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Gastronomie während Corona «Büezer-Beizen» – eine verpasste Chance?

Seit März dürfen Restaurants Leute im Aussendienst, also «Büezer», bewirten. Doch die Wirte lassen es meist sein.

Im Restaurant «Zur Linde» in Kappelen im Berner Seeland ist alles fast wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie: Die Gäste kommen und gehen, in der Küche bereiten die Köchinnen das Essen vor.

Die Wirtin Yvonne Schenk begrüsst zwar ihre Gäste, diese müssen das Essen und Trinken aber selber am Buffet holen, die Anzahl Tische ist massiv eingeschränkt. Es sind eben doch Pandemie-Zeiten.

Trotzdem: Seit Anfang März gibt es für Gärtnerinnen, Bauarbeiter, Installateurinnen die Möglichkeit, wieder in einem Restaurant zu essen. «Betriebskantine für Berufstätige im Ausseneinsatz» heisst das vom Bund bewilligte Konzept, oder im Volksmund «Büezer-Beiz».

Nur wenige Betriebe

Das Konzept wurde auf Druck der Baubranche realisiert und ist in den meisten Kantonen erlaubt. Nun zeigt sich, dass nur wenige Restaurants mitmachen – darunter eben auch die Besitzerin der Linde in Kappelen, Yvonne Schenk. «Ich will etwas für meine Stammgäste tun und hoffe, dass unser Restaurant nicht vergessen geht.»

Dank der Büezer-Beiz gehen wir bei unseren Stammgästen nicht vergessen.
Autor: Yvonne Schenk Wirtin

Ihr Engagement wird geschätzt. «Es ist schön, wieder einmal am Mittag richtig zu essen», sagt ein Gärtner. «Auch wenn es jetzt wieder wärmer wird, sind wir froh, kurz drinnen Pause zu machen.» Ein Installateur plant sogar extra seine Touren so, dass er hier über Mittag haltmachen kann.

Ein «Nullsummenspiel»

Yvonne Schenk bietet schon länger Take-away an, nun seit ein paar Wochen öffnet sie auch als Büezer-Beiz. «Es ist ein Nullsummenspiel», sagt sie. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind noch immer zu Hause und haben Kurzarbeit, dafür hilft die Familie im Betrieb mit. Trotzdem ist Yvonne Schenk überzeugt, das Richtige zu tun. «Wir helfen den Büezern und sie unterstützen uns». So wie Yvonne Schenk sehen es aber nur wenige Berufskolleginnen. In einigen Kantonen gibt es mehr Büezer-Beizen, in anderen kaum welche.

Warum die grossen regionalen Unterschiede?

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Die Büezer-Beizen sind nicht überall gleich häufig anzutreffen. «Das hat mit den unterschiedlichen Voraussetzungen zu tun», sagt Severin Hohler von GastroSuisse. «Betriebe müssen zum Teil beim Kanton eine Bewilligung einholen, was den administrativen Aufwand erhöht.» Auch wird nicht überall gleich über offene Restaurants informiert, was das Betreiben einer Büezer-Beiz mehr oder weniger attraktiv macht. Einzelne Kantone wie beispielsweise Aargau, St. Gallen und Zürich führen eine Liste mit offenen Restaurants für Büezerinnen und Büezer und unterstützen so die Restaurants.

Haben die Betriebe geschlossen, profitieren sie vom Erwerbsersatz für Mitarbeitende. Steigt jedoch der Umsatz, entfällt dieser gegebenenfalls. Öffnen die Betriebe also nicht, weil sie um diese Entschädigungen fürchten? Hohler schliesst es nicht aus. «Für einzelne kann das ein Grund sein», sagt er. «Aber die allermeisten betrifft es nicht, weil der Umsatz auch mit der Büezer-Beiz tief bleibt.»

Gerade im weitläufigen Kanton Bern machen nur wenige mit. «Es rentiert schlicht nicht», sagt Thomas Oberli. Er ist beim Verband Gastro-Bern Vize-Präsident der Sektion Emmental-Oberaargau. Die Büezer seien eine zu kleine Kundengruppe. Er will deshalb auch nicht von einer verpassten Chance für die durch Corona arg gebeutelten Gastro-Betriebe sprechen.

Aufwand und Ertrag sind für viele Gastro-Betriebe nicht im Gleichgewicht.
Autor: Thomas Oberli Vertreter Gastro-Verband

Zudem verweist Oberli auf die Auflagen. Es gilt nicht nur ein Sicherheitskonzept mit Servier-Verbot und Abstandsregeln, die Handwerksbetriebe müssen ihre Leute anmelden, zudem ist jedes Mal eine Reservation sowie eine Registrierung für das Contact-Tracing nötig.

Die Seeländer Wirtin Yvonne Schenk lässt sich davon nicht abschrecken. «Der administrative Aufwand ist klein und in einer Minute erledigt.» Eines ist ihr wichtig: «Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken.»

Terassen öffnen wieder

So oder so sei sie nun froh, dass es nun gewisse Lockerungen gibt. Yvonne Schenk weiss aber noch nicht, ob sie die Terrasse öffnen will. «Wenn das Wetter nicht gut ist, wird das Essen kalt und den Gästen ist es nicht wohl.»

Zudem ergibt sich in ihren Augen ein neues Problem. Die Wirtin muss künftig schauen, dass nur die Büezerinnen und Büezer drinnen essen und nicht noch andere Personen, welchen es gemäss den Corona-Massnahmen nicht erlaubt ist. «Polizistin spielen mag ich nicht.»

Wo es eine Büezer-Beiz gibt

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 14.04.2021, 06:31/17:30 Uhr

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