Das Interesse an «Social Egg Freezing» nimmt zu. Um den Frauen mehr Flexibilität bei der Familienplanung zu ermöglichen, zahlen gewisse Firmen in den USA ihren Mitarbeiterinnen gar das Einfrieren von Eizellen. Auch in der Schweiz gibt es erste Firmen, die die Kosten für dieses Verfahren bezahlen. Neben den finanziellen und den medizinischen Aspekten spielt auch die psychologische Komponente eine wichtige Rolle. Diese untersuchen Julia Schmid und ihr Team an der Universität Zürich.
SRF News: Könnte der Trend aus den USA auch in der Schweiz Schule machen?
Julia Schmid: Ja, ich kann mir vorstellen, dass dieser Trend auch in die Schweiz kommen wird. Wir sehen, dass das Interesse der Frauen an Social Egg Freezing in den letzten Jahren angestiegen ist.
Es gibt auch Kritik an diesem Trend. Die Ethikkommission etwa kritisiert, dass sich der Druck auf die Frauen so erhöht. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema gemacht?
Erstaunlicherweise zeigt sich in unserer Studie eine sehr positive oder überwiegend positive Einstellung der Frauen zum Einfrieren von Eizellen. Es steht etwas im Widerspruch zu früheren Studien, in denen die Frauen eher kritischer dazu eingestellt waren.
Die Forschung zeigt: Je höher die Bildung einer Frau, desto positiver ist sie eingestellt zu Social Egg Freezing.
Diese Umfrage von Ihnen und Ihrem Forschungsteam dauert noch bis nächste Woche. Fast 1000 Antworten von Frauen sind bislang eingetroffen. Können Sie schon Gründe dafür ausmachen, weshalb das Einfrieren der Eizellen so positiv bewertet wird?
Das können wir aktuell noch nicht sagen. Meine Vermutung ist, dass wir ein sehr junges und gut gebildetes Sample haben. Viele Frauen haben beispielsweise studiert und sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Es gibt bereits Forschung, die zeigt: Je höher die Bildung einer Frau ist, desto positiver ist sie eingestellt zu Social Egg Freezing. Es könnte auch sein, dass es einen gesellschaftlichen Trend gibt und die Einstellung generell immer positiver wird. Denn die bestehenden Studien dazu sind bereits etwas älter.
Geht es den Frauen um mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Das kann ich in Bezug auf unsere Studie noch nicht beantworten. Aber die Forschung zeigt ganz klar, dass der Hauptgrund für das Einfrieren von Eizellen nicht die Karriere ist, sondern das Fehlen eines Partners oder des passenden Partners. Die Frauen kommen entweder aus einer gescheiterten langjährigen Beziehung, in der Kinder geplant waren. Oder sie sind aus anderen Gründen Single. Und sie wollen sich etwas mehr Zeit verschaffen.
Spielt die Karriere gar keine Rolle?
Das würde ich auch nicht sagen. Es zeigt sich auch, dass die Frauen sich eine stabile Lebenssituation wünschen, wenn sie Kinder bekommen. Dazu gehört einerseits der Partner. Aber auch beispielsweise finanziell gut aufgestellt zu sein oder eine gute Wohnsituation zu haben.
Das Einfrieren von Eizellen verschafft Zeit, um diese stabile Lebenssituation zu erreichen.
Das Einfrieren von Eizellen verschafft Zeit, um diese stabile Lebenssituation zu erreichen. Die Forschung zeigt auch, dass Frauen, die Eizellen einfrieren, oft in einem hohen Pensum arbeiten. Das kann verschiedene Gründe haben. Es kann sein, dass die Frauen keine Kinder haben und deshalb mehr Zeit haben, um zu arbeiten. Oder dass Frauen, die viel arbeiten, auch eher ihre Eizellen einfrieren. Hier ist die Richtung des Effekts noch nicht klar.
Wie sehr spielen Ängste eine Rolle beim Entscheid für das Einfrieren?
Neben dem fehlenden Partner ist auch die Angst vor Unfruchtbarkeit ein wichtiger Punkt. Mit dem Älterwerden machen sich viele Frauen Gedanken darüber, ob es noch klappen würde, wenn sie jetzt noch länger warteten.
Das Gespräch führte Rachel Beroggi.