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Experten erläutern die Lage BAG stellt eine leichte Abflachung der Kurve fest

Ganz leichter Optimismus an der Medienkonferenz des BAG. Die Wirkung der Massnahmen ist immer noch ungewiss.

Die Lage: Die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit zeigt sich nach wie vor über die Lage beunruhigt. «Es ist zu früh, zu sagen, ob die Massnahmen der letzten Woche greifen», sagt Virginie Masserey. Der Bund beobachtet aber erstmals seit längerem eine Tendenz zu einer Verlangsamung des Anstiegs der Corona-Fallzahlen. «Wir sehen eine leichte Abflachung der Kurve», sagte Masserey. Es brauche aber nochmals einige Tage bis sich darauffolgend auch die Spitaleintritte stabilisieren. «Die Infektionen müssen deshalb jetzt schnell zurückgehen, damit die Spitäler nicht überlastet werden.»

Special Coronavirus

Kapazität der Intensivbetten: Die Entwicklung bei den Hospitalisationen sei aber weiterhin besorgniserregend, sagte Masserey weiter. Derzeit befänden sich über 300 Personen auf Intensivstationen von Schweizer Spitälern, 45 Prozent davon seien Covid-Patienten. «Wir haben noch Reserven.» Auf den Intensivstationen gebe es derzeit noch 27 Prozent Kapazität. Wenn die Zahlen weiter wachsen wie aktuell, seien die Intensivstationen aber in fünf Tagen voll.

Massnahmen der Kantone: Einige Kantone haben bereits Massnahmen getroffen. So wurden nicht dringliche medizinische Eingriffe verschoben. Die 14-Tage-Inzidenz ist im innerschweizerischen Vergleich in der Romandie am höchsten. Die Wirkung der strengeren Massnahmen auf Bundesebene lässt sich laut Masserey noch nicht detailliert eruieren. Erste Indizien deuteten aber darauf hin, dass die Mobilität der Bevölkerung abnehme. «Das sollte uns darin bestärken, die Massnahmen weiterhin umzusetzen.» In Neuenburg kommt es laut Masserey offenbar zu einem kleinen Wechsel der Teststrategie. Asymptomatische direkte Kontaktpersonen können dort auch direkt ohne Test in Quarantäne geschickt werden. Und zwar dann, wenn man sich ziemlich sicher sei, dass die Person angesteckt sei. Das sei aber kein wirklicher Wechsel der Strategie.

Situation bei den Beatmungsgeräten: Derzeit gebe es laut Masserey keine Engpässe bei den Beatmungsgeräten. «Die Armee hat genügend Geräte an Lager.» Einige Kantone hätten schon Beatmungsmaschinen bestellt, sagt die Expertin vor den Bundeshausmedien.

Wo stecken sich die Menschen an? Auf die Frage einer Journalistin, ob sich die Personen in der Schule oder in einem Restaurant eher anstecken, meint Masserey: «Das ist schwierig zu sagen.» Es gäbe keine genauen Zahlen. In den Schulen habe man eher Übertragungen von Kindern zu Lehrern, als von Lehrern zu Kindern. In Restaurants seien vor allem die engen Raumverhältnisse problematisch.

Funktioniert das Contact-Tracing? Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, kritisierte die Situation in den Kantonen. Das Contact-Tracing finde nicht so statt wie es sollte. Das System sei überlastet. Korrekturen «am laufenden Getriebe» seien aber auch nicht einfach. Diskussionen gäbe es immer wieder bei der Quarantäne. Enge Kontaktpersonen von Infizierten möchten immer wieder von der Quarantäne ausgenommen werden. Etwa Angestellte von Behörden und Spitälern. Hier werden Ausnahmen bewilligt, jedoch nur für die Arbeit. Hauri kommt zum Fazit: «Wir müssen uns alle am Riemen reissen, ein leichter Rückgang oder eine Stabilisierung reicht nicht. Der Rückgang muss nachhaltig sein, um das Gesundheitswesen zu entlasten.»

SRF 4 News, 14:00 Uhr ; 

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