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Feuerwehren im Unwettereinsatz «Die Ereignisse werden intensiver, häufiger und anspruchsvoller»

Die ausgeprägte Unwetterlage der letzten Tage und Wochen hat bei den Feuerwehren der Schweiz für Hochbetrieb gesorgt. Auch am Montagabend waren wieder viele Blaulicht-Organisationen im Einsatz um gegen Wasser, Wind und Hagel zu kämpfen. Der Direktor der Schweizer Feuerwehren Urs Bächtold erklärt im Interview, wie die Feuerwehren mit den zunehmenden Herausforderungen umgehen und was getan werden kann, um die Belastung der Organisationen zu reduzieren.

Urs Bächtold

Direktor Schweizerischer Feuerwehrverband

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Urs Bächtold ist Direktor des Schweizerischen Feuerwehrverbandes.

SRF News: War dieser gewitterintensive Frühsommer für die Schweizer Feuerwehrkorps typisch oder aussergewöhnlich?

Urs Bächtold: Kurzfristig ist diese ausgeprägte Gewitterlage über mehrere Tage in mehreren Regionen der Schweiz gleichzeitig sicher aussergewöhnlich. Mittelfristig betrachtet hatten wir auch in vergangenen Jahren immer wieder heftige Naturereignisse mit sogenannten Jahrhundertereignissen – etwa 2005 und 2007, es ist das also durchaus typisch.

Konfrontiert mit derart starken Gewitterfronten und Hagelzügen sind auch unsere Möglichkeiten limitiert.

Auch die Feuerwehr spürt also offenbar den Klimawandel. Was heisst das nun für Ihr Arbeit?

Die Ereignisse und die Einsatzbewältigung werden intensiver, häufiger und anspruchsvoller. Dementsprechend stehen unsere Leute öfter und auch länger im Einsatz. Und dies zunehmend auch mit einer gewissen Ohnmacht. Denn konfrontiert mit derart starken Gewitterfronten und Hagelzügen, die zerstörerisch durchs Land ziehen, und Wassermassen, die dermassen schnell zur Gefahr werden, sind auch unsere Möglichkeiten limitiert.

Was würde denn der Feuerwehr helfen, um damit besser umgehen zu können?

Es helfen alle Massnahmen, die dafür sorgen, die Einsatzzeiten der Feuerwehren zu reduzieren. Zum Beispiel Liegenschaftsbesitzer, die präventiv ihre Abflussschächte befreien und Gemeinden, welche Aufgaben nicht einfach der Feuerwehr delegieren. So können etwa Strassen durchaus auch in den Folgetagen von den Mitarbeitern des Werkhofs gereinigt werden. Das ist nicht eine Aufgabe der Blaupflichtorganisation Feuerwehr. Oder zum Beispiel kann auch die Partnerorganisation Zivilschutz helfen, wenn sie frühzeitig mobilisieren und unsere Leute entsprechend schnell ablösen kann.

Das Gespräch führte Claudio Spescha.

Tagesschau, 29.06.2021, 12.45 Uhr ; 

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