Pink und Lila ist der 14. Juni 1991. Es sind die symbolischen Farben des ersten nationalen Frauenstreiks. Hunderttausende Frauen nehmen vor 28 Jahren daran teil. Die grosse Mobilisierung habe überrascht – und Erfolg gezeigt, sagt die Historikerin Brigitte Studer.
So sei das Gleichstellungsgesetz 1996 auf den Frauenstreik von 1991 zurückzuführen. Und – wenn auch nicht ganz so kausal festzumachen – die Einführung des Mutterschaftsurlaubs 2005. «Etwas ist deblockiert worden mit dem Frauenstreik 1991», ist Studer überzeugt.
Die Gleichstellung werde seit 1991 breiter und häufiger thematisiert, so die Professorin an der Universität Bern, die sich seit Jahren mit der Geschlechtergeschichte befasst.
Lohnschere klafft immer noch auseinander
Trotz der Erfolge nach 1991 ist die Schweiz von einer Gleichstellung von Mann und Frau am Arbeitsplatz noch weit entfernt. Das zeigen Lohnstatistiken aus den unterschiedlichsten Branchen.
Im Schnitt beträgt der unerklärte Lohnunterschied zwischen Frau und Mann knapp acht Prozent. Diese Woche zeigte eine Umfrage des Schweizerischen Bankpersonalverbands sogar, dass sich im Bankensektor die Lohnschere in den letzten zwei Jahren geöffnet hat.
Die Frauen haben genug
Der heutige Frauenstreik sei deshalb nötig, sagt Vania Alleva, Vizepräsidentin des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, der den Frauenstreik mitorganisiert. Die Frauen hätten jetzt genug. «Es ist wichtig zu zeigen, dass es jetzt vorwärtsgehen und die Gleichstellung umgesetzt werden muss.»
Auch wenn am heutigen Tag nicht alle ihre Arbeit tatsächlich niederlegen könnten oder wollten: Der Frauenstreik mache erneut auf die alten Ungleichheiten aufmerksam und unterstütze die Forderungen der Frauen, sagt Historikerin Studer. Dabei sei ein langer Atem gefragt: Bis sich ein Effekt zeige, dauere es meist Jahre.