In zwei verschiedenen Fischzuchten im Kanton St. Gallen wurden über 1200 Forellen gestohlen. Die St. Galler Kantonspolizei vermutet dahinter eine organisierte Bande. Völlig unklar ist, wie die Fische letztlich aus den Zuchtweihern entwendet worden sind. In beiden Fällen stehe man vor einem grossen Rätsel, sagt Fritz Eggenberger, Präsident des Fischereiverbands des Kantons St. Gallen, gegenüber Radio SRF.
Erster Tatort Benken am Oberen Zürichsee: Dort wurden Ende Oktober über 300 Regenbogenforellen aus einem Zuchtweiher des Fischereivereins See und Gaster gestohlen. Sie bemerkten den Diebstahl, als sie Fische aus einem ihrer fünf Weiher entnehmen wollten, um sie auf einem Markt zu verkaufen. Statt 500 konnten sie noch etwa 350 Fische auf den Markt bringen. «Es muss eine gut geplante Tat gewesen sein», sagt Christian Rudel, Präsident des Fischereivereins, der mit einem Schaden von rund 3500 Franken rechnet.
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Zweiter Tatort Flums im Sarganserland: Dort werden Anfang November – nur wenige Tage nach dem Fischklau in Benken – rund 900 Bachforellen aus einer Zuchtanlage des Fischereivereins Sarganserland gestohlen. Bei einer «Züglete» von Fischen zwischen zwei Aufzuchtteichen haben Vereinsmitglieder festgestellt, dass rund 900 Fische fehlten. Bei gut der Hälfte habe es sich um ausgewachsene Muttertiere gehandelt, die für die Aufzucht genutzt werden sollten, so der Fischereiverein. Der kantonale Fischereiverband schätzt den Schaden auf bis zu 10'000 Franken.
Fische nun im Ausland?
Fischereiverbandspräsident Fritz Eggenberger ist überzeugt, dass hinter beiden grossen Fischdiebstählen dieselbe Täterschaft steht: eine «gut organisierte Bande». Dieser dreiste Klau habe nur mit Insider-Wissen klappen können. Er glaubt auch, dass sich «diese professionelle Bande» schon ins Ausland abgesetzt habe.
Auch Martin Spiess vom Fischhandel Marchioro in Romanshorn ist überzeugt, dass diese Fische längst im Ausland sind. Eine so grosse Menge würde in der Schweiz auffallen, insbesondere bei der Bachforelle, die hierzulande nicht häufig gezüchtet wird.
Die Fische seien zweifellos in einer Nacht und Nebelaktion mit Fischernetzen aus dem Wasser gezogen und in grossen, mit Wasser und Sauerstoff gefüllten Kanistern auf einem Lieferwagen abtransportiert worden, ist Fritz Eggenberger überzeugt. «Komisch sind diese Diebstähle schon», denn es gebe keinerlei Hinweise auf die Täterschaft, weder Tritt- noch Reifenspuren.
Aktuell sind praktisch alle Zuchtanlagen kameraüberwacht.
Eine gegenteilige These stellt Martin Junker auf. Er ist Geschäftsführer der Kundelfingerhof AG im thurgauischen Schlatt, einer der grössten Fischzuchtanlagen der Schweiz. Junker vermutet, dass die Fische mit Zugnetzen eingefangen und dann direkt vor Ort getötet worden sind, um sie Fischhändlern und Restaurants anzubieten. Vor allem Forellen seien sehr empfindliche Fische und liessen sich nicht so einfach lebendig transportieren.
Kameras gegen Fischdiebe
«Wir müssen mit weiteren Anschlägen rechnen», so Eggenberger. Darum hat der kantonale Fischereiverband empfohlen, die Anlagen regelmässig zu kontrollieren, Patrouillengänge zu machen und Kameras mit Bewegungsmeldern zu installieren.
Viele Vereine seien dieser Aufforderung gefolgt: «Aktuell sind praktisch alle Zuchtanlagen kameraüberwacht.» Fritz Eggenberger und viele Fischerinnen und Fischer hoffen auf Tipps aus der Bevölkerung und von Beizen, die Forellen zum Kauf angeboten bekommen. Die Polizei ermittelt auch in anderen Kantonen und im nahen Ausland, um den Dieben das Handwerk zu legen.