Immer mehr Kinder und Jugendliche wollen Fussball spielen. Auch Mädchen interessieren sich vermehrt für den Sport. Auf den Plätzen wirds da und dort eng, und es fehlt an Trainern. Nun bildet der Aargauische Fussballverband als einer der ersten gezielt Trainerinnen aus. Die neue Grundausbildung ist explizit für Frauen und soll die Rolle der Frauen im Fussball stärken.
-
Bild 1 von 3. Frauen hätten ein anderes Fussballverständnis, meinte eine Trainerin. Ein Kurs für weibliche Trainer sei an der Zeit, heisst es beim Kanton. Bildquelle: SRF/Nina Köpfer.
-
Bild 2 von 3. Der Zeitpunkt für eine gezielte Trainerinnenausbildung sei definitiv gekommen, sagt die Zuständige des Kantons. Bildquelle: SRF/Nina Köpfer.
-
Bild 3 von 3. Es sei viel auf einmal, aber spannend, sagen die Teilnehmerinnen. Bildquelle: SRF/Nina Köpfer.
Dienstagmorgen auf dem Fussballplatz in Gränichen AG. Der Himmel ist grau, der Morgennebel noch sichtbar, die Fussballschuhe sind montiert. An total fünf Tagen lernen 17 Frauen, wie Fussballtrainings abgehalten werden. Fussball soll für alle sein, nicht nur für Männer, sagt Kursteilnehmerin Serena.
Ein Hauptgrund, die Ausbildung nicht zu machen, war, dass nur Männer dabei waren.
Bisher seien in den Grundkursen vor allem Männer als Trainer ausgebildet worden, das habe sie an der Ausbildung gehindert, sagt Teilnehmerin Serena. Das bestätigt Barbara Henzi, ehemalige Spitzenfussballerin und Instruktorin beim Schweizerischen Fussballverband SFV. «Bei den letzten zwei Basiskursen in den letzten Wochen hatten wir drei Frauen auf 45 Männer, das ist der Normalfall.»
Frauen hätten ein anderes Spiel- und Trainingsverständnis, findet die Kursteilnehmerin und Trainerin der Frauen des FC Mutschellen, Laura Bonito. Barbara Henzi vom nationalen Fussballverband bestätigt: «Frauen sind bei Ausbildungen zurückhaltender, hören sehr gut zu und bleiben bei Trainings in der Gruppe. Männer gehen auch für nur eine Minute Pause kurz mit dem Ball spielen.»
Richtiger Zeitpunkt?
Wer als Fussballtrainer oder -trainerin arbeiten möchte, braucht in der Regel den Grundkurs J+S (Jugend und Sport). Damit erhält der Verein auch J+S-Gelder und kann Trainer oder Turniere damit finanzieren. Der reine Frauengrundkurs im Aargau sei ein «historisches Angebot», findet der kantonale Fussballverband.
Carla Spielmann, Leiterin der J+S-Kaderausbildung beim Kanton Aargau, ist froh, dass es den Kurs gibt: «Die Idee war schon länger vorhanden, aber wir mussten den richtigen Moment abwarten.» Sie spricht die kommende Fussball-EM der Frauen an. Die Medienpräsenz helfe. «Was man über 10 gemischte Kurse in Sachen Frauenförderung bisher erreicht hat, erreicht man neu in nur einem Kurs.»
26 Kursteilnehmerinnen haben sich für den Kurs in Gränichen angemeldet, ein paar mussten verletzungsbedingt oder aus familiären Gründen absagen. 17 kamen. Trotzdem sei das enorm viel, heisst es beim Verband weiter. «Es sind mehr als doppelt so viele Frauen, wie bisher in geschlechtergemischten Kursen jährlich ausgebildet wurden.» Im Aargau sind nur 7.5 Prozent der Fussballtrainer weiblich.
Der Aargau ist nicht der erste Kanton, der gezielt Fussballtrainerinnen ausbildet. Ein ähnlicher Kurs fand im Juli zum Beispiel im Kanton Bern statt. Der Schweizer Fussballverband hat sich nämlich mit dem Projekt «Legacy WEuro 25» in Sachen Frauenfussball hohe Ziele gesteckt.
Der Verband will mit dem Projekt die Anzahl fussballspielender Mädchen und Frauen in der Schweiz verdoppeln, von knapp 40'000 auf 80'000. Zudem sollen mehr Frauen in Entscheidungspositionen im Schweizer Fussball aktiv sein und für die Fussball-Europameisterschaft 2025 in der Schweiz sollen acht Stadionsprecherinnen rekrutiert werden.
Kurse wie jener in Gränichen sollen eine strukturelle Veränderung bringen, damit vermehrt nicht nur Trainer, sondern auch Trainerinnen Kindern das Fussballspielen beibringen. Der Anfang scheint gemacht.