ganz anders aufgebaute Sprache lernen, dazu ein Trauma verarbeiten, über das sie nicht öffentlich sprechen möchte. Sie konnte sich in der Schweiz psychologisch betreuen lassen. Nun gehe es ihr viel besser, erzählt Jeyani Thiyagaraja, die inzwischen den Ausweis B hat. Die Schweiz hat sie als Flüchtling anerkannt.
Ihre Erfahrung will sie nun ins Flüchtlingsparlament einbringen, anderen helfen. So möchte sie Menschen im Asylprozess besser psychisch betreut wissen. Und auch den Familiennachzug möchte die junge Frau mit Bachelor-Abschluss verbessern. Zum Beispiel – denkt sie – sollten auch bereits volljährige Kinder zu den Eltern in die Schweiz kommen dürfen. Denn von den Kindern getrennt leben, schlage auch auf die Psyche.
Jeyani engagiert sich in der Gesundheitskommission des Flüchtlingsparlaments, das am Sonntag getagt hat. Am Morgen wurden dort aber auch die Vorschläge der anderen Kommissionen besprochen und ergänzt. Mustafa schlägt zum Beispiel vor, die Schweiz solle die Ausbildung in den Herkunftsländern der Geflüchteten besser berücksichtigen. Die Flüchtlinge könnten so auch der Schweiz helfen. «Der Schweiz mangelt es an Lehrkräften, es kommen aber viele erfahrene Lehrkräfte als Flüchtlinge», sagt er. Man könne mit geeigneten Projekten diese Personen ins System integrieren.
Schweizer Parlamentarier als Vermittler
Am Nachmittag im Plenum: Die rund 75 Menschen aus 15 Ländern, wohnhaft in verschiedenen Schweizer Kantonen, beschliessen, welche zehn Vorstösse tatsächlich eingereicht werden sollen im Parlament. Dies werden dann Parlamentarierinnen und Parlamentarier für sie tun.
Der Vorschlag von Mustafa wird, etwas allgemeiner formuliert, in einem Aufruf zur Förderung von Bildung aufgenommen. Das Flüchtlingsparlament verlangt aber auch bessere Sprachkurse für Geflüchtete. Und – wer während seiner Lehre einen negativen Asylentscheid kriegt, soll trotzdem noch den Abschluss machen können. Ein Anliegen, das erst kürzlich im Ständerat gescheitert ist.
Fünf Eidgenössische Parlamentarierinnen und Parlamentarier lassen sich die Forderungen der Geflüchteten präsentieren. Zugeschaltet per Zoom ist der einzige Bürgerliche – Andri Silberschmidt, Nationalrat der FDP Zürich. Es sei gut, dass sich die Flüchtlinge einbrächten, sagt er. Einige Vorschläge dürften es jedoch schwer haben, rasch umgesetzt zu werden. «Allgemeinere Vorstösse – dass man zum Beispiel das Bildungssystem durchlässiger machen soll für Geflüchtete – da kann man sehr gut einen Fokus setzen und schauen, wo es noch konkrete Schwierigkeiten gibt, die man beheben sollte», sagt er.
Aber: Realpolitik braucht Nerven und dauert. Das werden die Vertreterinnen und Vertreter des Flüchtlingsparlamentes noch erfahren. Jeyani Thiyagaraja ist dennoch zuversichtlich. Das Flüchtlingsparlament sei ein Erfolg, sagt sie und kontert ungemein schnell auf den Einwand, dass nicht alles sofort angenommen wird. «Ich bin zuversichtlich für meine Zukunft, für die Zukunft der Flüchtlinge.» Und sie will mithelfen, diese gute Zukunft für Geflüchtete zu schaffen.