Im Restaurant «Zur Linde» in Kappelen im Berner Seeland ist alles fast wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie: Die Gäste kommen und gehen, in der Küche bereiten die Köchinnen das Essen vor.
Die Wirtin Yvonne Schenk begrüsst zwar ihre Gäste, diese müssen das Essen und Trinken aber selber am Buffet holen, die Anzahl Tische ist massiv eingeschränkt. Es sind eben doch Pandemie-Zeiten.
Trotzdem: Seit Anfang März gibt es für Gärtnerinnen, Bauarbeiter, Installateurinnen die Möglichkeit, wieder in einem Restaurant zu essen. «Betriebskantine für Berufstätige im Ausseneinsatz» heisst das vom Bund bewilligte Konzept, oder im Volksmund «Büezer-Beiz».
Nur wenige Betriebe
Das Konzept wurde auf Druck der Baubranche realisiert und ist in den meisten Kantonen erlaubt. Nun zeigt sich, dass nur wenige Restaurants mitmachen – darunter eben auch die Besitzerin der Linde in Kappelen, Yvonne Schenk. «Ich will etwas für meine Stammgäste tun und hoffe, dass unser Restaurant nicht vergessen geht.»
Dank der Büezer-Beiz gehen wir bei unseren Stammgästen nicht vergessen.
Ihr Engagement wird geschätzt. «Es ist schön, wieder einmal am Mittag richtig zu essen», sagt ein Gärtner. «Auch wenn es jetzt wieder wärmer wird, sind wir froh, kurz drinnen Pause zu machen.» Ein Installateur plant sogar extra seine Touren so, dass er hier über Mittag haltmachen kann.
Ein «Nullsummenspiel»
Yvonne Schenk bietet schon länger Take-away an, nun seit ein paar Wochen öffnet sie auch als Büezer-Beiz. «Es ist ein Nullsummenspiel», sagt sie. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind noch immer zu Hause und haben Kurzarbeit, dafür hilft die Familie im Betrieb mit. Trotzdem ist Yvonne Schenk überzeugt, das Richtige zu tun. «Wir helfen den Büezern und sie unterstützen uns». So wie Yvonne Schenk sehen es aber nur wenige Berufskolleginnen. In einigen Kantonen gibt es mehr Büezer-Beizen, in anderen kaum welche.
Gerade im weitläufigen Kanton Bern machen nur wenige mit. «Es rentiert schlicht nicht», sagt Thomas Oberli. Er ist beim Verband Gastro-Bern Vize-Präsident der Sektion Emmental-Oberaargau. Die Büezer seien eine zu kleine Kundengruppe. Er will deshalb auch nicht von einer verpassten Chance für die durch Corona arg gebeutelten Gastro-Betriebe sprechen.
Aufwand und Ertrag sind für viele Gastro-Betriebe nicht im Gleichgewicht.
Zudem verweist Oberli auf die Auflagen. Es gilt nicht nur ein Sicherheitskonzept mit Servier-Verbot und Abstandsregeln, die Handwerksbetriebe müssen ihre Leute anmelden, zudem ist jedes Mal eine Reservation sowie eine Registrierung für das Contact-Tracing nötig.
Die Seeländer Wirtin Yvonne Schenk lässt sich davon nicht abschrecken. «Der administrative Aufwand ist klein und in einer Minute erledigt.» Eines ist ihr wichtig: «Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken.»
Terassen öffnen wieder
So oder so sei sie nun froh, dass es nun gewisse Lockerungen gibt. Yvonne Schenk weiss aber noch nicht, ob sie die Terrasse öffnen will. «Wenn das Wetter nicht gut ist, wird das Essen kalt und den Gästen ist es nicht wohl.»
Zudem ergibt sich in ihren Augen ein neues Problem. Die Wirtin muss künftig schauen, dass nur die Büezerinnen und Büezer drinnen essen und nicht noch andere Personen, welchen es gemäss den Corona-Massnahmen nicht erlaubt ist. «Polizistin spielen mag ich nicht.»