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Gefängnis Zürich West am Limit Planungsdebakel gefährdet Sicherheit im neuen Gefängnis

  • Das neu eröffnete Gefängnis Zürich West braucht massiv mehr Personal.
  • Bei der Planung sei der Stellenbedarf viel zu tief berechnet worden, heisst es in der Mitteilung der Justizdirektion.
  • Um die Sicherheit zu gewährleisten, will der Kanton Zürich sofort 82 zusätzliche Stellen schaffen.
  • Die Zusatzkosten belaufen sich dafür auf 9.5 Millionen Franken dieses Jahr. Ab 2024 sind es jährlich 10.8 Millionen Franken.
  • Sehr offen räumt die Justizdirektion Fehler bei der Personalplanung ein. Für den 24-Stunden-Betrieb im neuen Gefängnis Zürich West seien die Verantwortlichen davon ausgegangen, dass es dreimal mehr Personal braucht als für einen Einschichtbetrieb. «Fälschlicherweise», wie es in der Mitteilung heisst. Gemäss aktuellen Vorgaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) braucht es dafür aber fünfmal so viel Personal.

Blind vor Euphorie?

Dass das Personal nicht reicht, habe man eigentlich gewusst, sagt Roland Zurkirchen, Direktor Untersuchungsgefängnisse Zürich. Aus lauter Freude und Stolz über das neue Gefängnis hätten sie es aber versuchen wollen. «Wir mussten dann sehen, es geht wirklich nicht.» War man ein wenig Euphorie-blind? «Ja, man könne es durchaus so sehen». Die Begeisterung sei im Vordergrund gestanden.

Angespannte Situation beim Personal

Die Folgen der mangelhaften Personalplanung sind im Gefängnisalltag spürbar. «Die Folgen der Unterbesetzung sind offensichtlich», heisst es im Schreiben. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben nur kurz. Wer bleibt, ist stark belastet, in kurzer Zeit wurden viele Überstunden angehäuft.

Die Stimmung ist angespannt.
Autor: Schreiben der Justizdirektion

Die Justizdirektion beschönigt die Lage in ihrer Mitteilung nicht. «Die Stimmung ist angespannt.» Dass es noch zu keinen schwerwiegenden Zwischenfällen gekommen ist, schreibt die Justizdirektion dem grossen Engagement der Mitarbeitenden zu. Allerdings kam es bereits zu groben Fehlern. So bestätigt Zurkirchen in einem Interview mit der NZZ, dass falsche Personen aus der Haft entlassen worden sind.

Das neue Gefängnis Zürich West

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Das Gefängnis Zürich West ist ein Teil des Polizei- und Justizzentrums Zürich (PJZ). Gebaut wurde es auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Zürich. Seit April 2022 wurde es etappenweise in Betrieb genommen.

Im Gefängnis Zürich West werden einerseits Personen inhaftiert, die vorläufig festgenommen worden sind. Dafür stehen 124 Plätze zur Verfügung. Andererseits entstehen hier in Zukunft 117 neue Plätze für die Untersuchungshaft.

Quereinsteiger sollen es wieder richten

Nun will der Regierungsrat rasch handeln. Gestützt auf neue Berechnungen sollen 82 neue Stellen geschaffen werden. «Das Sicherheitssystem im Kanton darf nicht in Schieflage geraten.» Die Stellen zu besetzen, dürfte jedoch nicht einfach werden.

Bereits vor zwei Jahren rekrutierte das Zürcher Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung 100 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger aus anderen Berufen und bildete sie zu Gefängnisaufsehern aus.

Das würden sie auch jetzt wieder machen, sagt Roland Zurkirchen: «Wir haben auch noch einen Pool von interessierten Quereinsteigern.» Der Direktor der Untersuchungsgefängnisse hofft, dass er die ersten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schon im Sommer anstellen kann.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 6.4.2023, 12:03 Uhr ; 

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