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Warme Winter und Wildtiere
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 08.03.2024. Bild: Imago/imagbrockers
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Gefährdete Wildtiere Warmer Winter setzt Wildtieren zu

Gestresst, schlecht getarnt und zu wenig Fettreserven: Die milden Temperaturen haben Folgen für Wildtiere.

Grüne Pisten, blühende Krokusse und Pullover-Temperaturen – der Februar war fast fünf Grad wärmer als üblich. Aber nicht nur wir Menschen bekommen die milden Temperaturen zu spüren, auch die Wildtiere: Hirsche, Hasen, Füchse oder Mäuse.

Zu viele alte und schwache Tiere

Zwar macht es ihnen der fehlende Schnee einfacher, Nahrung zu finden. Aber insgesamt setzt der Klimawandel den Tieren mehr zu als dass er nützt.

Kurt Schweizer ist seit 22 Jahren Wildhüter im Berner Oberland und sagt: «Für Tiere in höheren Lagen bedeuten milde Winter, dass die Bestandsregulation nicht stattfindet.»

Ein Rothirsch röhrt im Wald.
Legende: Wenn alte oder schwache Hirsche überleben, ist das zwar gut für das einzelne Tier, aber negativ für die Population. Keystone/Sina Schuldt

Das heisst: Auch ältere und schwächere Tiere überleben und pflanzen sich fort. Dies verhindert eine natürliche Selektion und das sei «nicht wünschenswert», sagt Kurt Schweizer. «Die Weitergabe des Erbguts sollte den stärksten und fittesten vorbehalten sein.»

Auf den Winterschlaf hingegen wirken sich milde Temperaturen nicht aus. «Der Winterschlaf ist von einer inneren Uhr gesteuert», sagt Schweizer.

Zu wenig Fettreserven

Problematisch wird es, wenn Tiere – zum Beispiel das Murmeli – wärmebedingt weniger Fettreserven anlegen, bevor sie sich in den Winterschlaf verabschieden. «Das kann tödlich enden», sagt Schweizer.

Ein Murmeltier auf einer blühenden Wiese.
Legende: Wenn es im Herbst zu warm ist, legt das Murmeltier nicht genügend Fettreserven an. Keystone/Gian Ehrenzeller

Eine weitere negative Folge ist die fehlende Tarnung. Es gibt Tiere, die auf den Winter hin ihr Kleid wechseln, etwa der Schneehase oder das Schneehuhn. «In der braunen Landschaft werden sie von ihren Fressfeinden gesehen und sind so leichte Beute», erklärt Schweizer.

Schneehuhn auf grünem Gras.
Legende: Weiss auf Grün: Bei Schneemangel schwindet die Tarnung des Schneehuhns. Imago/imagebrocker

Und zu guter Letzt macht auch der Mensch den Wildtieren zu schaffen.

Stellen Sie sich vor, man würde mit einer Taschenlampe in ihr Schlafzimmer zünden.
Autor: Kurt Schweizer Wildhüter

Wenn kaum Schnee liegt, bewegen sich Wanderer und Bergsteigerinnen auch in höheren Lagen, wo normalerweise Ruhe herrscht. «Sie stören die Tiere in ihrem Lebensraum», sagt Wildhüter Kurt Schweizer und macht einen Vergleich: «Stellen Sie sich vor, man würde mit einer Taschenlampe in ihr Schlafzimmer zünden.»

Fühlen sich Wildtiere von Menschen gestört, verlegen sie ihre Aktivitäten in einen anderen – suboptimalen – Lebensraum. Und darum hat sich in den letzten Jahren auch der Job des Wildhüters verändert. «Wir müssen viel öfters kontrollieren, ob sich die Leute an die Regeln halten», sagt Kurt Schweizer.

Ein Mann mit Stöcken und Gewehr in den Bergen.
Legende: Kurt Schweizer ist Wildhüter im Berner Oberland. ZVG/Kurt Schweizer

Aber: Es gibt auch Gewinner des milden Winters, etwa die Zecken: «Ist es zu wenig kalt, fallen sie nicht in eine Winterstarre und können das ganze Jahr über aktiv sein», sagt Schweizer.

Auch die Wildschweine profitieren: In milden Wintern produzieren sie mehr Nachwuchs.

Ein Wildschwein im Geäst.
Legende: Wärmere Winter und ein besseres Nahrungsangebot sorgen für mehr Nachwuchs bei Wildschweinen. Keystone/Steffen Schmidt

Der Wildhüter ist überzeugt: Die Wildtiere werden sich längerfristig an die milden Winter anpassen. «Wichtig ist, dass wir sie so gut wie möglich vor Stress schützen.»

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 8.3.2024, 17:30 Uhr;

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