In der Nacht vom 13. Juli 2021 fegte Sturm «Bernd» über die Schweiz, am heftigsten wütete er in der Stadt Zürich. Gleich reihenweise knickten die Bäume um. Allein in dieser Nacht räumte der Sturm 14'000 Quadratmeter Holz im Stadtwald ab. So viel, wie die Stadt sonst in einem Jahr im Rahmen der Bewirtschaftung fällt. In Parks und Strassen wurden 19'000 Bäume beschädigt, 2000 davon so schwer, dass sie notfallmässig gefällt werden mussten oder noch gefällt werden.
Wir sind immer noch am Schmerz verarbeiten.
Insgesamt wurden 30 Prozent der Stadtbäume beschädigt. Nicht nur durch den Sturm, im Januar hatte ihnen bereits eine drückende Schneelast schwer zugesetzt.
Insgesamt rechnet die Stadt mit Kosten von zehn Millionen Franken für Aufräumarbeiten und Wiederaufforstung. Bis alle Bäume in der Stadt ersetzt sind, wird es 2025.
«Wir sind immer noch am Schmerz verarbeiten», sagt Christine Bräm, Direktorin von Grün Stadt Zürich. «Langsam geht es aber wieder aufwärts.» In den Wäldern sollen die Lücken durch natürlichen Aufwuchs wieder geschlossen werden. In der Stadt werden die Bäume ersetzt und es sollen sogar noch mehr Bäume gepflanzt werden. «Bäume sind das Beste, um die Hitze zu mindern», sagt Bräm. Eine Massnahme, die bereits vor dem schweren Schneefall im Januar und Sturm «Bernd» beschlossene Sache war.
Trotzdem kann die Stadt nach den Schäden durch Schnee und Sturm nicht einfach wieder zurück zur Tagesordnung übergehen. Hat Grün Stadt Zürich bis jetzt grundsätzlich auf einheimische Baumarten gesetzt, wird sich dies in den kommenden Jahren ändern. Vermehrt sollen in Zukunft Bäume aus Süd- und Südosteuropa gepflanzt werden, sagt Bräm.
Denn in den Strassen sei es in den letzten Jahren immer heisser und trockener geworden. Früher habe ein Spitzahorn das gut überstanden, jetzt wachse er nicht mehr richtig. Man müsse deshalb jetzt für Bäume sorgen, die wachsen könnten: «Wir müssen die richtigen Bäume für die Zukunft wählen, Bäume, die Hitze und Trockenheit widerstehen können.» Oft seien dies Arten aus der Balkanregion.
Ein Spitzahorn wächst heute nicht mehr richtig.
Mit neuen Technologien wie Laserscans wird ausserdem gemessen, wie die jungen Stadtbäume mit den Bedingungen zurechtkommen und wie sie sich entwickeln. «Nach vier Jahren sieht man schon grosse Unterschiede, wo sie gut und wo weniger gut gewachsen sind», erklärt Christine Bräm.
Das Aufräumen und Nachpflanzen sei eine «Herkulesaufgabe», so die Direktorin von Grün Stadt Zürich. Sie wird die Stadt noch mehrere Jahre beschäftigen.
Steineichen statt Spitzahorn auch in Basel
«Dort wo es geht, pflanzen wir immer noch einheimische Bäume», sagt der stellvertretende Leiter Grünflächen/Unterhalt der Stadtgärtnerei Basel, Simon Leuenberger. Immer häufiger sei das aber nicht mehr möglich. Am unteren und oberen Rheinweg stehen deshalb heute auch Bäume, die eigentlich in Südosteuropa heimisch sind, zum Beispiel Steineichen.
200 neue widerstandsfähige Jungbäume pro Jahr in Bern
Auch andere Städte sorgen sich um die Zukunft ihrer Bäume. In Bern zum Beispiel wird genau Buch geführt, wo wie viele Bäume stehen. 21'000 Stück sind es auf öffentlichem Grund, zwei Drittel von ihnen in Parkanlagen oder entlang der Aare, ein Drittel im Strassenraum. Auf einer Karte wird genau beschrieben, wo welche Baumart steht.
Im Schweizer Siedlungsraum ist der Anteil der Baumflächen in den letzten zwei Jahrzehnten um fast 10 Prozent geschrumpft. In der Stadt Bern um 18 Prozent gewachsen, schreibt die Stadt Bern. Durch Vandalismus, Hunde-Urin, Bodenvibrationen oder Bautätigkeiten müssen immer wieder kranke Bäume gefällt werden. Im Schnitt werden jedes Jahr auch wieder 200 neue, widerstandsfähige Jungbäume gepflanzt.