Den Schweizer Bächen ging es schon besser: Nur etwa dreissig Prozent davon sind wirklich gesund. Das zeigte eine Studie der Universität Zürich und der ETH , die diese Woche erschienen ist. Die meisten der untersuchten Bäche im Mittelland, in Teilen des Juras und in Talebenen grösserer Täler erfüllten damit ihre Rolle als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt.
Zustand begradigter Bäche schlechter
Der Gewässerökologe Roman Alther hat die Studie mitverfasst. Er sagt, dass in 70 Prozent der kleinen Bäche empfindliche Kleinlebewesen fehlten. Zwar sei es nicht so, dass diese Gewässer unbelebt seien. Aber: «Es fehlen insbesondere Lebewesen, die stark auf Belastungen reagieren. So zum Beispiel Steinfliegen und Köcherfliegenlarven.»
Die Gründe, warum es den Schweizer Bächen nicht gut geht, seien vielfältig. Besonders beeinträchtigt waren laut der Untersuchung Bäche, deren Struktur stark verändert wurde. Es werde immer mehr gebaut und viele Bäche flössen in engen Korsetten, sagt Alther: «Sie wurden eingedolt (also in Röhren unter die Erde verlegt, Anm. d. Red.) oder gegen unten abgedichtet.» Andere Gewässer wurden begradigt und können dadurch nicht mehr in ihrem natürlichen Bachbett fliessen oder durchlaufen Kleinkraftwerke.
Diese Problematiken summierte sich auf, erklärt der Gewässerforscher. «Dazu kommt die Belastung durch die Klimaerwärmung, die auch die Bäche erwärmt.» Und schliesslich wirke sich ein grosser Anteil an Ackerland, Obstkulturen und Reben im Einzugsgebiet der Bäche besonders negativ auf das Vorkommen der empfindlichen Kleinlebewesen aus.
Aufgrund der aktuellen Situation sei es wichtig, die vielen Dorfbäche zu renaturieren und sie zu schützen. Doch die Politik mache zu langsam vorwärts, kritisiert Alther. Der Zeithorizont für den Schutz der Bäche betrage achtzig Jahre: «Der derzeit angedachte Fahrplan ist viel zu langsam, um den Schutz der Bäche garantieren zu können.»