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Erstmals seit 20 Jahren Schweizer Bodentruppen sollen Übung im Ausland abhalten

Bereits im nächsten Jahr sollen Schweizer Soldaten in Österreich den Häuserkampf trainieren. Das bestätigt Armeechef Thomas Süssli in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.

Bundesrat und Armee möchten die Zusammenarbeit mit der Nato und Partnerländern intensivieren. Nun werden die Pläne konkret: Erstmals seit 2003 will die Armee im Ausland eine Übung mit Schweizer Bodentruppen abhalten.

«Wenn man verteidigen will, muss man das auch trainieren», sagt Korpskommandant Thomas Süssli in der «Samstagsrundschau» von SRF. «Wir brauchen dazu einen Platz, auf dem man auf Stufe Bataillon oder höher das Gefecht der verbundenen Waffen führen kann.» Auf Schweizer Waffenplätzen sei es nicht möglich, den Kampf im überbauten Gebiet in dieser Grössenordnung zu trainieren. Im Ausland stünden solche Übungsanlagen aber zur Verfügung.

Übung soll in Niederösterreich stattfinden

Die Schweizer Armee trainierte bereits Mitte der 1990er-Jahre gemeinsam mit deutschen und österreichischen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich. Nun will die Armee bereits 2025 erneut in Allentsteig trainieren. Dies mit einer in Bataillonsgrösse von rund 1000 Soldaten. Die entsprechenden Planungen würden laufen, bestätigt Süssli.

Gemäss geltendem Gesetz darf die Schweizer Armee ihre Soldaten nicht zu Wiederholungskursen im Ausland verpflichten. Bei den 1000 Soldaten für die Übung in Österreich ist die Armee also auf Freiwillige angewiesen. Laut Süssli wird der entsprechende Aufruf bei den Truppen bald erfolgen.

Neuer Übungsplatz in Schweizer Bergtal?

In einem aktuellen Bericht ans Parlament spricht sich der Bundesrat dafür aus, dass auch in der Schweiz grössere Übungsplätze wie im Ausland angelegt werden. Laut dem Armeechef benötige die Infanterie einen Strassenzug von ein bis zwei Kilometern, um den Kampf in überbautem Gebiet trainieren zu können. Als Option nennt Süssli den Ausbau der Waffenplätze Bure/JU oder Walenstadt/SG. «Eine weitere Möglichkeit wäre, eine solche Anlage in einem Bergtal zu bauen.»

Grenadiere bei einer Übung 2013 im Tessin
Legende: «Von Haus zu Haus, von Stockwerk zu Stockwerk, von Raum zu Raum»: So beschreibt Süssli die Infanteriegefechte, die auf einem Übungsplatz in dicht bebautem Gebiet simuliert werden sollen. Keystone/Gaetan Bally

Wie Recherchen von Radio SRF diese Woche zeigten, fehlt der Armee in den nächsten Jahren zusammengezählt über eine Milliarde Franken, um bereits getätigte Rüstungskäufe rechtzeitig zu bezahlen. Auf die Frage, wie der Aufbau einer solchen Übungsanlage finanziert werden soll, sagt Süssli: Die Armee investiere in einem ersten Schritt 13 Milliarden Franken, um die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz wieder aufzubauen. «Darin ist auch ein Teil für die Ausbildung vorgesehen. Am Schluss ist es eine Frage der Priorisierung.»

Samstagsrundschau, 03.02.2024, 11:30 Uhr ; 

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