Solaranlagen sind nicht überall willkommen. Sie benötigen Platz, könnten Eingriffe in das Landschaftsbild bedeuten oder der Denkmalschutz erlaubt sie nicht immer. Warum also nicht Solarpanels auf Autobahnen, über Parkplätzen oder Obstplantagen montieren? Das wird zum Teil schon praktiziert. Auch über Kläranlagen entstehen vermehrt solche Anlagen. Diese müssen aber beweglich sein, zeigt ein Augenschein in Grenchen (SO).
Die Kläranlage in Grenchen liegt zwischen der Autobahn A5 und dem Regionalflughafen. 17 Gemeinden aus den Kantonen Solothurn und Bern sind an die Anlage angeschlossen.
Die Abwasserreinigungsanlage (Ara) Grenchen lässt aktuell ein Solardach über dem Klärbecken montieren. Auf 7400 Quadratmetern werden Panels installiert. Rund 70 Prozent der produzierten Solarenergie verbraucht die Kläranlage künftig selbst, vor allem für die Belüftung der Klärbecken, die rund um die Uhr laufen muss. Aktuell werden letzte Verkabelungen montiert – ab April soll die Anlage Strom produzieren.
Der Zweckverband der Gemeinden investiert total rund drei Millionen Franken in die Solaranlage – vom Beginn der Projektierung bis zur Inbetriebnahme verging nur rund ein Jahr. Den grössten Teil des produzierten Stroms braucht die Ara gleich selbst.
Grösste faltbare Anlage
Die Grenchner Solaranlage über dem Abwasser wird bei Inbetriebnahme die grösste ihrer Art in der Schweiz sein. Weitere Grossanlagen sind geplant. Die Solarpanels können bei schönem Wetter ausgefahren werden. Drohen Gewitter, Hagelschlag oder Schneefall, dann lässt sich die Anlage einfahren.
Solarpanels nicht nur auf Dächern, sondern ...
Auch wenn Unterhaltsarbeiten an den Klärbecken nötig sind, wären die Panels im Weg, erklärt Benno Schläfli, Geschäftsführer der Ara Grenchen: «Wir müssen die Anlage regelmässig warten und zum Beispiel Pumpen herausnehmen können. Es wäre ungünstig, wenn man die dafür festinstallierten Solarpanels jeweils demontieren müsste.»
Die faltbare Solaranlage sei teurer als herkömmliche, fixe Photovoltaikanlagen. Trotzdem lohne sich die Anschaffung, glaubt Ara-Geschäftsführer Benno Schläfli: «Es rechnet sich, es ist sinnvoll.»
Man habe mit gut 20 Jahren gerechnet, in denen die Anlage amortisiert werden sollte. Mit den aktuell hohen Energiepreisen werde das schneller gelingen, ist Schläfli überzeugt.
Auch an Autobahnraststätten?
Die Herstellerfirma mit Sitz im Kanton Graubünden plant, an weiteren Standorten faltbare Solarpanels über dem Abwasser zu installieren. In Reinach (AG), im Glarnerland und in Davos (GR) zum Beispiel hat sie ähnliche Bauten bereits realisiert. Auch in Deutschland ist sie aktiv.
Nicht nur über Abwasserreinigungsanlagen, sondern auch über Autobahnraststätten hätten die Panels eine Zukunft, erklärt die Firma DHP Technology gegenüber SRF. Mit dem produzierten Strom könne man Elektroautos laden und die Raststätte betreiben.