PFAS steht für eine Gruppe von Tausenden synthetischer Chemikalien, die wegen ihrer fett-, schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften seit Jahrzehnten in vielen Produkten eingesetzt werden. Sie sind in der Umwelt kaum abbaubar, reichern sich in Organismen und im menschlichen Körper an und gelten als «Ewigkeitschemikalien».
Der Nationalrat hat sich nun für eine Deklarationspflicht von Produkten, die PFAS enthalten, ausgesprochen und dafür, dass der Bund nachhaltige Chemikalien stärker fördern soll. Wie gefährlich sind PFAS? Wie wird man sie wieder los und wie könnte man diese Chemikalien ersetzen? Einschätzungen von SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg.
Wie gefährlich sind PFAS für unsere Gesundheit?
Es handelt sich um eine Stoffgruppe von mehreren Tausend Chemikalien. Für nicht einmal ein Prozent von ihnen sind die gesundheitlichen Auswirkungen wissenschaftlich genauer untersucht worden. Aber in den untersuchten Fällen hat sich gezeigt: Sie hatten fast immer eine chronische Giftigkeit. Sie wirken nicht akut giftig, reichern sich aber in unserem Körper an. Einige sind krebserregend, andere möglicherweise krebserregend, und die kurzkettige Trifluoressigsäure, die mittlerweile überall im Trinkwasser entdeckt wurde, ist vermutlich fortpflanzungsgefährdend. Kurz: Man will diese Stoffe lieber nicht in sich haben.
Wie bringt man diese Chemikalien wieder aus dem Boden?
Kaum. Man kann zwar akut verseuchte Böden auf Deponien bringen. Man kann auch versuchen, den Boden zu waschen, wobei Sand und Kies übrig bleiben. Aber der eigentliche Boden, der Humus, wird dabei zerstört. Bei grossen Flächen, unter anderem Landwirtschaftsgebieten, wo zum Beispiel PFAS-Pestizide eingesetzt werden, die nach und nach ins Grundwasser gelangen, kann man nicht einfach den Boden auswechseln.
Kann man PFAS ersetzen?
Gemäss der Industrie geht in vielen Bereichen gar nichts mehr ohne PFAS. Stephan Mumenthaler, der Direktor des Wirtschaftsverbands der Chemie- und Pharmabranche Scienceindustries, sagt zum Beispiel, dass PFAS für bestimmte zentrale Technologien unverzichtbar seien, insbesondere im Bereich Medizintechnik, erneuerbare Energien oder beim Brandschutz. PFAS-Experte Martin Scheringer hingegen, Umweltchemiker an der ETH Zürich, entgegnet, es gebe für viele PFAS-Anwendungen mittlerweile seit Längerem Alternativen. Diese seien teils bereits marktreif und verfügbar.
Industrie oder Forschung: Wer hat recht?
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Im Bereich Brennstoffzellen und Batterien gibt es verschiedene interessante Entwicklungen. Oft sind sie aber erst im Labor erprobt und noch nicht reif für die breite Anwendung. In anderen Bereichen – für Kühlschränke, Klimaanlagen oder Wärmepumpen – gibt es bereits bewährte Alternativen. Die Aussage, PFAS seien für viele zentrale Technologien unverzichtbar, ist etwas gar pauschal.
Warum bremst die Industrie?
Aus verschiedenen Gründen: Es ist aufwendig, neue Stoffe zu suchen, die ähnlich wasserabweisend, feuerfest oder fettabweisend sind – geschweige denn in Kombination. Man muss also investieren. Zumindest zu Beginn ergeben sich dadurch klare Mehrkosten. Dennoch darf der Aufwand nicht gescheut werden, nach Alternativen zu suchen. Denn wer will schon diese Stoffe in sich haben? Bis heute wissen Konsumentinnen und Konsumenten nicht einmal, in welchen Produkten wie viele Ewigkeitschemikalien stecken. Die Industrie wird wohl noch in einigen Punkten umdenken müssen.