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Solarexpress mit Risiko Alpine Solaranlagen – das Dilemma der Stromkonzerne

Sie sollen ihren Beitrag zur Stromversorgung leisten, doch neue Anlagen sind teuer – trotz staatlichen Fördergeldern.

Mit dem Solarexpress hat das Parlament den Stromfirmen einen Teppich ausgerollt, damit sie unkompliziert neue Kraftwerke bauen können zur nachhaltigen Stromproduktion. Jetzt zeigt sich, dass Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen.

Denn die alpinen Solaranlagen kosten viel, was den dort produzierten Strom teuer macht. Weil das von Beginn an klar war, übernimmt der Bund bis zu 60 Prozent der ungedeckten Investitionskosten.

Wie viel Geld gibt es für den Sonnenstrom?

Trotzdem ist Axpo-Chef Christoph Brand zurückhaltend. «Ob sich das trotz den Zuschüssen rechnet, wissen wir nicht.» Denn man habe schlichtweg noch keine Erfahrungen mit solchen alpinen Solaranlagen. Die Axpo plant aktuell vier alpine Solaranlagen. Goldgruben würden sie aber kaum, so Brand.

Die Axpo hat keine gebundenen Endkunden, sie muss den Strom also an irgendjemanden verkaufen. Das kann an der Strombörse sein, an regionale Energieversorger oder mittels eines langjährigen Vertrags an ein Unternehmen.

Das spezifische Problem mit der Solarenergie: Alle Produzenten liefern zur selben Zeit Strom, also wenn die Sonne scheint. Das kann dazu führen, dass der Erlös für den so produzierten Strom in den Keller sackt.

Nur Ende Winter lukrativ

Bei den alpinen Solaranlagen kommt hinzu, dass sie nur in einem kurzen Zeitfenster Strom liefern, mit dem man wirklich Geld verdienen kann. Das ist am Ende des Winters von Februar bis anfangs Mai.

Dann leeren sich die Speicherseen, doch die Schneeschmelze hat noch nicht eingesetzt, weshalb auch Laufkraftwerke an den Flüssen nur wenig Strom produzieren.

Solaranlage an Staumauer.
Legende: Lukrativ ist die Stromproduktion in den Alpen wohl nur Ende Winter – wenn mittels Wasserkraft weniger Strom produziert werden kann (Bild: Anlage am Muttsee-Staudamm, er gehört der Axpo). Keystone/Gian Ehrenzeller

Für den Rest des Jahres hat die Schweiz in der Regel genügend Strom. Alpiner Solarstrom ist dann vergleichsweise teuer und muss mit einem Rabatt verkauft werden.

Andere Ausgangslage bei der BKW

Anders die Situation bei Stromkonzernen mit gebundenen Kundinnen. Dazu gehört beispielsweise die Bernische Kraftwerke AG (BKW). Da soll der Strom aus den alpinen Solaranlagen möglichst lokal verkauft werden, wie BKW-Chef Robert Itschner erklärt.

Kommt hinzu, dass die BKW die Kosten für den alpinen Solarstrom ihrer Kundschaft weiterverrechnen kann. «Die Differenz zwischen den Investitionszuschüssen des Bundes und den Gestehungskosten wird auf dem Strompreis abgerechnet», so Itschner weiter.

Im Umkehrschluss heisst das: Für die BKW steht jetzt der Ausbau der Stromversorgung im Vordergrund, die Wirtschaftlichkeit ist zweitrangig. «Wir haben hier eine Verantwortung, die wir wahrnehmen wollen und müssen.»

Der Vergleich von Axpo und BKW zeigt: Jeder Stromversorger wägt anders ab, ob sich eine alpine Solaranlage für ihn finanziell lohnt oder nicht – und ob und wem er den vergleichsweise teuren Strom weiterverrechnen kann.

Echo der Zeit, 7.12.2023, 18:00 Uhr

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