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Experten: Was das «Carlos»-Urteil bedeutet
Aus Tagesschau vom 06.11.2019.
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Experten zum «Carlos»-Urteil «Keine Freiland-Experimente mit der Bevölkerung»

Das Gericht schiebt im Fall «Carlos» eine Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 9 Monaten zugunsten einer stationären Massnahme auf. Für die beiden Strafrechtsexperten Daniel Jositsch und Frank Urbaniok die einzig richtige Entscheidung.

Für den forensischen Psychiater Urbaniok ist das Urteil der Mittelweg zwischen zwei Extremen: «zwischen der Verwahrung auf der einen Seite und der Entlassung und einem hohen Gewaltpotential auf der anderen, quasi einem Freilandexperiment mit der Bevölkerung».

Auch Strafechtsprofessor Daniel Jositsch hält den Entscheid für die einzig richtige Lösung. «Verwahrung wäre völlig unverhältnismässig gewesen», sagt Jositsch, «und keine Massnahme wäre auch nicht zweckmässig gewesen.» Therapie hält auch Jositsch für einen guten Weg.

Es braucht den absoluten Gewaltverzicht

Die beiden Experten sind sich einig, dass das für Brian kein Spaziergang wird. «Die stationäre Massnahme ist eine sehr intensive Therapie», sagt Urbaniok, «bei der es vor allem um die Grundproblematik, um die Aggression und um die Gewaltbereitschaft geht.» Zentral sei es, dass die zu therapierende Person eine gewisse Problemeinsicht entwickelt.

«Es braucht die Bereitschaft zu einem absoluten Gewaltverzicht, das ist notwendig, sonst kann man eine solche Massnahme nicht durchführen», ist Urbaniok überzeugt.

Luftwechsel wäre zu begrüssen

Für Jositsch bleibt es entscheidend, wie das Urteil nun im Detail umgesetzt wird. «Ich glaube, man muss sich hier auch überlegen, einen Break zu machen und den Täter in einen anderen Landesteil zu bringen.» Es wäre erfolgsversprechender für die Therapie, wenn mit neuem Personal und in einem neuen Umfeld gearbeitet werden könnte, sagt der Strafrechtsprofessor.

Frank Urbaniok

Frank Urbaniok

Professor für forensische Psychiatrie

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Frank Urbaniok wurde 1962 in Köln geboren und wuchs in Düsseldorf auf. Er studierte in Münster Medizin und wurde forensischer Psychiater. 1997 wurde er Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes (PPD) im Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich. 2016 zog er sich nach der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs aus der Öffentlichkeit zurück. 2018 gab er sein Amt als Chefarzt offiziell ab. Er braucht heute längere Ruhephasen und ist darum in einem viel kleineren Pensum als früher tätig: als selbständiger Gutachter und Supervisor.

Daniel Jositsch

Daniel Jositsch

Professor für Straf- und Strafprozessrecht

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Daniel Jositsch wurde 1965 in Zürich geboren und wuchs in der Stadt und im Zürcher Limmattal auf. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG) und ist heute als Strafrechtsprofessor tätig. Politisch war Jositsch auf nationaler Ebene zunächst als SP-Nationalrat tätig, seit vier Jahren vertritt er den Kanton Zürich im Ständerat.

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24 Kommentare

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  • Kommentar von Peter P. Odermatt  (Peter P. Odermatt)
    Das Urteil wird weitergezogen. Und damit hat dieser Straftäter nur zwei Möglichkeiten:
    Kleine Verwahrung und realistischerweise ewig eingeschlossen. Oder Gefängnisstrafe endlich ruhig absitzen, dann Freiheit und die Schweiz sofort verlassen - denn beim weiteren Straffall wird die Verwahrung sicherlich angeordnet.
  • Kommentar von Micha Hurni  (mbh)
    Liebes SRF-Team

    Studierte Daniel Jositsch nicht an der Universität St. Gallen?
    1. Antwort von SRF News (SRF)
      @Micha Hurni Sehr geehrter Herr Hurni - vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir haben den Fehler korrigiert und entschuldigen uns für das Versehen. Freundliche Grüsse – Redaktion SRF News
  • Kommentar von Edi Steinlin  (Chäsli)
    Ich denke der Fall Carlos wird uns mit Abständen noch Jahre begleiten, eines ist klar, für eine stationäre Therapie muss der Patient mit ganzer Kraft wollen, ansonsten geht es in die Hosen. Bei unserem Freund Carlos bin ich skeptisch, auf keinen Fall dürfen weitere Kampfsport-Ausbildungen finanziert werden. Carlos soll arbeiten, was auch immer.
    1. Antwort von Nikita Popov  (jtstrm)
      Gut gesagt.
    2. Antwort von Kurt Häfliger  (kurto1956)
      ...und trotzdem falsch! Wenn man ihm sein Kampftraining wegnehmen will wird es NIE funktionieren! Mit seiner einzigen Ressource muss er lernen konstruktiv umzugehen, will heissen Wettkämpfe zu bestreiten und vielleich sogar Titel zu gewinnen um somit ökonomische Unabhängigkeit zu erlangen! In einer neuen Umgebung wäre sinnvoll, dabei reicht aber ein anderer Landesteil nicht aus, da er ch-weit bereits zu bekannt ist. Selbst die Namensnennung von Carlos zu Brian stellt etliche vor Probleme!