Schutt, Geröll, Schlamm. Der Bahnhof und die Bahngeleise in Brienz BE sind noch immer gezeichnet von den heftigen Unwettern am Montagabend. Deshalb ist die Strecke zwischen Meiringen und Interlaken Ost unterbrochen. Also jene Strecke, die gerade bei ausländischen Gästen beliebt ist, weil sie als Goldenpass-Linie das Berner Oberland mit Luzern verbindet.
«Wir hatten Glück im Unglück», sagt Michael Schürch, Geschäftsführer der Zentralbahn. Einer ihrer Züge ist im Bahnhof Brienz stehen geblieben und die Fahrgäste konnten evakuiert werden. «Sonst wäre der Zug wahrscheinlich im Tunnel von den Wassermassen überrascht worden. Ich will mir nicht ausmalen, was da hätte passieren können.»
«Die Schäden sind immens», so der Geschäftsführer der Zentralbahn. Überall liege Schlamm und Schutt, tonnenschwere Steine versperrten das Bahntrassee. Und im Tunnel seien sämtliche Elektroinstallationen defekt. Ein klares Bild der Schäden gebe es jedoch erst, wenn der ganze Schutt wegtransportiert sei, so Schürch.
Was man aber schon weiss: Der Unterbruch der Bahnstrecke dauert mehrere Wochen. Seit Dienstagmorgen verkehren Ersatzbusse. Das heisst, dass Touristinnen und Touristen vom Zug auf den Bus umsteigen müssen. Und die Reisezeit verlängert sich. «Das hat unsere Reisepläne schon etwas durcheinander gebracht», sagt ein Tourist aus den USA.
Viele sind mit grossen Koffern unterwegs. «Mit viel Gepäck ist es schon im Zug anspruchsvoll. Noch anspruchsvoller wird es, wenn man damit in einen Bus umsteigen muss», sagt Michael Schürch von der Zentralbahn. Deshalb versuche man die Gäste so zu leiten, dass sie über Bern nach Luzern fahren würden.
Das klappt aber nicht immer. Eine deutsche Touristin, die eigentlich mit dem Goldenpass hätte fahren wollen, muss in Brienz umsteigen: «Da kann man nichts machen, das ist höhere Gewalt.» Man nimmt es also locker.
Wie sieht das Brienz Tourismus? Nach dem Unwetter 2005 mit zwei Toten gibt es nun wieder eine grosse Verwüstung im Dorf. Auch die Brienzer Rothornbahn fährt nicht und die Schiffe auf dem Brienzersee können aktuell nicht in Brienz anlegen. Wie gross ist der Schaden für den Tourismus?
Simon Kunz, Präsident von Brienz Tourismus, sieht keinen grossen Schaden: «Vieles ist offen und kann besucht werden.» Ausserdem kämen die Gäste gut mit dem Umsteigen zurecht: «Unsere Touristen kommen aus der ganzen Welt. Und in anderen Teilen der Welt gibt es auch solche Ereignisse», sagt der Chef von Brienz Tourismus.