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Festen in Corona-Zeiten Wie feiern Sportfans, wenn sie gar nicht feiern dürften?

Der EVZ steht kurz vor dem 2. Meistertitel. Die Fans sind euphorisch und würden gerne feiern. Wie weit dürfen sie gehen?

Von diesem Moment träumen die Fans des EVZ seit 23 Jahren – und am Freitagabend könnte er Wirklichkeit werden. Die Zuger Eishockeyspieler könnten sich den Meistertitel holen. Sie spielen in der Finalrunde zum dritten Mal gegen Genf-Servette, die ersten beiden Spiele haben sie bereits gewonnen. Es fehlt also noch ein Sieg und die Zuger halten den Meisterkübel in den Händen.

Keine offizielle Meisterfeier

Für den EVZ wäre es der zweite Meistertitel in der Vereinsgeschichte und der erste seit 1998. Da wäre ein riesiges Fest eigentlich vorprogrammiert. Doch: Wegen der Corona-Massnahmen sind Feiern im grossen Rahmen verboten. Der EVZ hat denn auch bereits mitgeteilt, dass man im Falle eines Sieges auf eine offizielle Meisterfeier verzichten würde.

EVZ Meister-Feier 1998
Legende: Lange ist es her: Im Jahr 1998 holte sich der EVZ zum letzten Mal den Meister-Kübel. Damals feierten die Spieler den Titel inmitten hunderter Fans. Das wäre dieses Jahr nicht mehr möglich. Keystone

Man hört Reto Graf die Enttäuschung an. Er ist Präsident des EVZ-Fanclubs «Der 7. Mann Herti-Nordkurve». Graf musste sich bereits die Qualifikationsspiele am Bildschirm anschauen und kann auch jetzt nicht im Stadion mitfiebern. «Das drückt auf die Stimmung. Wir würden die Mannschaft gerne vor Ort unterstützen. Und wenn sie gewinnen, würden wir natürlich gerne mit ihnen feiern.»

Polizei überwacht Stadion-Areal

Ganz auf gemeinsames Festen verzichten will Graf jedoch nicht, trotz Absage der Meisterfeier. Zumindest unter den Fans wolle man anstossen. «Es würden sicher ein paar Leute beim Herti-Stadion zusammenkommen», sagt er. Irgendwie müsse die Euphorie, die sich angestaut hat, ja ausgelebt werden.

Selbstverständlich wissen wir, dass ein Meistertitel grosse Emotionen auslöst. Auch wir drücken dem EVZ die Daumen.
Autor: Frank Kleiner Mediensprecher Zuger Polizei

Doch ist das überhaupt erlaubt? Unter gewissen Voraussetzungen ja, heisst es bei der Zuger Polizei. «Es gilt, die Maske zu tragen, Mindestabstände einzuhalten und nur in kleinen Gruppen zu feiern», sagt Polizeisprecher Frank Kleiner. Die Polizei werde vor Ort sein und das Areal beim Stadion überwachen.

«Selbstverständlich wissen wir, dass ein Meistertitel grosse Emotionen auslöst.» Frank Kleiner zeigt gewisses Verständnis für die Bedürfnisse der Fans. «Auch wir drücken dem EVZ die Daumen. Doch das grosse Feiern ist verboten.»

Randalierende Fans verhindern

Wie so eine unerlaubte Feier aussehen könnte, zeigt der Blick in den Nachbarkanton Luzern, wo der Fussballclub FCL auch im Cup-Final steht. Nach dem entscheidenden Sieg im Halbfinal gegen Aarau haben sich spontan rund 350 Fans vor dem Stadion auf der Allmend versammelt und die heimkehrenden Spieler begrüsst.

Die Fans könnten per Saubannerzug durch die Stadt ziehen und randalieren.
Autor: Urs Wigger Mediensprecher Luzerner Polizei

Die Stimmung sei friedlich gewesen, weshalb die Polizei nicht eingeschritten sei, sagt der Luzerner Polizeisprecher Urs Wigger. Die Fans hatten mit bei ihrer spontanen Aktion zwar gegen die Masken- und Abstandspflicht verstossen. Doch: «Man muss sich immer bewusst sein, was passieren könnte, wenn die Polizei eine solche friedliche Kundgebung auflöst», sagt Wigger. «Die Fans könnten per Saubannerzug durch die Stadt ziehen und randalieren.»

Die Zuger Polizei werde bei einem allfälligen Sieg des EVZ ähnlich vorgehen, bestätigt Polizeisprecher Kleiner. Es gelte das Prinzip der Verhältnismässigkeit. «Wir setzen in erster Linie auf den Dialog.» Die EVZ-Fans hoffen derweil, eine mögliche offizielle Meisterfeier im Sommer nachholen zu können. «Auch wenn es natürlich nicht dasselbe wäre», sagt Fanclub-Präsident Graf. Zuerst gilt es ohnehin, das Spiel zu gewinnen.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 07.05.2021, 17:30 Uhr ; 

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